Zum OnlineBanking

Die Finanzexpertin

Die Finanzexpertin ist ein neu entwickeltes Konzept der VR Bank RheinAhrEifel eG, in dem es um Frauen in der Finanzbranche geht. Wirtschaftlich- und finanziell-engagierte Frauen sind längst keine Ausnahme mehr. Frauen in Führungspositionen haben sich in den letzten Jahren, sei es eben in der Finanzbranche oder in anderen Berufsfeldern, immer mehr etabliert.

Mit der Serie "Die Finanzexpertin" wollen wir einen Einblick in das Arbeitsleben von Frauen in der Finanzbranche geben, welche entscheidende und unabdingbare Positionen in ihrem individuellen Arbeitsalltag ausüben.

Dieser Einblick soll andere Frauen inspirieren und in ihrem Selbstbewusstsein bestärken. Wir vermitteln Tipps und Wissen über Wirtschaft und Finanzen von Frauen für Frauen, damit auch Sie zur nächsten Finanzexpertin werden!

Dr. Kim Moskopp, Akademische Rätin am Institut für Pädagogik, Universität Koblenz
  • 1.      Liebe Kim, du bist Mutter, Wissenschaftlerin und hast promoviert – wie hast du das parallel geschafft?

    Seit 2016 bin ich Mutter, habe 2017 meine Doktorarbeit begonnen und gleichzeitig als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Uni Koblenz gearbeitet. Die Pandemie hat alles noch herausfordernder gemacht – geschlossene Kitas, eingeschränkte Betreuung, ein Kleinkind mit wenig Schlaf. Mein Mann und ich haben mit Zeitplänen und viel Teamarbeit jongliert. Ohne eine fundierte Organisation ging es nicht.

    Meine Motivation? Mein Thema hat mich tief bewegt: Ich wollte verstehen, warum das antike Glückskonzept (Eudaimonia) in heutigen Bildungsverständnissen kaum noch vorkommt. Diese innere Verbindung hat mich durchhalten lassen – trotz aller Belastung. Die Promotion wurde auch zum Rückzugsort. Sie hat mir erlaubt, gedanklich aus der pandemiebedingten Enge auszubrechen und mich weiterzuentwickeln. Auch mein Doktorvater unterstützte mich mit viel Vertrauen und Flexibilität. Nicht nur, dass ich mein Thema wählen konnte, sondern auch, dass er mir in dieser schwierigen Zeit der Pandemie vertraut und eine größtmögliche Freiheit bzgl. der Arbeitszeiten ermöglicht hat, spielte eine wesentliche Rolle. Mittlerweile bin ich aber froh, dass ich nicht mehr diese drei „Jobs“ gleichzeitig machen muss.

    2.      Worum geht es in deiner Dissertation „Pädagogik, Glück und das gute Leben“?

    Wie viel Zeit hast du😊? Ich untersuche, wie Bildung und Glück historisch zusammenhängen – von Aristoteles über Humboldt und Klafki bis hin zu aktuellen Ansätzen, wie z. B. der Kompetenzorientierung. Dabei nutze ich den Capabilities Approach von Martha Nussbaum, um zu zeigen, wie Bildung Menschen befähigen könnte, ein gutes Leben zu führen. Statt nur Kompetenzen zu messen, wie bei PISA, sollte Bildungsforschung auch Selbstbestimmung und Lebensqualität fördern und erheben. Mein Ziel: eine Bildung, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern echte Lebensmöglichkeiten eröffnet.

    3.      Was hat dir geholfen, dranzubleiben? Es scheint, man benötigt eine Kombination aus Leidenschaft, Struktur und starkem Netzwerk: Eine Promotion als Mutter ist eher selten, da eine hohe Belastung, richtig?

    Geholfen hat mir vor allem meine innere Berufung, das Thema Bildung und Glück neu zu denken. Mein Mann war meine größte mentale Stütze. Aber auch unser Lebenskonzept, gemeinsam mit Tieren auf dem Land zu leben, war und ist bis heute unglaublich wichtig für mich: Die Tiere fordern regelmäßige Arbeitspausen ein, die mir auch guttun und neue Ideen bringen.

    Zudem war die Uni Koblenz recht flexibel – ich konnte unseren Sohn sogar mit in die Bibliothek nehmen, was ich aufgrund der eingeschränkten Kinderbetreuung auch oft gemacht habe. Das Mentoringprogramm des IFGPZ hat mir gegen Ende sehr geholfen. Trotzdem – als Mutter wird man manchmal immer noch stereotypisch eingeschätzt: Ich wurde gefragt, wie ich die Promotion mit Kleinkind denn schaffen wolle; auf Tagungen wurde ich beispielsweise einmal für die Sekretärin meines Chefs gehalten und ein anderes Mal gefragt, warum ich meinen Mann denn unbedingt mit Kind begleiten müsse, obwohl ich die vortragende Person war. Bei ausländischen Tagungen ist mir das allerdings nicht passiert: Sowohl in den USA als auch in Asien oder Südeuropa wurde es positiv aufgenommen, mit Kind zu einer Tagung zu erscheinen, teilweise wurde vorab Kinderbetreuung sowie ein Rabatt im Tagungshotel angeboten. Um auf die Frage zurückzukommen: Man benötigt vor allem einen starken Willen und Mut, unkonventionelle Wege zu gehen.

    4.      Welche Ratschläge würdest du anderen Eltern mitgeben, die eine akademische Karriere anstreben?

    Als erstes: Wenn möglich nicht auf einer Stelle als Lehrkraft für besondere Aufgaben zu promovieren. Es ist ein großer Unterschied, ob man im Rahmen einer Qualifikationsstelle oder einer Lehrkraft-Stelle promoviert. Bei einer Qualifikationsstelle hat man während der regulären Arbeitszeit die Möglichkeit, an der Doktorarbeit zu arbeiten. Das gilt zunächst für jeden, der promovieren möchte. An die Eltern wäre mein Rat: Macht gute Zeitpläne mit doppelt so vielen Zeitpuffern wie üblich; versucht, Euch daran zu halten und werft sie nur ab und an mal über Bord😊Meiner Erfahrung nach kann es eben auch ein Vorteil sein, mit Kind zu promovieren: Durch die Kinderbetreuung hat man zwar ein kürzeres Zeitfenster, das man pro Tag für die Promotion nutzen kann; dies kann man aber effektiv und effizient nutzen, indem man sich konkrete Ziele setzt und diese erreicht. Man kann dann eben nicht 3 oder 4 Alternativen durchdenken, sondern bleibt eng an dem, was man sich vorgenommen hat. Ich finde, man sollte aufhören zu fragen: Wie kann ich TROTZ Kind Karriere machen. Man könnte eher fragen: Wie kann ich MIT Kind eine Karriere gestalten? Vieles hängt aber von den Möglichkeiten der Kinderbetreuung und dem Vorgesetzten ab. Hier habe ich aktuell wieder Glück, denn auch mein aktueller Chef Prof. Dr. Mark Humme ist sehr darauf bedacht, dass Familie und Karriere vereinbar sind und ist dabei sehr unterstützend.

    Vielen Dank für deine Antworten und die vielen Erkenntnisse über eine Promotion mit Kind!

    Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel.

    ­­­­Quellen

    IFGPZ Mentoring: https://www.uni-koblenz.de/de/ifgpz/graduiertenfoerderung/ifgpz-mentoring#:~:text=Das%20IFGPZ-Mentoring%20setzt%20sich%20aus%20vier%20Linien%20zusammen,n%C3%A4chsten%20Durchgang%202025%2F26%20des%20IFGPZ-Mentorings%20ab%20sofort%20m%C3%B6glich

    Institut für Sozialpädagogik: https://www.uni-koblenz.de/de/bildungswissenschaften/institut-fuer-paedagogik/arbeitsbereiche-institut-fuer-paedagogik/sozialpaedagogik/mitarbeiter-innen/mark-humme 

  • Kim Moskopp
    Kim Moskopp