Die Finanzexpertin

Die Finanzexpertin ist ein neu entwickeltes Konzept der VR Bank RheinAhrEifel eG, in dem es um Frauen in der Finanzbranche geht. Wirtschaftlich- und finanziell-engagierte Frauen sind längst keine Ausnahme mehr. Frauen in Führungspositionen haben sich in den letzten Jahren, sei es eben in der Finanzbranche oder in anderen Berufsfeldern, immer mehr etabliert.

Mit der Serie "Die Finanzexpertin" wollen wir einen Einblick in das Arbeitsleben von Frauen in der Finanzbranche geben, welche entscheidende und unabdingbare Positionen in ihrem individuellen Arbeitsalltag ausüben.

Dieser Einblick soll andere Frauen inspirieren und in ihrem Selbstbewusstsein bestärken. Wir vermitteln Tipps und Wissen über Wirtschaft und Finanzen von Frauen für Frauen, damit auch Sie zur nächsten Finanzexpertin werden!

Fragen an Frau Marina Schwarz

Fragen an Frau Marina Schwarz

Unternehmerin und Organisationsberaterin, seit 2019 selbstständig

Mitglied des Business Power Netzwerkes in der Vulkaneifel und Siegerin des Zukunftspreises Heimat 2023 in der Kategorie "Frauenförderung"

1.      Liebe Marina, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung des Zukunftspreises Heimat 2023 im Juni für das Business Power Netzwerk, welches von vier selbstständigen Unternehmerinnen in der Eifel gegründet wurde. Wie war denn euer Abend, war es eine gelungene Überraschung?

Wir haben uns sehr über die Auszeichnung gefreut und planen bereits die Verwendung des Preisgeldes für ein Barcamp in der Region. Dabei schauen wir gerade nach Terminen, nach weiteren Interessierten und finden es toll, die Region so zukunftsweisend mitzugestalten.

2.      Auf deiner Website beschreibst du, dass du verschiedene berufliche Stationen durchlaufen hast, bevor du für dich die Selbstständigkeit gewählt hast und nun als Organisationsberaterin tätig bist. Was hast du zuvor gemacht und was bewegte dich dazu den Sprung als Unternehmerin zu wagen?

Ich bin ausgebildete Diplom-Verwaltungswirtin, habe also die Ausbildung im öffentlichen Dienst absolviert und dort einige Jahre, auch als Führungskraft, gearbeitet. Anschließend bin ich in die Privatwirtschaft gewechselt und war dort einige Zeit tätig. Der Hauptgrund, warum ich heute selbstständig bin ist, dass ich lieber projektbezogen und flexibel arbeite. Ich kann dabei in meiner Beratung den Blick von außen mitbringen und bin so unabhängiger, weil ich externe Expertise mitbringe, die bei Organisationen intern manchmal nicht so differenziert und neutral vorhanden ist.

3.      In was für Situationen entscheiden sich Organisationen dazu, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Das sind ganz unterschiedliche Gründe, manchmal ist es eine Krise von innen oder außen, wie die Corona Pandemie oder bei internen Herausforderungen haben wichtige Beschäftigte oder Führungskräfte das Unternehmen verlassen, gehen z.B. in Rente. Manchmal haben sich über Jahre Dinge angestaut: Starkes Umsatzwachstum und die Strukturen konnten in dieser Geschwindigkeit nicht mithalten.

Aber auch der Fachkräftemangel spielt eine wesentliche Rolle, Themen rund um Personalmanagement, das Erstellen eines Leitbildes, einer Führungskultur etc. die Punkte sind vielfältig.

4.      Wie reagieren die meisten Kunden, wenn es um Veränderungen innerhalb ihres Betriebes geht? Wo setzt du an, wenn Sie in der Beratung starten?

Meist kommt die Geschäftsleitung auf mich zu und wünscht sich eine Veränderung. Es gibt immer Menschen, die sind begeistert von Veränderungen und natürlich gibt es auch solche, die keine möchten. Wichtig ist, alle mit einzubeziehen und mit den Personen zu sprechen, die betroffen sind und am Ende die neuen Themen mittragen müssen und sollen. Dabei sind nicht nur Führungskräfte und Geschäftsleitung involviert, sondern auch die relevanten Mitarbeitenden. Ich komme nicht in Organisationen, um alles auf Links zu drehen, sondern ermögliche, dass die Veränderung von jedem mitgestaltet werden kann. Mich interessieren dabei weniger der Umsatz des letzten Quartals als die Prozesse und Strukturen, die optimiert werden.

Meist suche ich nach einigen Monaten ein Feedbackgespräch wie der Prozess läuft und wo noch Ansätze zur Verbesserung sein können. Ohnehin bin ich die ganze Zeit erreichbar und betreue jedes Projekt sehr eng.

5.      Als Beraterin hast du mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. Gab es da die ein oder andere Erfahrung, die besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Tatsächlich bleiben mir insbesondere die Personen im Gedächtnis, die anfangs eher ablehnend gegenüber mir oder neuen Ideen standen und am Ende sagen: „Ich bin heute total froh und hätte nie gedacht, dass sich so eine positive Entwicklung zeigen kann“. Also eben solche Skeptiker, die ich am Ende überzeugen konnte, das ist für mich Balsam für die Seele.

6.      Was gefällt dir am besten an der Selbstständigkeit?

Ich kann sehr selbstbestimmt arbeiten und mir (glücklicherweise) die Aufträge aussuchen. Manchmal passen meine Ansätze nicht zum Unternehmen oder zum Projekt und so kann ich mich bewusst fokussieren, auch bei Fortbildungen oder spannenden neuen Themen. Was mir noch so wahnsinnig gut an der Selbstständigkeit gefällt: Die Abwechslung! Ich mag es total, Einblick in unterschiedliche Branchen zu gewinnen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken und immer wieder etwas Neues zu lernen. Das bewahrt mich auch davor, irgendwann alles nach Schema F abzuspulen, weil man jahrelang das Gleiche macht.

7.      Als selbstständige Person, fällt es dir da manchmal schwer von der Arbeit wegzukommen? Was gehört zu einem guten Selbstmanagement?

Wenn ich im Flow arbeite, vergesse ich komplett die Zeit und merke wie viel Spaß mir die Arbeit macht. Ich definiere mich aber nicht nur komplett über meinen Beruf, sondern genieße auch Dinge wie Sport treiben, in die Natur gehen oder meine Freunde treffen. Das ist schon wichtig, dass es auch neben dem Beruf Dinge gibt, die ich gerne und regelmäßig mache.

8.      Wann hast du gegründet und wie ist der Gründungsprozess verlaufen?

2020 bin ich an den Markt gegangen und habe mich um Netzwerk und Kontakte gekümmert. Im März ist dann durch die Corona-Krise alles zurückgefahren worden. Dabei wurde schnell klar, die Einbindung von Externen, Erteilung neuer Aufträge und Bereitschaft zu Veränderungen wurden massiv in Organisationen zurückgefahren.

Da ich nun in der Eifel nicht gerade nah an Großstädten bin, haben sich für mich durch die Remote-Arbeit viele Chancen ergeben, was sehr spannend ist. Für meine Selbstständigkeit ist diese digitale Transformation natürlich super, so kann ich effektiver mit den Unternehmen arbeiten und es spart auch Reisekosten und -zeit bei den einzelnen Aufträgen. Dies ersetzt aber nicht immer persönliche Meetings oder Workshops in Präsenz. Besonders in Produktionsstätten bin ich gerne vor Ort und spreche mit Mitarbeitenden.

9.      Im Rahmen deiner Tätigkeiten hast du dich mit drei weiteren Unternehmerinnen zusammengeschlossen und das sogenannte Business Power Netzwerk gegründet.
Wie kam es zur Gründung und was ist das Ziel des Netzwerks?

Der Impuls kam damals von außen, ob wir vier Gründerinnen nicht sehr gut zusammenpassen würden, so haben wir uns dann ausgetauscht, um Unternehmen ein gut abgerundetes Beratungsangebot bieten zu können. Im beruflichen Alltag tauchen immer wieder Fragen zu anderen Themen wie Marketing oder Coaching auf, wo wir dann auf dem kurzen Dienstweg jemanden empfehlen können. Der Austausch miteinander ist für uns ebenso wichtig, wir treffen uns regelmäßig und verstehen uns auch sehr gut. Wir sind alle Selbstständige und sprechen über Herausforderungen, unser Motto ist „Alleine ist man stark, gemeinsam unschlagbar“ und daran glauben wir auch fest, dass Kooperationen immens helfen.

Denkbar ist, das Netzwerk zu erweitern oder eben ein Barcamp durchzuführen. Dass wir alle Frauen sind, war mehr Zufall und muss auch nicht so bleiben😊

10.  Was würdest du angehenden UnternehmerInnen raten, welche kurz davor sind sich selbstständig zu machen? Was hat dir damals besonders geholfen?

Was mir sehr geholfen hat ist die Unterstützung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel, in meinem Fall war es Angelika Gerhartz, die mir viele Tipps gegeben hat. Es gab einen Austausch für GründererInnen sich zu vernetzen, ein Beratungsangebot und einen Website Check. Entscheidend war für mich ein Netzwerk aufzubauen, besonders mit Selbstständigen, die schon mehr Erfahrung haben: Alle Fragen zu stellen, sei es zum ersten Angebot, was man verschicken möchte oder hilfreiche Coachingtipps, das hilft mir dabei sehr.

Als Angestellte haben mir früher weibliche Vorbilder gefehlt, an denen ich mich orientieren konnte. Diese Kontakte bekomme ich nun in diversen Plattformen.

Was ich zu Anfang der Gründung habe lernen müssen, der Erfolg ist keine steile Kurve, sondern es geht mal aufwärts und mal abwärts. Wenn es aufwärts geht und ich Ziele erreicht habe oder ein Auftrag super lief, dann wird auch gefeiert, gerne mit anderen, das ist ganz wichtig!

11.  Was denkst du, sind die besten Mittel um sich als UnternehmerIn zu vernetzen? Was brauchen GründerInnen heute, um erfolgreich zu sein?

Zum Vernetzen ist die Region sehr relevant, fachlich orientiere ich mich mehr online, um auch neue Ideen zu gewinnen. Ich frage mich dabei selbst, was ich anderen bieten kann. Das verliert man nämlich gerne aus den Augen, gerade wenn andere viel mehr Erfahrung haben. Zu merken, dass ich anderen hilfreiche Impulse geben oder sie bei etwas unterstützen kann, finde ich immer wieder inspirierend.

Was es heute braucht um erfolgreich zu sein gilt meiner Meinung nach nicht nur für die Selbstständigkeit, sondern für alle Dinge im Leben: Man muss begeistert sein, von dem was man tut. Außerdem entscheidend ist, anpassungsfähig zu sein, denn wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit, so sagt man ja. Ich bin heute sehr glücklich mit der Entscheidung und mit dem, was ich tue.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel.

Die Finanzexpertin trifft… Erika Prämassing

Die Finanzexpertin trifft… Erika Prämassing

Teamleiterin Finanzen bei der VR Bank RheinAhrEifel

Bankkauffrau, Bankfachwirtin und Bankbetriebswirt mit Schwerpunkt Bankbilanzbuchhaltung, später den Abschluss als zertifizierte Meldewesenspezialistin

1.       Liebe Frau Prämassing, Sie sind Teamleiterin Finanzen bei der VR Bank RheinAhrEifel. Möchten Sie uns etwas über Ihren persönlichen Werdegang erzählen?

1989 habe ich meine Ausbildung als Bankkauffrau bei der Kreissparkasse Ahrweiler begonnen. Dort habe ich angefangen, weil ich vorab bei einem Praktikum gemerkt habe, dass mich Finanzen und betriebswirtschaftliche Themen sehr interessieren.

Nach meiner Ausbildung hat es mich aber gereizt, ins Ausland zu gehen. Deshalb war ich in England und Frankreich und habe dort als Au-pair gearbeitet und meine englischen und französischen Sprachkenntnisse ausgebaut. In dieser Zeit habe ich neben der Sprache sehr viel über mich und andere Menschen erfahren.  Man wird selbstbewusster, engagierter und anpassungsfähiger, was mich auch im späteren Berufsleben weitergebracht hat.

Zurück in Deutschland habe ich bei der PSD BANK Köln im Controlling gearbeitet und meine Abschlüsse als Bankfachwirtin und -betriebswirtin absolviert. Während meiner 15-jährigen Tätigkeit im Controlling habe ich sehr früh das Angebot bekommen, das Team Controlling zu führen. Der Bereich Controlling befand sich gerade im Aufbau und hier konnte ich die Chance nutzen, meine ersten Erfahrungen als Führungskraft zu machen. Ich bin dann über die Jahre hinweg in die neue Rolle hineingewachsen, das passiert selten von heute auf morgen. Seit 2016 bin ich Teamleiterin Finanzen bei der VR Bank.

2.       Wann stand für Sie fest, dass Sie gerne Führungskraft werden möchten?

Nachdem ich die Führungsaufgaben im Controlling übernommen habe, habe ich gemerkt, dass es mir viel Freude bereitet, neben den Anforderungen im Fachbereich, Menschen dabei zu unterstützen, an ihrer Karriere zu arbeiten. Insbesondere die Unterstützung von jungen Menschen sowohl während als auch kurz nach ihrer Ausbildung ist aus meiner Sicht eine enorm wichtige Aufgabe. Wenn man als AusbilderIn bewusst die Weiterbildung junger Menschen unterstützt, ist das eine Bereicherung und Wertschätzung sowohl für den jungen Menschen in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung als auch für das Unternehmen selbst. Junge Menschen langfristig ans Unternehmen zu binden, ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Investitionen. Inzwischen bin ich 22 Jahre lang Führungskraft und habe große Freude daran.

3.       Sie leiten heute ein Team von 17 Mitarbeitenden. Was macht dabei besonders viel Spaß und was würden Sie am liebsten jemand anderem überlassen?

Spaß macht es mir, wenn ich es durch meine Tätigkeit schaffe, Aufgaben optimal so zu verteilen, dass ich einerseits dem Mitarbeiter bei seiner beruflichen Weiterentwicklung geholfen habe bzw. seine Arbeitsfreude verbessern konnte und ich es andererseits geschafft habe, dabei Prozesse und Zahlen zu optimieren. Dieses Zusammenspiel treibt mich an, als Führungskraft zu arbeiten.

Nach diversen Fusionen und dem stetig wachsenden Team besteht mein Joballtag heute zu 90% aus Führungsaufgaben, das hat sich im Laufe der Jahre natürlich auch laufend weiterentwickelt. Dabei darf ich den Anschluss an die Fachthemen natürlich nicht verlieren.

Ich gebe zu, dass ich nicht gerne unpopuläre Entscheidungen oder Informationen an die Mitarbeiter weitergebe. Das fällt mir immer schwer, dass im Sinne des Unternehmens zu vertreten – was manchmal auch aus unternehmenspolitischen oder betriebswirtschaftlichen Gründen sein muss. Um dann gleichzeitig zu wissen, dass die Enttäuschung groß sein wird.

4.       Was waren anfängliche Hürden als Teamleiterin? Was mussten Sie sich vielleicht hart erarbeiten?

Mutig zu sein!

Mutig zu sein, nein zu sagen,

Mutig zu sein, seine eigene Meinung zu vertreten,

Mutig zu sein, zu sagen, das Arbeitsergebnis ist nicht ausreichend,

Mutig zu sein, Aufgaben zu delegieren.

Mutig zu sein, die Interessen des Teams auch nach oben zu vertreten.

Mutig zu sein, zuzulassen, dass man ebenso als Führungskraft auf sich achten muss und sich Zeit für private Termine nehmen darf, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen.

5.       Ihre Funktion und die Aufgaben des Teams sind sehr anspruchsvoll: Sie unterstützen die Bank dabei die handels- und aufsichtsrechtlichen Anforderungen zu erfüllen. Hier kommen jährlich neue Themen hinzu, es gibt laufend Anpassungen. Was reizt Sie an diesen Punkten besonders?

Ich wage mal ganz keck zu behaupten, wenn einer alle Zahlen kennt, dann sind wir das im Team Finanzen. Bei uns fließen alle Daten zusammen, es gibt keine Zahl, die wir nicht kennen. Das ist die grundsätzliche Voraussetzung, um den Job richtig gut zu machen. Alle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten werden später in der Handels- und Steuerbilanz korrekt bewertet.

Als Bilanzbuchhalter liefern wir jedoch nicht nur die Daten für den Jahresabschluss und für die Steuerbilanz - also die sogenannte „Vergangenheitsbewältigung“ -, sondern wir bieten auch mit Blick nach vorne den Entscheidern der Bank regelmäßig Informationen, z.B. in Form einer Ertragsvorausschau, die dazu genutzt wird, um Steuerungsmaßnahmen rechtzeitig einzuleiten. Sobald jemand an einer Stellschraube drehen möchte, sind wir in der Lage, die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, aufzuzeigen.

Deshalb reizt es mich auch immer wieder, wenn man mir neue Sachverhalte vorlegt, zu prüfen, welche handels-, steuer- und aufsichtsrechtliche Anforderungen daraus abzuleiten sind.

Weiter ist es wichtig, neben einer Vielzahl von Meldungen für die Bank, die Liquiditäts- und die Eigenmittelkennziffer im Blick zu halten. Eine langjährige Berufserfahrung und ein sehr gutes Zahlenverständnis sind die Kombination, die benötigt wird, um diese Kennzahlen bewerten und steuern zu können. Dabei ist es besonders spannend, Optimierungsmöglichkeiten abzuleiten, die wirtschaftlich Vorteile bringen.

6.       Zu Anfang des Jahres müssen Jahresabschluss und Geschäftsbericht fertiggestellt, geprüft und veröffentlicht werden. Wie behalten Sie hier einen kühlen Kopf, wenn der Druck groß ist? Wie motivieren Sie sich an stressigen Tagen?

Erfahrung und eine gute Vorbereitung sind das A und O. Das Team und auch ich, wir bereiten uns auf die herausfordernde Zeit, meist sind es drei Monate, intensiv vor. Terminplan, Aufgabenplan (wer macht was), regelmäßig wird geprüft, ob die Aufgaben erledigt sind, so dass ich jederzeit einen guten Überblick über den Arbeitsstand habe und zeitnah gegensteuern kann.

Mein Credo ist immer: Fehler dürfen gemacht werden und bitte keine Angst, Fragen zu stellen. Damit diese Vorsätze tatsächlich gelebt werden können, ist ein guter Teamgeist die Grundvoraussetzung. Dieser Teamgeist kommt natürlich nicht über Silvester und geht dann Ostern wieder.

Das ist ein Ergebnis, dass wir uns im Team über Jahre hart erarbeitet haben. So wie keiner von heute auf morgen eine Bilanz erstellen kann, entsteht dieses Miteinander auch nicht über Nacht.

Wir wissen, keiner ist allein, wir unterstützen uns gegenseitig, vertrauen untereinander und das macht uns als Team unschlagbar. Hier bin ich richtig stolz auf meine Mitarbeitenden.

Motivation: Ich stehe morgens um 6.00 Uhr auf, laufe 45 Minuten bei Dunkelheit und Kälte, höre mir dabei Gute-Laune-Musik zum Wachwerden an. Wenn ich zurück bin, bin ich frisch und gestärkt, dann kann der Tag mit all seinen Überraschungen an den Start gehen.

7.       Was empfehlen Sie jungen Kolleginnen oder Kollegen, die erwägen auch Führungskraft zu werden? Wie kann man sich optimal vorbereiten?

Ich würde sagen, es ist wichtig, sich erstmal als Mensch auszuprobieren, sich selbst richtig kennenzulernen, damit man lernt, sich auch von der Perspektive eines anderen zu sehen.

Denn dann kann man sich besser in die Situation eines anderen hineinversetzen, um ihn besser zu unterstützen. Man sollte ein Fingerspitzengefühl dafür entwickeln, wie man die einzelnen Mitarbeitenden am besten anspricht bzw. mit ihnen umgeht. Denn jede(r) tickt anders. Deshalb gibt es nicht das eine Muster, was man lernen muss, sondern man muss sich immer wieder spontan auf neue Situationen bzw. Menschen einlassen können.

Wichtig ist es, die Ruhe zu bewahren, die Probleme im Blick zu haben, auf Fragen Antworten zu finden, wenn auch nicht direkt. Das Team spiegelt dem TeamleiterIn das ziemlich zügig wider – und dafür braucht es keinen Mitarbeiterfragebogen -, ob er/sie der/die „Richtige“ ist, also er oder sie es schafft, die Mannschaft zu führen. Das ist eigentlich die ideale Situation. Die Mitarbeitenden sind zufrieden, die Führungskraft spürt das und gleichzeitig entwickelt sich auf beiden Seiten eine gesunde Arbeitswelt.

Ganz wichtig finde ich, ist es, dass derjenige für sich prüfen sollte, bevor er solch eine Aufgabe überhaupt annehmen möchte, ob man ein sogenannter „Menschenfreund“ ist. Mag ich jeden Typ, so wie er ist, dass ich auch in der Lage bin, relativ „objektiv“ zu führen. Dabei geht es nicht darum, ob der Mitarbeitende ein Freund oder Freundin werden könnte. Sondern bin ich in der Lage, diesen Menschen so zu mögen, dass ich weiterhin mein Interesse habe, ihn bei seinen Aufgaben/Karriere zu unterstützen. Das sollte ich sicherstellen können.

8.       Im Mai waren Sie Teilnehmerin beim Barcamp Frauen in Koblenz. Was hat Ihnen dort besonders gefallen? Warum braucht Koblenz ein eigenes Frauen Barcamp?

Erstmal hat es mich neugierig gemacht, was auf so einem Barcamp eigentlich passiert. Dann habe ich mich informiert und musste zu meiner Schande gestehen, dass ich als Dorfkind vorher noch nichts davon gehört habe. Aber dank Internet habe ich schnell meine Wissenslücke geschlossen😊

Im Barcamp hat jeder die Möglichkeit, seine Themen in einem vorgegeben Zeitrahmen zu präsentieren. Die Themen werden aufgestellt und nach einem Zeitplan in Räume verteilt. Die Teilnehmer suchen sich ihre Themen aus und treffen sich an den vorgegebenen Orten.

Um dort nicht nur als „Zuschauerin“ dabei zu sein, sondern auch aktiv mitzumachen, haben einige Kolleginnen und ich uns dazu entschieden, ein Thema vorzubereiten.

Mit dem Thema – Als Führungskraft seinen Mann stehen, dabei aber weiblich bleiben – sind wir ins Rennen gegangen.

Zunächst erzählten wir von uns und unseren Erfahrungen und später erzählten die anderen Teilnehmerinnen aus ihrer Perspektive. Eine echte Bereicherung für alle Beteiligten.

Fazit unseres Themas war, dass es nicht darum geht, dass es nur „mehr Frauen“ in den Führungsetagen braucht, sondern eine größere Diversität im Führungsstil.

Da ich schon lange als Frau Führungsaufgaben übernehme, nehme ich aktuell einen starken Wandel wahr. Das Thema Emanzipation grundsätzlich ist nicht neu, aber leider sind wir gesellschaftlich noch nicht da angekommen, von einer wirklichen Gleichberechtigung sprechen zu können, dies belegen leider weiterhin die Zahlen, auch im Bereich häuslicher Gewalt.

Aber das Thema Frauenpower und Frauen in Führungspositionen nimmt immer mehr an Fahrt an: Den Damen, die Führungsaufgaben übernehmen möchten, werden mittlerweile keine Steine mehr in den Weg gelegt, sondern beiseite geräumt. Jetzt gilt es als Frau, den freigemachten Weg selbstbewusst zu gehen.

Auch wenn es für viele gerade junge Frauen ein neuer Weg ist, Führungsaufgaben mit allen Konsequenzen zu übernehmen, glaube ich, dass weibliche Chefs zukünftig erfolgreicher sein werden denn je. Um diese gesellschaftliche Entwicklung weiter zu begleiten, braucht es zukünftig spezialisierte Institutionen so wie z.B. das „Frauen Barcamp Koblenz“.

Vielen Dank für das interessante und spannende Interview!

Das Gespräch führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel.

JOBS FOR MOMS®

Fragen an Frau Hanna Jones und Anke Hollatz

JOBS FOR MOMS®

Hanna Jones, Co-Gründerin und Geschäftsführerin, Soziologin M.A.

Anke Hollatz, Co-Gründerin und Gesellschafterin, Sozialwissenschaftlerin und Berufsberaterin bei Familie & Beruf e.V.

 

  1. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung des Zukunftspreises Heimat 2023. Wie überrascht wart ihr an diesem Abend?

Hanna: Wir haben uns sehr über die Einladung zur Abendveranstaltung gefreut und die Chance genutzt, unser Team mitzubringen. Wir hatten einen tollen Abend und wussten vorher natürlich nichts von der Auszeichnung! Wir haben uns ebenfalls sehr für die zwei anderen Initiativen gefreut, die geehrt wurden und sich wie wir für Chancengleichheit und Frauenförderung einsetzen. Ich finde es super, dass dieses weibliche Potential an einem solchen Abend so sichtbar gemacht wird.

Anke: Besonders hervorzuheben ist dabei, dass es sich um einen regionalen Preis handelt. Wir finden dies sehr gut und haben es auch zuletzt so erlebt, dass uns unsere regionalen PartnerInnen sehr unterstützen. Die Sichtbarkeit von weiblichen Role Models ist ein sehr entscheidender Punkt für Bewerberinnen, Fachkräfte-Frauen und Unternehmen und dies ist ein positives Zeichen von Familienbewusstsein hier in der Gegend.

  1. 2022 habt ihr JOBS FOR MOMS® gegründet. Worum geht es hier genau? Was ist die Grundidee?

Hanna: Im Februar 2020 haben wir uns im Rahmen eines Beratungsgespräches kennengelernt. Damals stand für mich die Entscheidung aus, ob ich die Idee JOBS FOR MOMS® weiterverfolge oder aufgrund von Zeitmangel mit Job und drei Kindern ad acta legen muss. Dieses Gespräch war der Beginn unserer geschäftlichen Partnerschaft und Freundschaft und seitdem arbeiten wir jede freie Minute gemeinsam an der Umsetzung.

Die Idee ist, Fachkräfte-Mütter und familienbewusste ArbeiterInnen zueinander zu bringen, indem wir Unternehmen und deren Stellenanzeigen sichtbar für die Zielgruppe machen. Dabei braucht es für ArbeitgeberInnen gewisse Vorbereitung, Fachkräfte-Mütter wahrzunehmen und zu unterstützen. Darüber hinaus gibt es Beratungs- und bald auch Fortbildungsangebote für Unternehmen und auch wertvolle Angebote unserer NetzwerkpartnerInnen für Fachkräfte. Einfach Mehrwert für alle.

Mütter werden als Fachkräfte meist verkannt, denn der Karriereknick nach dem ersten Kind ist nach wie vor sehr weiblich. Unsere NetzwerkpartnerInnen beraten Frauen auch schon vor der Familienplanungs-Frage. Gemeinsam bauen wir strukturelle Hürden ab, damit sich Frauen im Unternehmen weiterentwickeln können und eine Mitarbeiterbindung stattfinden kann. Dazu verknüpfen wir zwei Themen:

  1. Fachkräfte-Mütter akquirieren und binden
  2. Einbindung von Care-Arbeit. Dies betrifft Frauen nämlich oft ein Leben lang (erst bei den Kindern, später bei den Angehörigen).

Anke: Grundsätzlich melden sich Frauen in allen Lebensphasen, sie nutzen uns dabei als AnsprechpartnerInnen und als geschützten Rahmen, um im ganzheitlichen Ansatz über berufliche Entwicklung nachzudenken. Hier berücksichtigen wir das Gesamtbild, oft sind Frauen erschöpft, besonders nach der Coronazeit: Nach der Zeit im Job beginnt die 2. Schicht, wenn die Mütter nach Hause kommen. Die Zeit für Regeneration ist häufig knapp. Hier spielt auch der Fachkräftemangel mit hinein, wenn Mitarbeitende im Team fehlen, muss dies noch mit abgefangen werden.

In meiner Rolle als Beraterin bei Neue Kompetenz - Familie & Beruf e.V. habe ich täglich mit den Problematiken zu tun, die sich für Frauen durch den Spagat zwischen Job & Familienleben ergeben. Als unabhängige Erstanlaufstelle bieten wir Frauen ein vertrauliches Setting, um in professioneller Begleitung ressourcenorientierte Lösungen zu entwickeln. JOBS FOR MOMS® erweitert dieses Spektrum und engagiert sich für die Überwindung struktureller Hürden und alter Denkmuster. Als Expertinnen & Speakerinnen werden wir zu entsprechenden Fachveranstaltungen eingeladen und freuen uns über die breite positive Resonanz!

  1. Parallel warst du, Hanna, noch persönliche Referentin für den Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, David Langner. In diesem Jahr gehst du Vollzeit in die Selbstständigkeit. Was schätzt du dabei besonders am Unternehmertum?

Hanna: Ich schätze besonders die Gestaltungsfreiheit. Ich habe Soziologie, Ethnologie und Pädagogik studiert und schon immer mit dem Wunsch, das Miteinander zum Besseren zu verändern. Bislang konnte ich dies als Angestellte und auch als Führungskraft in meinen Jobs nicht so entfalten, wie ich mir das gewünscht habe. Selbst entscheiden zu können, wie, wann und wo ich arbeiten möchte, ist für mich eine wertvolle Chance, um Familie und Beruf glücklich miteinander zu verbinden.

Für mich ist JOBS FOR MOMS® mehr als eine Herzensangelegenheit, wir verfolgen hier eine Vision, an deren Ende es allen besser gehen soll. Alles gemeinsam zu leisten: Im Nebenerwerb zu gründen, in Anstellung arbeiten zu gehen, Familienmanagement… da fällt es schwer den Fokus auf das Unternehmen zu richten. Daher entschied ich mich für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Finanziell hatte ich noch das Glück, das Gründungsstipendium Rheinland-Pfalz zu gewinnen und dort unterstützt zu werden, auch organisatorisch hat dies sehr geholfen.

  1. Anke, du bist Beraterin und Leiterin des Bereiches Bildung bei Familie & Beruf e.V., einer gemeinnützigen Organisation. Wie gestaltest du deine Tätigkeit bei JOBS FOR MOMS®?

Anke: Ich arbeite weiterhin in Vollzeit als Beraterin und ich schätze diese Arbeit sehr: Zum einen die Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit und zum anderen für die Zielgruppe der Frauen, direkte Angebote bereitzuhalten: Weiterbildungen, Veranstaltungen, Workshops etc. Dies bereitet im Grunde alles vor für die Arbeit bei JOBS FOR MOMS®. Dort bin ich weniger im Tagesgeschäft eingebunden, sondern mehr als strategische und beratende Partnerin.

Hanna: Daneben steht uns noch ein Team aus hochkarätigen Fachkräften zur Seite, die vor etwa 1,5 Jahren pro bono mit uns gestartet sind. Inzwischen arbeiten sie als FreelancerInnen und Mitarbeitende mit uns. Wir sind mittlerweile 13 Team-Mitglieder, die alle für die Vision von JOBS FOR MOMS® brennen.

Anke: Dabei ist vieles im Umbruch: Im Bereich Nachhaltigkeit, in der Sprache, die wir verwenden, im Miteinander. Es sind sehr spannende Zeiten.

  1. Wie verlief die Gründung? Gab es Hindernisse oder hattet ihr vielleicht einen Mentor bzw. Unterstützer?

Hanna: Wir hatten das große Glück, dass wir (Anke und ich) uns kennengelernt haben und als Generationentandem gründen konnten, was für mich von Anfang an absolut entscheidend war. Ich wäre eventuell allein nicht so weit gekommen oder hätte nie gegründet, wenn wir uns nicht so unterstützen und pushen würden. Hier meine klare Empfehlung an alle Frauen: Wenn es einen Gründungsgedanken gibt, macht es Sinn zu überlegen, sich mit anderen zusammenzuschließen! Meine zweite Empfehlung ist, sich ExpertInnen zu suchen und beraten zu lassen, und zwar in verschiedenen Bereichen. Ich konnte über Familie & Beruf e.V. die Business-Werkstatt besuchen, eine Seminarreihe, die Frauen bei der Gründung unterstützt.

Außerdem haben wir wundervolle Business Angels, die uns helfen. Wir zwei decken nicht alle Fachbereiche ab und suchen gezielt Beratungen und Coachings, um uns weiterzuentwickeln.

Anke: Mit dem Gewinn des Region56plus Awards war ein Mentoring Angebot verknüpft, was ebenfalls sehr wertvoll war. Hier hatten wir in Workshops und Fachgesprächen zahlreiche UnterstützerInnen, die uns weiter gepusht haben. Fragen wie „Sollen wir wirklich so groß denken wie uns hier empfohlen wird…?“ haben uns bei der Reflexion sehr geholfen.

Hanna: Dabei ist eine Gründung auch eine Reise zu sich selbst: Oft sind Frauen sozialisiert, vorsichtig und zurückhaltend zu sein. Wir suchen vielleicht eher den sicheren Hafen und haben nun gelernt, uns auch mal aus dem Fenster zu lehnen und Herausforderungen anzunehmen.

Anke: Wir sind sogar mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums nach Helsinki zur SLUSH (internationale Startup-Messe) gereist und haben dort JOBS FOR MOMS® vor internationalem Publikum präsentiert. Man braucht dazu ein wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, eine offene Fehlerkultur und den Mut einfach loszulegen!

  1. Was ist eure Empfehlung für junge Gründer und Gründerinnen oder welche, die es werden wollen?

Hanna: Glaubt an euch und an eure Ideen und sucht euch MitstreiterInnen!! Dabei nicht im stillen Kämmerlein sitzen, sondern rausgehen und schauen, was der Markt braucht. Experimentieren, testen, austauschen, evaluieren und dann wieder alles von vorne.

Anke: Und nicht den Zeitpunkt abwarten, an dem etwas perfekt ist.

Was zeichnet euch als Unternehmerinnen besonders aus? Was tut ihr, um einen kühlen Kopf zu behalten oder was macht ihr, wenn es mal nicht rund läuft?

Hanna: Ich gehe dann zu Anke 😊.

Anke: Und ich gehe vorher in den Wald 😊. Ich brauche Zeiten, in denen ich nicht spreche und nicht zuhöre, weil mein Job daraus besteht. Außerdem schreibe ich für mich und schätze ebenfalls den Austausch mit Hanna sehr. Ich bin verheiratet und inzwischen Oma, das erdet mich sehr und hilft wieder aufzutanken.

Wir nehmen uns 1–2mal im Jahr eine Klausurenphase, wo wir uns sozusagen isolieren und im Hotel den aktuellen Stand reflektieren und analysieren.

Hanna: Meine Familie ist meine größte Stütze und sie haben von Anfang an an die Idee geglaubt. Selbst mein Ältester hat inzwischen Vorschläge, Dinge zu optimieren, z.B. an der Website oder beim Social-Media-Auftritt. Ich weiß dies sehr zu schätzen, weil sie mich ja auch als Person entbehren müssen, wenn ich mich um JOBS FOR MOMS® kümmere. Außerdem bin ich ein Meer-Mensch, dort geht es mir immer sehr gut. Hier finde ich den Weitblick, den ich brauche und mein Kopf leert sich sozusagen mit jedem Wellengang. Der Job ist ja sehr kopfgesteuert, da braucht es Ausgleich für die Seele.

Wir stoßen auch gemeinsam auf erreichte Ziele an – oder eben auch darauf, wenn etwas schiefgelaufen ist, das gehört unbedingt dazu! 😊

  1. JOB FOR MOMS® vereint Unternehmen, qualifizierte Mütter (Fachkräfte) und ein umfassendes Angebot aus den Bereichen Coaching, Orientierung und Qualifizierung.  Warum benötigen Mütter eine eigene Plattform?

Anke: Frauen werden von den Strukturen oft behindert, daher ja, benötigen Frauen eine eigene Plattform, und zwar eine solche, die der Sensibilisierung dient, und zwar aller Beteiligtem am Arbeitsplatz. Und wenn es uns gelingt, hier in der Region gute Arbeit zu leisten, dann ist es unser langfristiger Wunsch, dass es eine eigene Plattform eines Tages nicht mehr geben muss. Wir möchten familienbewusste Unternehmen sichtbar machen, denn hier hat auch ein Prozess begonnen. Wir als JOBS FOR MOMS® stellen dabei gewisse Fragen und schauen darauf, was perspektivisch geändert werden kann und allen hilft.

Hanna: Wir werden in Zukunft ohne diese Expertinnen auf dem Arbeitsmarkt gar nicht auskommen. Was wir uns wünschen, ist ein offenes Mindset, sowohl von ArbeitgeberInnen als auch von der Gesellschaft.

Zuletzt haben wir auch Karrieremessen besucht, uns dort vorgestellt und sind sehr berührt von den Erlebnissen und Geschichten der Mütter, die wir kennengelernt haben und die nun froh sind, nicht mehr allein diesen Weg gehen zu müssen.

Anke: Dabei stelle ich fest, oftmals kommt von Frauen die Frage, welche Unternehmen denn als besonders familienfreundlich auftreten. Dies ist ein wichtiger Faktor bei der Auswahl eines Jobs für Frauen: Sind es nachhaltige Unternehmen mit einer sinnhaften Aufgabe oder ökologischen Produkten? Hier spielen Faktoren wie Authentizität eine wichtige Rolle.

  1. Was wünscht ihr euch für Mütter im Berufsleben in den nächsten Jahren? Wo muss sich etwas verbessern?

Hanna: Wir wünschen uns, dass die strukturellen Hürden gesamtgesellschaftlich so abgebaut werden, damit Mütter ihr volles Potenzial in allen Lebensbereichen entfalten können.

Anke: Ein schöner Satz, dem ist nichts hinzuzufügen.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel.

Fragen an Julia Winnekes

Fragen an Julia Winnekes, Expertin im Bereich Organisation der VR Bank RheinAhrEifel

Bachelor of Arts der Universität zu Köln

Liebe Julia, du hast dieses Jahr die Fusion der Volksbank in Koblenz und der VR Bank in Neuwied intensiv begleitet und organisiert. Was war besonders spannend, welche Aufgaben sind noch nicht abgeschlossen?

Dies war meine erste Fusion, daher war alles neu und spannend. Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie unterschiedliche Erfahrungen, Arbeitsweisen und Meinungen aufeinandertreffen, für die eine gemeinsame und zufriedenstellende Lösung gefunden werden musste. Zu sehen, wie arbeitet die andere Bank und welche Möglichkeiten und Chancen bieten sich Systeme zusammenzuführen. Stand heute sind fast alle Aufgaben abgeschlossen und erledigt. Lediglich die letzten Feinarbeiten sind noch zu machen.

Es wurde eine Datenbank genutzt, in der Termine, Fristen und Aufgaben aufgeführt waren. Die auch sehr transparent für alle Mitarbeitenden gehalten wurde. Wir wurden dabei auch von einem Kollegen und einer Kollegin vom Rechenzentrum begleitet, die alles koordiniert und angeleitet haben.

Was reizt dich grundsätzlich am Bereich Organisation? Welche Projekte begleitest du, wenn du nicht gerade eine Fusion planst?

Der Bereich der Bankorganisation ist sehr vielfältig, da immer wieder neue Themen aufkommen und alle bankbetrieblichen Fäden hier zusammenlaufen. Vor allem der ständige Kontakt und Austausch mit den Abteilungen gefällt mir sehr gut. Ich weiß dabei anfangs nicht immer was mich erwartet. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen erarbeiten wir dann Lösungen im Team.

Bisher war ich im Bereich des Prozessmanagements tätig. Meine Hauptaufgaben sind dabei: Kompetenzverwaltung, Berechtigungsmanagement und Mitwirkung bei allgemeinen nachgelagerten Kontrollen.

Hierbei geht es um die Umsetzung gesetzlicher und bankaufsichtsrechtlicher Anforderungen, der Begleitung von in- und externen Prüfungen und die Umsetzung der resultierenden Maßnahmen. Teilweise entwickle ich auch Geschäftsprozesse mit und dokumentiere diese für die Fachbereiche in der Aufbau- und Ablauforganisation. Außerdem betreue und optimiere ich verschiedene Anwendungen im Kernbankensystem und auf weiteren Plattformen oder helfe bei der Umsetzung der technischen Banksteuerung.

Perspektivisch werden die Aufgaben wohl spezifischer werden, weil unser Team durch die Fusion größer wird.

Welche Vorteile hat eine große Bank gegenüber einer kleineren Bank?

Hier kann eine Vielzahl von Themen aufgezählt werden. Um den wirtschaftlichen, regulatorischen und demografischen Herausforderungen zu begegnen, bringt eine große Bank einige Vorteile mit sich. In personeller Hinsicht geht es mehr darum Spezialistenstellen aufzubauen, also Profi in seinem Gebiet zu werden und diese Arbeitsplätz zu stabilisieren. Dadurch lassen sich auch Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten besser wahrnehmen und wir sind somit zukunftsfähiger.

Unser Förderauftrag nach dem genossenschaftlichen Prinzip kann umfassender erfüllt werden und durch unsere sechs Regionalmärkte werden hohe dezentrale Kompetenzen geschaffen und damit schnelle Entscheidungswege gewährleistet. Je kleiner die Bank, desto anspruchsvoller ist es, neue Gesetze und Regularien schnell und korrekt umzusetzen, dies ist in einem großen Haus deutlich leichter.

Nach deiner Berufsausbildung bei der Sparkasse Neuwied bist du zur VR Bank Rhein-Mosel gewechselt. Vorher hast du ein Studium „Bachelor of Arts“ absolviert. Was hat dich an diesem Studium gereizt?

Während meiner Bankausbildung habe ich gemerkt, dass mir die Theorie der Bank sehr viel Spaß macht, ich bin auch gerne zur Berufsschule gegangen. Nach der Ausbildung in der Kundenberatung hatte ich noch Kontakt mit meiner alten Berufsschullehrerin und so kam der Gedanke noch ein Studium Richtung Berufsschul-Lehramt bzw. BWL/ VWL zu absolvieren.

An der Universität Köln habe ich mich dann anfangs im Bachelorstudium allgemein aufgestellt. Mit Wirtschaftswissenschaften, Politik und Bildungswissenschaften hätte ich mich anschließend im Master noch auf das Lehramt spezialisieren können. Letztlich stand für mich aber fest, dass BWL und Bankthemen mich so sehr reizen, dass ich wieder bei der Bank arbeiten wollte. Durch eine Freundin (spätere Kollegin) bin ich dann auf die Stelle hier in der Organisation der VR Bank aufmerksam gemacht worden. Die anfangs sowohl fachlich als auch später im Bewerbungsgespräch und Team menschlich sehr gut für mich passte. Hier kann ich meine Erfahrungen aus dem Studium und der Ausbildung gebündelt einbringen.

Du startest demnächst eine Weiterbildung bei der Genossenschaftsakademie. Welche Vorteile siehst du hier bzw. für welche Aufgaben ist diese sinnvoll?

Die Weiterbildung nennt sich Kompetenznachweis Bankorganisation. Diese beinhaltet drei Veranstaltungen:  1. Grundlagen der Organisation, 2. Arbeitsmethoden in der Organisationspraxis und 3. Prozessmanagement (beide November 2023).

Dabei geht es um Planung und Durchführung von Ist-Analysen, der Entwicklung und Bewertung von Soll-Konzeptionen und man erhält einen Überblick über den aktuellen Stand der Kenntnisse und Erkenntnisse zum Thema Prozessorganisation und Gestaltung von Geschäftsprozessen.

Allgemein gesagt, ist es eine sehr gute Vertiefung nach dem Studium und nach nun zwei Jahren Praxis auf meiner neuen Stelle. Auch der zusätzliche Austausch mit anderen Banken hilft enorm.

Welche Herausforderungen siehst du grundsätzlich im Bankenumfeld und in der Organisation?

Herausforderungen sind in jedem Fall die gestiegenen regulatorischen Anforderungen und der Kosten- und Margendruck. Auch die Banken unterstehen einem technologischen Wandel sowie Fortschritt und setzen sich mit gestiegenen Kundenerwartungen auseinander.

Dabei haben sich die Sicht und die Erwartungen der Kunden sehr verändert. Die Zukunft gehört der Netzwerkorganisation. Solche Strukturen zu bauen und auch zu verankern, bringt neue Anforderungen an Führung und Unternehmenskultur mit sich.

Meiner Ansicht nach liegt der Fokus der Zukunft hier noch mehr auf konsequenter Kundenorientierung und flexiblen Strukturen sowie Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Diese Verantwortung muss gefördert werden und die Mitarbeitenden für die neuen Herausforderungen sensibilisiert werden.

Unser Ziel ist unseren Kunden Dienstleistungen und Beratungen zur Verfügung zu stellen, wann, wo und wie sie es wollen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind Investitionen und damit verbunden technische und menschliche Ressourcen erforderlich. Mit der Fusion können wir auch beim Thema Digitalisierung unsere Kräfte bündeln und zum Vorteil unserer Mitglieder und Kunden nutzen.

Was rätst du jungen motivierten Kolleginnen und Kollegen für eine erfolgreiche Karriere? Für wen eignet sich der Weg in den Bereich Organisation?

Disziplin und die richtige Einstellung sind zwar wichtig für eine erfolgreiche Karriere, in meinen Augen ist aber vor allem die Leidenschaft am Beruf entscheidend. Wir verbringen sehr viel Zeit unseres Lebens auf und mit der Arbeit. Da sollte man auch das machen, was einen begeistert.

Dabei ist eine offene Kommunikation, gerade bei Problemen, sehr wichtig. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, Karriereambitionen zu signalisieren sowie Fort- und Weiterbildungen zu nutzen und aktiv einzufordern.

Der Bereich Organisation zeichnet sich durch eine strukturierte Arbeitsweise aus, Einsatzbereitschaft sowie soziale Kompetenz und Teamfähigkeit sollte jeder mitbringen. Außerdem zählen analytisches Denkvermögen und eine selbstständige Arbeitsweise. Ich hatte immer großen Spaß mich persönlich einzubringen und bei Lösungen aktiv mitzudenken.

Ich schätze dabei das genossenschaftliche Prinzip und dessen Charakter mit Mitgliedschaft und Regionalität als Fundamente der Volksbanken Raiffeisenbanken.

Was imponiert dir an erfolgreichen Menschen (Frauen) im Business, hast du Vorbilder oder Role Models?

Hier stellt sich zunächst die Frage „Was bedeutet erfolgreich“? Bedeutet dies eine Führungsposition zu haben, viel Geld oder Zufriedenheit im Job? Für mich steht dabei die Zufriedenheit im Job im Vordergrund, wenn die Leidenschaft und der Spaß im Job vorhanden sind.

Dabei habe ich kein spezielles Vorbild und mache keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Mir imponieren Menschen, die das Lieben was sie tun. Dies merkt man diesen Personen auch oft an. Sie sind engagierter und begeisterungsfähiger, kommunikativer und bringen oft Familie und Beruf in einen optimalen Einklang.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel eG.

Fragen an Prof. Dr. Nadine Kammerlander

Fragen an Prof. Dr. Nadine Kammerlander, Institutsleiterin für Familienunternehmen und Mittelstand an der WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar

Diplom-Physikerin (TU München) und promovierte Betriebswirtschaftlerin (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)

Frau Prof. Dr. Kammerlander, seit 2015 sind Sie Institutsleiterin an der WHU. Was sind dabei Ihre Hauptaufgaben und was gefällt Ihnen an dieser Position besonders gut?

An der WHU verantworte ich als Institutsleiterin im Grunde drei Säulen: Forschung, Lehre und Praxistransfer, in den Fachbereichen Familienunternehmen und Mittelstand. Diese drei Säulen wirken permanent zusammen. Wir benötigen die neusten Forschungserkenntnisse, für unsere Vorlesungen aber auch für den Austausch mit den Unternehmen. Im Gespräch mit den Unternehmern erhalten wir neue Forschungsfragen, die wir dann verfolgen.

Was mir gefällt, ist besonders die Vielseitigkeit, es wird nie langweilig: Der Umgang mit ganz verschiedenen Menschen, jungen Studierenden oder Nachwuchskräften, die bald ins Familienunternehmen einsteigen. Der absolute Fokus der WHU liegt auf Exzellenz und Qualität: Die Kurse sind individuell und haben eine kleine Teilnehmerzahl.

Über 90% der Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen. Wie hoch ist dabei der Anteil der Geschäftsführerinnen, ist die Nachfolge ausgewogen? Und wenn nein, woran könnte das liegen?

Leider ist die Nachfolge nicht ausgewogen, genaue Zahlen gab es in Deutschland dazu lange nicht. Wir wissen, dass es für Frauen grundsätzlich schwieriger ist eine Nachfolge anzutreten. Es gibt inzwischen zwei Studien1, die zeigen, dass weniger als 10% der Top-Positionen in Familienunternehmen von Frauen besetzt sind.

Dabei gibt es zwei Aspekte: Erstens, Frauen, die als Familien-Externe aufsteigen möchten, haben es in Familienunternehmen schwieriger, da dort meist traditionelle Kulturen vorherrschen. Moderne Unternehmenskulturen werden noch kritischer gesehen (Remote-Arbeit, Führung in Teilzeit, etc.). Familienunternehmen sind oft kleiner und nicht kapitalmarktgelistet, daher ist Führung hier klassischer und somit auch oft (noch) männlich geprägt. Dies bedeutet aber leider auch, dass der öffentliche Druck fehlt, Veränderungen herbeizuführen.

Zweitens, Töchter in aktiven Rollen von Familienunternehmen gibt es inzwischen häufiger. Ich hätte direkt eine Liste zur Hand von 15-20 sehr aktiven und engagierten Unternehmerinnen von Mitte 20 bis Mitte 40. Diese Frauen sind auch ausführlich in meinem Buch vorgestellt. Bisher ging die Unternehmensnachfolge typischerweise an den männlichen Erstgeborenen. Wobei hier in den letzten Jahren schon einiges passiert ist. Früher hat man es den Töchtern nicht zugetraut, mittlerweile traut man es ihnen zu, möchte sie aber schützen (der sog. benevolente Patriarchismus). Dabei geht um den Schutz vor 60-Stunden-Wochen, vor Verzicht auf Privatleben etc. Auch wenn dies natürlich gut gemeint ist, ist das Ergebnis am Ende das Gleiche: Frauen erhalten keine Führungspositionen im Familienunternehmen.

In Familienunternehmen zeigen sich viele Lebensläufe, die für die Frauen nicht linear verlaufen sind: Nach einer „ersten“ Karriere außerhalb des Familienunternehmens stieg die Tochter dann doch mit ein und führt das Erbe erfolgreich weiter.

International liegt Deutschland hier im Mittelfeld, Skandinavien ist etwas weiter, andere Länder hinken noch hinterher.

Sie forschen auch sehr viel an Ihrem Institut, der Begriff des Fachkräftemangels wird dabei eine große Rolle spielen. Frauen arbeiten oft in Teilzeit oder Minijobs. Wo sehen Sie dabei die Chancen für Unternehmen und Frauen Potenziale zu vereinen? Wie könnte die Arbeitswelt vielleicht „frauen- oder familienfreundlicher“ gestaltet werden?

Ich glaube, wir müssen weg von dieser Standardisierung. Wir tendieren in Deutschland oft zum „besten Standard“, ob für alle die Vier-Tage- oder Fünf-Tage-Woche die beste Variante sei. Oder ob für alle nun zwei oder drei Tage Home-Office ideal sind. Das Problem ist, dass das der klassischen Mutter oft nicht hilft. Es müssen individuelle Faktoren berücksichtigt werden, wie beispielsweise die Situation mit dem Partner, Betreuungsmöglichkeiten, KiTa- und Schulöffnungs- und Schließzeiten, oder ob die Großeltern in der Nähe wohnen. Auch das Alter der Kinder spielt eine wichtige Rolle. Die Voraussetzungen sind immer anders.

Es kann hier keine one-size-fits-all Lösung geben, sondern die Einzelfallentscheidung ist wichtig! Dabei müssen die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden: Stundenzahl, Drei- oder eher Fünf- Tage-Woche, manche können eher abends tätig sein, andere morgens. Einige können nur aus dem Home-Office arbeiten, wieder andere kommen lieber zwei Tage am Stück ins Büro. Leider ist die Diskussion darüber noch sehr mühsam, weil sie vom Standard abweicht. Familienunternehmerinnen sind hier besonders offen, viele unterschiedliche Modelle aufzugreifen.

Viele wichtige Meetings finden allerdings noch in Randzeiten statt, für Teilzeitarbeitende ist es eine Herausforderung hier die Balance zu halten.

Es ist einiges im Umbruch: New Work, Nachhaltigkeit, mehr Sinnhaftigkeit im Berufsleben wird gefordert. Haben weibliche und männliche Studierende dabei unterschiedliche Anforderungen an das Studium und die neue Arbeitswelt? Welche Wünsche hat die junge Generation an deutsche Unternehmen?

Genau diese Themen sind für die junge Generation heute wichtig, Nachhaltigkeit ist dabei sehr entscheidend. Meine Hochschule hat nun ein Pro-Rektorat eingeführt, um die Ansprüche der Studierenden und aller anderen Stakeholder zu bedienen.

Zu den Anforderungen der Gen Z: Der Vorwurf kommt häufig, dass die junge Generation weniger engagiert sei, aber es ist differenzierter. Hier ist entscheidend, ob die anfallende Aufgabe einen Sinn hat: Routineaufgaben, die eher automatisiert werden könnten, bis hin zu Präsentationen, die am Ende wahrscheinlich keine Relevanz mehr haben. Dagegen ist das Engagement besonders hoch, wenn selbst mitgewirkt werden kann, also Impact vorhanden ist. Dies ist unabhängig vom Geschlecht und gleichzeitig der Hauptantreiber für die jungen Menschen, mehr noch als Geld oder Status.

Auch im Studium wird zu diesen Themen inhaltlich mehr gefordert. Früher ging es um Rendite- und Umsatzsteigerung, heute werden Fragen gestellt: Wie kann ich die Rendite steigern und gleichzeitig die Umwelt schützen? Wie kann ich den Gewinn maximieren und meine Mitarbeiterzufriedenheit steigern?

Was genau bedeutet die Position des Associate Dean for DEI and Sustainability? Wie kam es dazu, dass die WHU diese Position neu geschaffen hat? Was sind hier Ihre Aufgaben?

Wegen eines kürzlichen Rektoratswechsels haben wir überlegt, wie wir uns strategisch zukunftsorientierter aufstellen. Dabei sind besonders die zwei Themen Diversity und Sustainability herausgestochen. Diversity war vorher schon ein Teil meines Aufgabengebietes und da Sustainability für viele Familienunternehmen wichtig ist, habe ich dieses Thema auch von der Universitätsleitung übergeben bekommen. Der WHU war Diversity schon seit Gründungstagen wichtig – anfangs vor allem in Hinblick auf Internationalität, später kamen weitere Dimensionen wie Gender hinzu. Nachhaltigkeit ist für all unsere Stakeholder sehr relevant, wir liegen aktuell auf Platz 11 der SDG2 Publikationen gemäß einer Studie der Rotterdamer Universität.

Ziel ist es nun, alle Aktivitäten, die wir ohnehin schon unternommen haben, zu vereinen und weiterzuentwickeln, sowohl in Forschung, in Lehre als auch in Praxis. Dabei finde ich es persönlich sehr befriedigend, dass diese Fokusarbeit von allen Beteiligten überaus positiv aufgenommen wird, dies zeigt die große Einigkeit auf allen Ebenen.

Meine Aufgaben dabei sind es beispielsweise, die Strategie zu entwickeln und die Aktivitäten einzubinden, hinzu kommt noch die Koordination der einzelnen Bereiche. Perspektivisch soll es auch ein Sustainability Center geben, das Unternehmen und Studierende zusammenbringt, um Wünsche und Diskussionen aufzugreifen.

Sie haben im vergangenen Jahr mit Claudia Lässig und Claudia Rankers ein Buch veröffentlicht: „Gründen – Frauen schaffen Zukunft“. Warum brauchen Frauen ein extra Buch zum erfolgreichen Gründen?

Eine sehr gute Frage. Das Buch wird sowohl von Frauen als auch von Männern gelesen und ist inzwischen das zweite Buch zu diesem Thema, ein drittes ist in Arbeit.

Das erste Buch behandelt die Nachhaltigkeit: Wie eben bereits gesagt, es fehlt an Gründerinnen und Unternehmerinnen, also Role Models. Wenn junge Frauen sich fragen, wer ihr Vorbild sein könnte, haben sie nicht sofort andere erfolgreiche Frauen vor Augen. Dies beeinflusst automatisch ihre Ziele und am Ende auch ihre Entscheidungen und Karrierewege.

Daher wollten wir hier Rollenvorbilder vorstellen. Es gibt zahlreiche männliche Vorbilder und es ist auch sehr wichtig diese ebenfalls zu sehen, es braucht aber auch Platz für die inspirierenden Frauen, denen noch die Bühne fehlt.

Im zweiten Buch geht es um die Frage ob Frauen anders gründen. Und die Antwort ist; Ja, wahrscheinlich machen sie das an der einen oder anderen Stelle. Wir sehen durchaus, dass Frauen oft unter anderen Voraussetzungen starten. Einige gründen in Teilzeit oder im Nebenerwerb. Frauen werden auch oft andere Fragen gestellt hinsichtlich Venture Capital oder sie kalkulieren mit geringeren Kreditsummen. Wir stellen hier starke weibliche Role Models vor, die von ihren Gründungen berichten.

Neben diesen zahlreichen Aufgaben sind Sie auch noch Jury-Mitglied bei „Frauen im Mittelstand“. Worum geht es in diesem Wettbewerb und was zeichnet erfolgreiche Frauen dabei aus?

Der Wettbewerb ist im Zusammenhang mit unserem Buch zu sehen. Tatsächlich ist die Buchreihe aus diesem Wettbewerb entstanden; wir haben uns die Frage gestellt, wie wir Frauen sichtbarer machen können. Der Triggerpunkt dafür liegt ein paar Jahre zurück, als ich noch in der Schweiz war: Bei Gesprächen damals erfuhr ich, dass einigen Studentinnen Noten und Karriere gar nicht so wichtig waren, da sie, zum Zeitpunkt Anfang 20, vermuteten wohl nur eines von beidem haben zu können – Karriere oder Familie. Diese Aussage von jungen Frauen hat mich erschreckt und irritiert. Vorher hatte ich auch Privates und Berufliches strikt getrennt, das mache ich seitdem anders. Heute stelle ich mich als Professorin und Mutter vor.

Der Wettbewerb zeichnet dabei Führungsfrauen im Mittelstand aus: Nachfolgerinnen, Gründerinnen oder externe Managerinnen. Erfolgreiche Unternehmen, also Unternehmen, die auf der einen Seite finanziell erfolgreich, als auch nachhaltig aktiv, also besonders sozial oder ökologisch handeln, werden dabei prämiert.

Wir zeichnen Unternehmen aus, die einen wirklichen Beitrag zur Gesellschaft leisten, in dem sie sich z.B. intensiv über moderne Arbeitszeitmodelle Gedanken machen oder die Produktion seit Jahren mit erneuerbaren Energien betreiben.

Der Wettbewerb findet alle zwei Jahre statt und erhält Bewerbungen aus ganz Deutschland, die Resonanz von Verbänden und Presse ist dabei sehr positiv. Die nächste Auszeichnung findet im September in Mainz statt.

Seit 2022 sind Sie im Zukunftsrat Nachhaltige Entwicklung Rheinland-Pfalz von Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Wie dürfen wir uns diesen Rat vorstellen?

Der Rat ist ein unabhängiges Gremium, das von Malu Dreyer für diese Legislaturperiode ins Leben gerufen wurde. Die Mitglieder sind sowohl alters- als auch geschlechtergemischt: Einige Professoren aus unterschiedlichen Fachbereichen und von verschiedenen Hochschulen sind dabei, außerdem Unternehmer wie z.B. Herr Schneider von Werner & Merz GmbH aus Mainz, einer sehr nachhaltigen Firma. Aus Kommunen und Verbänden sind ebenfalls Vertreter involviert. Unsere Aufgabe ist es, die Landesregierung zu beraten und herauszufordern und mit eigenen Ideen im Land Rheinland-Pfalz voranzuschreiten. Wir haben im Mai dem Ministerrat ein erstes Arbeitspapier vorgestellt, in dem wir uns auf drei Themenbereiche fokussieren:

1. Strukturberatung – Wie kann die RLP-Nachhaltigkeitsstrategie bezüglich Vision, Governance und ähnlichen Themen noch verbessert werden – und wie soll mit Zielkonflikten umgegangen werden?

2. Bildung – keine nachhaltige Entwicklung ohne Bildung! Egal ob in KiTa, Schule, Ausbildung oder Hochschule – Nachhaltigkeit muss stets integriert werden

3. Ressourcenschonung – hier geht es vor allem um die Themen Dezentralisierung, Diversifizierung und Flexibilität. Besonders im Handwerk sollte das nachhaltige Denken noch intensiver eingebracht werden. Oder auch bei technischen Komponenten: Müllkraftwerke, Recycling etc. werden näher beleuchtet.

Einige Bundesländer haben auch einen solchen Rat, in Rheinland-Pfalz passiert hier schon einiges.

Sie sind selbst Mutter und haben bereits eine beeindruckende Karriere absolviert. Hand aufs Herz: Hat Ihr Tag mehr als 24 Stunden? Was ist Ihr Geheimrezept, dass beides gut funktionieren kann?

Also mehr als 24 Stunden hätte ich sehr gerne. Tatsächlich wurde ich das schon oft gefragt. Vereinbarkeit ist ein Marathon, kein Sprint. Vor der Geburt meiner Kinder habe ich alles durchgeplant und wollte alles regeln und vorbereitet sein, das funktioniert aber nicht.

Was es absolut braucht, ist ein gutes Netzwerk: Ein Partner, der unterstützt. Eine Tagesmutter, die einiges abnimmt oder eine KiTa, die mit guten Öffnungszeiten helfen kann. Andere haben eine(n) Au-pair-Angestellte(n) oder die Großeltern ganz in der Nähe, was bei uns nicht der Fall war.

Der zweite Punkt ist Flexibilität und out of the box denken. Meine Kinder waren schon hier im Büro, wenn die KiTa geschlossen war, oder sie waren bei Veranstaltungen dabei, bei denen die Organisatoren ausgeholfen haben. Wenn Plan A ausfällt, muss recht schnell Plan B hervorgeholt werden, auch wenn dieser nicht optimal ist. Es gibt immer Notfälle, bei denen man flexibel agieren muss.

Ansonsten habe ich meine Zeit so organisiert, dass ich vormittags viel im Büro bin und Termine wahrnehme, der Nachmittag und Abend gehört eher den Kindern und abends arbeite ich dann noch etwas. Am Wochenende gehört der Tag der Familie, das ist mir sehr, sehr heilig.

Ich habe hier auch persönliche Role Models, über Sportlerinnen, die sich durch schwere Zeiten gekämpft haben, bis hin zu einer Kollegin, die fünf Kinder unter einen Hut bringt und sehr erfolgreich im Job ist.

Welche Charakterzüge helfen Ihnen bei der täglichen Bewältigung von Aufgaben und Alltag? Was ist Ihr Trick 17, wenn viel los ist?

Flexibilität ist hier das Wichtigste. Termine werden verschoben oder neue Aufgaben kommen hinzu, deswegen sind schnelle ad-hoc-Lösungen notwendig.

Dennoch ist entscheidend, die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei habe ich gelernt, einen Umgang mit Unsicherheit zu pflegen. Zum Beispiel stelle ich Präsentationen zu Veranstaltungen wenige Tage zuvor fertig. Wenn es Anfragen gibt, diese Unterlagen wochenlang im Voraus zu schicken, ist dies zeitlich oft nicht möglich. Dafür habe ich dann aber kurz vor der Veranstaltung den Druck sie fertigzustellen. Jetzt darf nichts dazwischenkommen und ich muss mir selbst und auf diesen Druck vertrauen, dass am Ende alles gut geht. Aber alles durchzuplanen und vier Wochen vorher zu finalisieren ist nicht mehr möglich.

Inzwischen habe ich auch zu viele Aufgaben, um immer planmäßig um 17 Uhr nach Hause zu gehen, hier ist eben wieder Flexibilität gefragt.

Vielen Dank für dieses offene und spannende Interview und den Einblick in Ihre täglichen Strategien zu Work-Life-Balance.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel eG.

1zwei Studien zum Anteil von Frauen in Führungspositionen: AllBright-Stiftung, listet die größten 100 Familienunternehmen und vom Medienportal „Die Deutsche Wirtschaft“, die sich die größten 1000 Familienunternehmen in Deutschland anschaut

https://www.allbright-stiftung.de/

https://die-deutsche-wirtschaft.de/

2SDGs – Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, 17 Nachhaltigkeitsziele, 2015 für die Agenda 2030 ins Leben gerufen

Interview Sonja Wey - Filialleiterin Heimbach-Weis

Interview Sonja Wey - Bankfachwirtin und Filialleiterin Filiale Heimbach-Weis VR Bank RheinAhrEifel

Seit Februar 2022 sind Sie Filialleiterin der Filiale Heimbach-Weis. Wie waren die vergangenen Monate, sind Sie inzwischen angekommen?

Definitiv, die letzten Monate waren besonders spannend und ereignisreich und anfangs auch nicht immer einfach. Nach 21 Jahren habe ich meine Geschäftsstelle in Kruft verlassen und hier praktisch neu angefangen. Das Team hat mir sehr geholfen, besonders in den ersten Wochen, die auch in Heimbach-Weis ganz neu für mich waren. Es war aber die richtige Entscheidung, zuvor hatte ich eher den Schwerpunkt Anlage als Privatkundenberaterin und nun eben zusätzlich die Teamleitung und die Betreuung des Aktivgeschäftes.

Sie leiten ein Team von 4 Kollegen und Kolleginnen. Was macht Ihnen dabei besonders viel Spaß und was sind die Herausforderungen?

Neben den üblichen Anforderungen, wie bestimmten Zielvorgaben, an denen wir uns orientieren müssen, sehe ich vor allem Herausforderungen bei der Vielzahl an Anlagen sowie gesetzliche Vorgaben, die inzwischen bei jedem Abschluss notwendig sind. Hier ist es manchmal schwierig den Überblick zu behalten.

Besonders toll sind der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung, die auch ich von Beginn an erfahren durfte. Ich persönlich gebe insbesondere meinen jungen Mitarbeitenden gerne Hilfestellung in der Einarbeitung und der Vertiefung der Beratung.

Ihre Ausbildung haben Sie bereits hier im Hause absolviert und sind seit über 20 Jahren in der Kundenberatung tätig. Wie haben sich die Anforderungen und die Beratungsschwerpunkte in den letzten Jahren verändert?

Kunden und Kundinnen sind heute teilweise viel aufgeklärter. Für uns Berater sind deshalb die Anforderungen gestiegen. Viele Termine sind heute mehr durch uns initiiert. Früher kamen Kunden und Kundinnen spontan in die Filiale und wollten Geld neu anlegen, das hat sich geändert.

Sehen Sie besondere Herausforderungen bei der Beratung von Kundinnen? Gibt es hier andere Schwerpunkte oder Wünsche oder sollte es diese geben? Themen wie die Rentenlücke für Frauen oder die Herausforderung von Alleinerziehenden werden immer wieder in der Presse dargestellt…

Auf jeden Fall. Gerade ältere Kundinnen stehen mit ihrer kleinen Rente vor Herausforderungen.  Altersvorsorge war und ist immer noch ein schwieriges Thema. Alleinerziehende müssen sich zusätzlich mit dem Thema Teilzeit- oder Vollzeitstelle beschäftigen, das betrifft tatsächlich auch in den meisten Fällen eher Frauen. Da bleibt meist nicht viel für die Vorsorge. Spezielle Beratungsangebote oder Veranstaltungen für Kundinnen könnte ich mir vorstellen, bei denen eben auf genau diese Themen eingegangen wird.

Meiner Ansicht nach sollte schon in Schulen das Thema Finanzen aufgegriffen werden, um junge Menschen für diese Themen zu sensibilisieren.

Sie haben auch immer wieder Unterstützung in der Filiale von unseren Auszubildenden. Was raten Sie den jungen KollegInnen, die vielleicht gerade erst ihre Karriere gestartet haben und noch nicht wissen, wo die Reise hingehen soll?

Meine Empfehlung ist, vieles auszutesten. So erfährt jeder individuell was ihm liegt und welcher Bereich eventuell weniger Spaß macht. Wer sich für die Beratung entscheidet, hat die Chance spannende Gespräche mit den Kunden und Kundinnen zu führen, was aber auch bedeutet, dass es abends mal länger wird, da die meisten Kunden tagsüber auch arbeiten. Viele Kunden freuen sich über die Anrufe und kommen gerne zum Termin. Mein Tipp ist, erstmal Berufserfahrung zu sammeln und weitere Karriereziele zu planen, nicht jeder muss gleich nebenbei studieren und schnell Führungskraft werden.

Sie waren bei der gerade vollzogenen Fusion zur neuen VR Bank RheinAhrEifel sehr engagiert bei der Zusammenführung beider Häuser, was war hier genau Ihre Aufgabe?

Ich komme ja von der VR Bank Rhein-Mosel. Zusammen mit Kollegen der Volksbank RheinAhrEifel habe ich mir Schulungsunterlagen für Berater angeschaut und die Bereiche Organisation und Prozesse unterstützt. Meine Aufgabe war hier insbesondere die Sicht des Marktes mit einzubringen.

Wenn Sie sich mal richtig ärgern, dann spinnt noch der PC und ein wichtiger Kunde sagt den Termin kurzfristig ab: Was hilft?

Was immer hilft, wenn es mal nicht so rund läuft: Pause machen und Kaffee trinken, sich kurz mit den Kolleginnen und Kollegen austauschen, morgen sieht die Welt wieder besser aus. 😊 Besonders am Anfang als Filialleiterin gab es oft Situationen, z.B. aufgrund technischer Umstellungen im Haus, in denen ein kurzes Gespräch mit Kollegen bei einem Kaffee geholfen hat, gelassen zu bleiben.“

Schnellfragerunde – Was ist Ihnen lieber:

Süß oder salzig? Eher salzig, aber gerne auch gemischt. Mein süßer Favorit ist Lakritz.

Karneval oder Weinfest? Praktischerweise ist Heimbach-Weis eine Karnevalshochburg, was mir als Jeck sehr entgegenkommt. Im Herbst wähle ich aber gerne auch das Weinfest.

Rock oder Schlager? Eher Rock, aber ich liebe auch die Kölsche Musik, Jeck bleibt Jeck.

Podcast oder Serien gucken? Definitiv Serien schauen, am liebsten Mystery oder Fantasy.

Auto oder Fahrrad? Am liebsten Fahrrad. Aber vieles lässt sich nur mit dem Auto erledigen. Privat aber gerne Mountainbike, inzwischen ein schönes Hobby.  

E-Mail oder Telefon? Ganz klar Telefon, Dinge sind schnell geklärt und ist gibt weniger Missverständnisse.

Fragen an Martina Best-Liesenfeld, Caritasdirektorin Koblenz

Fragen an Martina Best-Liesenfeld, Caritasdirektorin Koblenz, seit 1984 beim Caritasverband

Foto: Caritas Koblenz

Frau Best-Liesenfeld, seit 2010 sind Sie Direktorin der Caritas in Koblenz. Was gefällt Ihnen an dieser Position besonders gut?

Der Caritasverband Koblenz und seine Tochtergesellschaft CarMen gem. GmbH beschäftigen fast 500 Mitarbeitende in einer Vielfalt sozialer Dienste und Einrichtungen. Wir arbeiten mit Menschen aller Altersgruppen von der Kindertagesstätte bis zur ambulanten Pflege und sind für Menschen da, die individuelle Unterstützung benötigen. Anlässe dazu sind vielfältig: Krisensituationen in Familien, Migration und Flucht, körperliche oder geistige Beeinträchtigungen, Wohnungslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit etc.

Unsere Arbeit immer wieder bedarfsgerecht auszurichten ist einerseits eine stetige Herausforderung, andererseits macht aber gerade das die Arbeit besonders interessant.

Im Juni 2018 war das Gesundheits- und Sozialwesen bundesweit der Wirtschaftszweig mit den meisten Frauen bei einem Anteil weiblicher Beschäftigter von 77 %. Dies ist sicher auch eine Ursache dafür, dass soziale Berufe in den Köpfen vieler nach wie vor als typische Frauenberufe gelten.

Auf der Ebene der Geschäftsführungen und Vorstände sind Frauen jedoch nur mit 31 Prozent vertreten. In den inzwischen 105 Jahren seit Gründung des Caritasverbandes Koblenz bin ich seit 2010 die erste Frau, die als Caritasdirektorin an der Spitze der Geschäftsführung steht. Gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern der Geschäftsleitung und den ehrenamtlichen Gremien den Verband zu entwickeln, in einer sehr dynamischen Zeit, ist das, was mir an dieser Position gefällt.

Was war der bislang schönste Moment als Direktorin oder gibt es ein Herzensprojekt?

In unserem Jubiläumsjahr 2018 gab es besonders viele schöne Momente, so zum Beispiel die Teilnahme am Koblenzer Rosenmontagszug mit etwa 150 Personen, ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitenden, betreuten Menschen, Kindern und Eltern aus unseren Kitas. Das Jubiläumsjahr wurde durch vielfältige Aktionen gestaltet, die auch in der Öffentlichkeit aufmerksam machten auf uns als großen Wohlfahrtsverband in der Region.

Besondere Herzensprojekte, die als Bauprojekte geplant und erfolgreich abgeschlossen wurden, waren der Neubau und die Sanierung unseres Wohnhauses „Eulenhorst“ für 38 Menschen mit geistiger Behinderung in Koblenz-Metternich 2017 und der Neubau einer Betriebsstätte für unsere CarMen gem. GmbH im Metternicher Feld, der vor einigen Wochen eingeweiht werden konnte.

Sie haben nach dem Abitur ein Studium zur Diplom-Sozialpädagogin absolviert und sind seit 1984 für den Caritasverband Koblenz tätig. Viele Jahre waren Sie Leiterin der sozialen Dienste und somit der Familienpflege. Wie haben sich insbesondere für Frauen Dinge verbessert, wo gibt es in den letzten Jahren größere Herausforderungen?

In meiner Zeit als Leiterin der sozialen Dienste war mir die Unterstützung von Familien und Alleinerziehenden in schwierigen Lebenssituationen immer ein besonderes Anliegen. Wesentliche Voraussetzung für soziale Teilhabe und Chancengerechtigkeit ist eine möglichst frühe Förderung der Kinder unabhängig von ihrem familiären Hintergrund. Und gerade dann, wenn dieser schwierig ist, ist unsere Gesellschaft gefragt.

Die Chancen von Frauen im Bereich der Bildung und der Berufswahl haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Herausfordernd bleibt weiterhin, den Wunsch nach einer eigenen Karriere- und Familienplanung gemeinsam mit dem Partner im Sinne einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf umsetzen zu können. Hier gibt es noch viel zu tun.

Was wünschen Sie sich für zukünftige Frauen in Führungspositionen und für die junge weibliche Generation in der Region? Wo sehen Sie die größten Hürden für Frauen und wie hilft hier z. B. der Caritasverband im Besonderen?

Für die junge weibliche Generation in der Region wünsche ich mir, dass sie losgelöst von Geschlechterklischees bei der eigenen Berufswahl mit einem gesunden Selbstvertrauen ihren eigenen Weg findet.

Wenn es um das Zutrauen in die eigene Entwicklungsfähigkeit bis hin zur Führungsposition geht, wünsche ich den Frauen den Mut, ihre Berufs- und Lebensplanung zielgerichtet zu gestalten.

Der Caritasverband bietet auch für Migranten Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt an, dabei geht es häufig auch um die Anerkennung der im Herkunftsland erworbenen beruflichen Qualifikationen. Hier ist insbesondere für die Frauen noch viel zu tun.

Mit mehr als 350 Plätzen in unseren vier Kindertagesstätten sorgen wir für eine verlässliche Betreuung der uns anvertrauten Kinder und sind für deren Eltern wichtige Partner im Sinne der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In Zeiten massiven Fachkräftemangels ist dies herausfordernd. Mit innovativen Ausbildungswegen in Teilzeit oder durch ein duales Studium in unseren Kitas und darüber hinaus versuchen wir auch hier etwas für Frauen zu tun.

Welche persönlichen Stärken haben Ihnen bei der Ausführung Ihrer Rollen als Caritasdirektorin bis heute geholfen? Was unternehmen Sie, um wieder Kraft zu tanken?

Offenheit, Ehrlichkeit, Transparenz und Vertrauen. Damit fördere ich die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden im Team auf den verschiedenen Ebenen. Mein Ziel es ist immer, Menschen mitzunehmen und Entscheidungen gut zu kommunizieren.

Kraft tanke ich in meiner Familie und genieße zum Ausgleich Ausflüge in die Natur mit Hund und / oder Fahrrad. Regelmäßiges Yoga sorgt für die nötige körperliche und geistige Entspannung.

Welche Begegnungen bzw. Erfolge, welche beruflichen, vielleicht auch schwierigen Aufgaben bleiben Ihnen als Direktorin besonders in Erinnerung?

Viele Begegnungen mit den Menschen, die in unseren Diensten und Einrichtungen Unterstützung finden, haben mich persönlich sehr berührt: Geistig behinderte Menschen in unseren Wohnhäusern, wohnungslose Menschen in unserem Tagesaufenthalt, Menschen mit schwierigen Startchancen im Leben, die es am Ende doch gut geschafft haben.

Als besonders schwierig bleibt mir vor allem die erste Zeit der Corona-Pandemie in Erinnerung. Da zu sein für die Menschen in Zeiten des Lockdowns und neue Wege der Kommunikation mit ihnen gemeinsam mit den Mitarbeitenden zu entwickeln, das waren Aufgaben, die in kurzer Zeit bewältigt werden mussten. Die schwierige Situation in unseren Wohnhäusern durch erkrankte Bewohner und Mitarbeitende werde ich nie vergessen. Das war für alle Beteiligten eine sehr belastende Zeit, die bis heute bei manchen nachwirkt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im (Berufs-)Leben von Frauen?

Im Privaten: Empathie und ernst gemeinte Gleichberechtigung auch dann, wenn das für den Lebenspartner bedeutet, das Seine einzubringen für eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nur so kann ein glückliches Familien- und erfolgreiches Berufsleben gelingen.

Im Beruflichen: Sinnhaftigkeit und persönliche Erfüllung am Arbeitsplatz werden für die Menschen immer wichtiger. Deshalb ist es unabdingbar, weibliche Stärken im Unternehmen zu integrieren und zu fördern in einer sich immer schneller verändernden (Berufs-)Welt.

Interview mit Carolina Göring Filialleiterin, Privatkundenberaterin und Bankbetriebswirtin

Interview mit Carolina Göring Filialleiterin, Privatkundenberaterin und Bankbetriebswirtin

Foto: Marco Rothbrust

Du bist seit 2011 bei der Volksbank RheinAhrEifel bzw. zuvor bei der Volksbank Mittelrhein beschäftigt, hast die Ausbildung zur Bankkauffrau ebenfalls hier absolviert und bist seit 2019 Filialleiterin in Arenberg. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden? Die Bank bietet schließlich viele Optionen…

Schon in der Ausbildung konnte ich zahlreiche Bereiche in der Bank kennenlernen, habe mich aber für den Service und die Kundenberatung entschieden. Ich konnte in meiner Wunschfiliale Koblenz-Lay starten und bin dann 2018 nach Arenberg gewechselt. Das Bankwesen interessiert mich aber grundsätzlich, daher habe ich nebenberuflich noch studiert und den Fachwirt sowie Bankbetriebswirt absolviert.

Was reizt dich besonders am Kundenkontakt?

Die Arbeit in der Beratung und Filiale ist sehr abwechslungsreich und jeder Tag ist anders, morgens weiß ich nie so recht, was mich erwartet. Mir gefällt die Vielseitigkeit und die persönlichen Geschichten, die die Kunden mitbringen und beschäftigen. Das daraus entstehende Vertrauensverhältnis und die generationsübergreifende Begleitung meiner Kunden spornen mich täglich in meiner Funktion an. Wir haben hier in Arenberg ein großes Einzugsgebiet, weil dies (noch) die einzige rechtsrheinische Geschäftsstelle vor der Fusion mit der VR Bank Rhein-Mosel in Neuwied ist.

Und was nervt eher am Job?

Das kann ich leicht beantworten: Es gibt einen hohen Administrationsaufwand, jedes Jahr kommen neue Vorschriften und Kontrollen hinzu. Natürlich verbessert dies auch vieles, wie die Qualität und Aufklärung der Beratung im Allgemeinen oder den Verbraucherschutz, dennoch würde ich die Zeit lieber mit „echter“ Arbeit in der Beratung verbringen.

Was gefällt dir denn an der Finanzbranche? Bist du ein Zahlenmensch? Und warum gerade die Volksbank als Arbeitgeber?

Ich würde sagen, ich bin ein Menschenfreund und Teamplayer, weniger ein Zahlenmensch. In der genossenschaftlichen Bank fühle ich mich wohl und finde die grundsätzliche Mitbestimmung von Mitgliedern sehr wichtig. Der Beratungsansatz ist stets ganzheitlich und wir sind sozusagen die Vertrauensperson für die Finanzen in allen Lebenssituationen beim Kunden.

Auch das Regionalprinzip gefällt mir, so treffe ich in Koblenz und Umgebung sowohl KollegInnen als auch KundInnen mal zufällig privat und fühle mich hier schneller heimatverbunden, da ich gebürtig aus dem Hunsrück komme.

Siehst du besondere Herausforderungen bei der Beratung von Kundinnen? Gibt es hier andere Schwerpunkte oder Wünsche oder sollte es diese geben? Themen wie die Rentenlücke für Frauen oder die Herausforderung von Alleinerziehenden werden immer wieder in der Presse dargestellt.

Männer sind meist zugänglicher bei Geld und Finanzen, Frauen eher verhalten, sogar skeptisch. Bei Frauen stelle ich einen höheren Informationsbedarf fest in einem sehr verkürzten Zeitrahmen, denn Frauen durchlaufen in ihrem Leben sehr unterschiedliche Phasen. Diese sind in der Regel viel volatiler als die des Mannes. Phasen, wie zum Beispiel berufliche Auszeiten, Teilzeitarbeit, die Pflege Angehöriger und ein Wiedereinstieg ins Berufsgeschehen, führen dazu, dass Frauen häufig finanziellem sowie zeitlichem Druck ausgesetzt sind.

Deswegen ist es unsere Aufgabe, wie ich finde, gemeinsam mit unseren Kundinnen Handlungsoptionen zu schaffen, um die spezifischen Bedürfnisse der Frauen aufzufangen, ihnen in einem zeitlich überschaubaren Rahmen alle notwendigen Informationen zu liefern und damit für finanzielle Sicherheit sorgen.

Meiner Meinung nach kombiniert unsere ganzheitlich genossenschaftliche Beratung die Finanzthemen wie Altersvorsorge, Geldanlage und Absicherung der unterschiedlichen Lebensumstände ideal in einem Vermögenskonzept. Daher empfehle ich jeder unserer Kundinnen, sich mit ihrer finanziellen Vertrauensperson in Kontakt zu setzen und über diese Themen zu sprechen. Je früher solche Weichen gestellt sind, desto zuversichtlicher und beruhigter können unsere Kundinnen durchs Leben gehen.

Du hast in der Filiale oft Unterstützung von unseren Auszubildenden. Was rätst du den jungen KollegInnen, die vielleicht gerade erst ihre Karriere gestartet haben und noch nicht wissen, wo die Reise hingehen soll?

Am wichtigsten ist dabei: Offenheit und die Bereitschaft zu lernen! Unsere Auszubildenen können in zahlreiche Bereiche hineinschnuppern – IT, Organisation, Immobilien, Marketing etc. Wenn Sie frühzeitig Wünsche äußern und Bedürfnisse aufzeigen und dies mit der Ausbildungsleitung besprechen, findet sich immer ein Weg zum Traumjob. Es gibt auch viele innerbetriebliche Schulungen zu Fachthemen, Verbundpartnern und -produkten und zur Persönlichkeitsentwicklung, dies ist wirklich außergewöhnlich an der Ausbildung bei uns!

Im Jahr 2022 hast du erfolgreich das PEP-Programm bei der Volksbank RheinAhrEifel abgeschlossen. Dieses Programm ist für junge Potentialträger im Hause, die sich weiterentwickeln möchten. Was konntest du bei diesem einjährigen Kurs für dich mitnehmen?

Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, wir haben meist in Kleingruppen gearbeitet und ich hatte dadurch einen unglaublichen Mehrwert: Seitdem nehme ich meine Stärken und Werte nochmal bewusster wahr. Aus verschiedenen Bereichen im Haus sind KollegInnen zusammengekommen und wir haben super voneinander lernen können, z.B. dass mit Teamarbeit meist mehr erreicht werden kann. Außerdem war die Begleitung durch die Personalabteilung und unsere Führungskräfte-Coachin sehr professionell.

Schnellfragerunde

Welchen Film muss man gesehen haben?

Forrest Gump

Absolutes Lieblingsessen?

Rigatoni al Forno

Und das dann lieber selbst kochen oder im Restaurant essen?               

Nur wenn mein Partner das kocht, ohne Frage😊

Was ist deine Lieblingsjahreszeit?                                                        

Herbst, da ist alles so schön bunt.

Was war der tollste Ort, den du je besucht hast?

Eher eine Reise als ein Ort. Unsere Reise mit dem Wohnmobil über Österreich, Slowenien bis nach Kroatien. Das war fantastisch!

Vielen Dank für den tollen Austausch, das Interview führt Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Volksbank RheinAhrEifel

Fragen an Ulrike Mohrs, Bürgermeisterin der Stadt Koblenz

Diplom-Verwaltungswirtin und seit Jahren Mitglied unserer Volksbank

Foto: DRK

Frau Mohrs, seit 2018 sind Sie Bürgermeisterin der Stadt Koblenz. Was gefällt Ihnen an dieser Position besonders gut?

Am allerbesten gefällt es mir, Dinge zu gestalten und dies in der eigenen Heimatstadt. Ich habe den Blick aufs Ganze und kann im eigenen Dezernat Themen voranbringen und umsetzen, also agieren, statt nur zu reagieren.

Ich bin gebürtige Koblenzerin (aus Rübenach) und viel unterwegs in Sportvereinen, gemeinnützigen Vereinen und bei den unterschiedlichsten Terminen. Dabei werde ich häufig darauf angesprochen, wo der Schuh drückt, das finde ich sehr positiv.

Koblenz ist durch den Zusammenfluss von Rhein und Mosel und die vielen Einzugsgebiete wie Westerwald, Hunsrück, Taunus und Eifel ein bedeutender Knotenpunkt in Rheinland-Pfalz. Was macht Koblenz für Sie so lebenswert und attraktiv?

Wir leben in einer Stadt an zwei Flüssen, durch die Mittelgebirge gibt es einen hohen Freizeitwert und spannenden Tourismus. Außerdem findet hier jeder das passende kulturelle Angebot und Koblenz ist zudem Sportstadt, was ebenfalls viele Menschen zu uns führt.

Was darüber hinaus die Region lebens- und besuchenswert macht, ist ihre Wirtschaftskraft: Besonders die Alt- und Innenstadt mit ihrer hohen Attraktivität und deren Infrastruktur des Einzelhandels.  Wir haben gute Gewerbesteuereinnahmen und einen starken Öffentlichen Dienst und sind ein sehr bedeutender Bundeswehrstandort. Wir sind gleichzeitig Gesundheitsstandort mit drei großen Kliniken, mir persönlich gefällt auch der fast dörfliche Charakter in den einzelnen Stadtteilen mit Wochenmärkten wie z. B. in Ehrenbreitstein und dem ausgeprägten Vereinsleben in Sport und Kultur.

Was war der bislang schönste Moment als Bürgermeisterin oder gibt es ein Herzensprojekt?

Es ist hier kaum möglich, einen bestimmten Moment zu nennen. Aber eine Sache hat mich doch außerordentlich beschäftigt und gefreut: Die Fertigstellung des unteren Sanierungsbereiches des Freibades Oberwerth.

Schon ganz zu Anfang meiner Amtszeit gab es ein Leck und Wasser drohte in den Untergrund auszutreten, das Schwimmbad hätte geschlossen werden müssen. Wir haben sofort gehandelt und konnten sogar während der Sanierungsphase immer wieder Verbesserungen durchführen, bis das Problem letztlich vollständig behoben wurde und das Schwimmbad heute sogar noch schöner geworden ist als erwartet.

Besonders am Herzen liegen mir Begegnungen mit Menschen, insbesondere im Kinder- und Jugendbereich.

Sie haben nach dem Abitur ein Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin absolviert und waren anschließend 30 Jahre in verschiedenen Positionen bei der Agentur für Arbeit beschäftigt, u.a. als Arbeitsberaterin, viele Jahre auch als Geschäftsführerin. Wie beurteilen Sie aus dieser Erfahrung heraus die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt – vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Frauen, wie hat sich das in letzten 30 Jahren verändert?

Ich sehe die Situation sehr ambivalent, beim Arbeitgeber Bundesagentur habe ich kein Ungleichgewicht erfahren, ganz im Gegenteil – hier waren es manchmal sogar eher mehr Frauen als Männer in der Geschäftsführung. Aber natürlich sind die Unterschiede je nach Branche und Betrieb größer, insbesondere bei der Entlohnung. Im Öffentlichen Dienst ist das nicht so, aber sonst sehe ich großen Handlungsbedarf.

Weitere grundlegende Eckpunkte sehe ich bei Frauen und der Familienphase. Dadurch fehlen Berufsjahre bzw. -erfahrungen, die sich auf die Bezahlung auswirken. Dieses Ungleichgewicht sollte ebenfalls thematisiert werden. Als Gesellschaft berauben wir uns Chancen, denn Frauen gehen die Dinge anders an und meiner Ansicht nach ist ein Betrieb nur gut aufgestellt, wenn er die positiven Eigenschaften bzw. Fähigkeiten beider Geschlechter verzahnt.

Einen besonderen Faktor halte ich jedoch für sehr unterschätzt: Empathie! Sie ist überaus wichtig in der Führung und absolut notwendig, dies ist aus meiner Sicht eine große Stärke von uns Frauen.

Welche persönlichen Stärken haben Ihnen bei der Ausführung Ihrer Rollen als Geschäftsführerin und als Bürgermeisterin bis heute geholfen?

Für mich ganz essenziell sind hier Empathie und meine Fähigkeit zum lösungsorientierten Denken auch über klassische Grenzen hinweg. Dies kennen und schätzen meine KollegInnen auch sehr und insgeheim wissen sie, von mir kommt auch mal der ein oder andere konstruktive Kritikpunkt.

Ich halte aufmerksames Zuhören ebenfalls für einen sehr relevanten Faktor. Dabei bin ich immer bereit, mich mit guten Argumenten überzeugen zu lassen. Aber da, wo es nötig ist, zeige ich auch die ausreichende Entscheidungsstärke. Grundsätzlich wird mutiger Entscheidungswillen oft unterschätzt, dabei gibt es selten „falsche Entscheidungen“, schlimmer ist es, gar keine zu treffen.

Daneben sehe ich auch ein gesundes Verhältnis zum Bauchgefühl als die Summe der Erfahrungen, die man im Leben gesammelt hat, als guten Ratgeber.

Ich bin damals für die Position als Bürgermeisterin weitestgehend aufgrund meiner Fachlichkeit und meines Engagements im Sozial- und Jugendbereich angesprochen worden, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Was wünschen Sie sich für Frauen in Führungspositionen und für die junge Generation in der Region? Was hätte Ihnen in den letzten Jahren geholfen beim Erreichen der beruflichen Ziele?

Wie schon erwähnt, habe ich in meiner Zeit bei der Bundesagentur niemals Hemmschwellen als Frau erfahren. Aber was ich mir wünsche, ist mehr Offenheit für die Leistung von Frauen und dass sie ihren Weg gehen können, deshalb ist es umso bedeutsamer, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern.

Meiner Meinung nach sollten hier bessere Strukturen geschaffen werden, sowohl in der Kinderbetreuung wie aber auch in der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger und beides muss häufig (gleichzeitig) geleistet und dabei unbedingt gleichberechtigt verteilt werden - zwischen Mann und Frau bzw. den Partnern!

Wie wichtig ist Ihnen Work-Life-Balance und wo sehen Sie hier Herausforderungen speziell für Frauen?

Ohne Kraftquellen, besonders im Privaten, geht es nicht. Ich persönlich brauche einen gesunden Ausgleich, das kann gerne ausreichend Erholung an der frischen Luft sein.

Manche schöpfen Energie aus ihrer Arbeit und auch bei meinem Job, der deutlich mehr als 40 Stunden die Woche umfasst und gerne auch Abendveranstaltungen beinhaltet, ist das so. Aber andere Menschen benötigen mehr Balance im Privatleben und möchten weniger arbeiten, was völlig in Ordnung ist. Hauptsache, man kümmert sich um sich selbst und tut sich selbst Gutes (und schläft ausreichend - lacht).

Wenn Sie auf Ihren bisherigen beruflichen Werdegang zurückblicken – gibt es Dinge, die Sie mit dem Wissen von heute anders machen würden/Entscheidungen, die Sie anders treffen würden?

Im Nachhinein sind wir wohl alle schlauer. Wichtig ist, aus der Vergangenheit zu lernen, aber von einem Bereuen einzelner Entscheidungen halte ich persönlich nichts.

Am Beispiel Pandemie: Heute wissen wir alle mehr als vor drei Jahren, aber damals mussten zu einem bestimmten Zeitpunkt, mit einem bestimmten Wissen, Entscheidungen getroffen werden…

2018 bin ich Bürgermeisterin geworden und 2019 war ein relativ normales erstes Jahr, aber schon im Dezember 2019 gab es erste Gespräche mit Andeutungen zu Corona. Wir haben dann sehr schnell die erste Fieberambulanz in Rheinland-Pfalz aufgebaut, dies ging nur in enger Abstimmung mit dem Verwaltungsstab. Rasch haben wir gemerkt, „die Krise braucht ein Gesicht“ und der Oberbürgermeister und ich haben Videos gedreht, um BürgerInnen zu informieren. Dies war alles neu für uns.

2021 hatten wir dann die Ahrflut. Hier haben die Mitarbeitenden unserer integrierten Leitstelle in Koblenz enormes geleistet. Auch dies war eine besondere Herausforderung.

Ich habe bei diesen Ereignissen sehr viel gelernt, ich wachse mit den Aufgaben.

Dies kostet natürlich viel Energie, eins ist mir bei all dem klar geworden: Gemeinsam können wir mehr erreichen.

Durch die letzten Jahre ist mir umso deutlicher geworden, wir müssen besser mit dem Wandel leben und Change Management als fortlaufenden Prozess verstehen.

Sie haben auch viele Ehrenämter inne, sind z. B. stellvertretende Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes Koblenz und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Hochschule Koblenz. Außerdem leiten Sie unter anderem die Fachbereiche Sicherheit, Ordnung und Katastrophenschutz. Woraus schöpfen Sie die Energie für diese herausfordernden Aufgaben?

Meine zwei bedeutendsten Kraftquellen sind die Familie und mein Glaube. Ich lebe im großen Familienverbund in einer Hofgemeinschaft mit drei Häusern, dies gibt mir ganz viel Stärke. Außerdem bin ich praktizierende Christin.

Welche Begegnungen bzw. Erfolge, welche Herausforderungen bleiben Ihnen als Bürgermeisterin heute in Erinnerung?

Ich pflege einen sehr engen Kontakt zum Kinderhospiz. Im Jahre 2022 wurde der Kinderhospiztag vorm Schloss mit vielen Schulklassen veranstaltet. Dieser Tag ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein weiterer schöner Moment war für mich die Ausrichtung der Special Olympics Landesspiele im Sommer 2022 – hier zeigte sich die Begeisterung der Menschen und dass Koblenz durch und durch Sportstadt ist. Darüber hinaus bin ich natürlich in den unterschiedlichsten Vereinen von Sport, Karneval etc. unterwegs. Was ich dabei persönlich sehr schätze ist, wenn Menschen mich dort oder z. B. in der Innenstadt ansprechen und man in den Dialog kommt. Ich mag den unmittelbaren Kontakt mit den BürgerInnen unserer wunderschönen Stadt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Berufsleben von Frauen?

Grundsätzlich wünsche ich mir mehr Selbstverständlichkeit. In zehn Jahren führen wir hoffentlich auch solche Interviews, aber dann mit anderen Schwerpunkten. Dafür benötigen wir gleiche Bezahlung, bessere Aufteilung der Familienarbeit und intelligente Teilzeitmodelle.

Was jedoch bei Ihrer Frage nicht vergessen werden sollte: Frauen mit guter Schulbildung sind nicht immer der Maßstab, eine Förderung sollte durch alle Schichten gehen, nicht nur für die gut ausgebildete Mittelschicht und die möglichen Führungspositionen oder deren Kandidatinnen, sondern auch für Frauen, die vielleicht eine ganz andere Hilfe benötigen – sowohl finanzielle als auch strukturelle. Ich halte grundsätzlich viel davon, die Stärken der Menschen zusammenzubringen, das ist viel effizienter als die Teile des Einzelnen.

Vielen Dank für Ihre spannenden Antworten und den offenen Austausch!

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Volksbank RheinAhrEifel eG

Wir stellen vor: Teamleiterin Direktberatung Karin Mombaur

Volksbank RheinAhrEifel im Interview mit der Teamleiterin Privatkundenberatung Karin Mombaur

Foto: Marco Rothbrust

Frau Mombaur, Sie arbeiten mittlerweile seit über 40 Jahren bei der Volksbank. Erzählen Sie uns doch ein bisschen, wie Sie damals zu uns kamen?

Nach meiner kaufmännischen Ausbildung in einem Ingenieurbüro stieß ich auf ein Zeitungsinserat der Volksbank, in dem man Mitarbeiter für die Buchhaltung suchte. 1982 nahm ich diese Stelle an. Ich arbeitete allerdings tatsächlich nur wenige Monate in der Buchhaltung, bis mich mein Vorgesetzter fragte, ob ich mich mal im Kundenservice versuchen wolle.

Das heißt, Sie kamen eigentlich zufällig in den Kundenbereich?

Richtig, ich suche immer neue Herausforderungen. Da kam mir das Angebot sehr gelegen und mit Kunden zu arbeiten empfinde ich nach wie vor als eine sehr bereichernde Aufgabe. Ich habe mich dann mit vielen Fortbildungen auf die Privatkundenberatung spezialisiert und später dann parallel ein Team von 7-8 Mitarbeitern übernommen. Durch die Fusion mit Mayen waren es später über 20 Teammitglieder.

War das der Moment, in dem sie sich entschieden haben, Ihre Aufmerksamkeit zu 100% auf die Teamleitung zu fokussieren?

Die Entscheidung ist mir wirklich schwergefallen. Denn ich schätze die Erfolgserlebnisse, die man direkt am Kunden hat, wenn man die perfekte Lösung für ihn entwickeln konnte. Allerdings mag ich es auch sehr, jungen Beratern auf den Weg zu helfen. Letztlich habe ich mich dann für mein Team entschieden.

Das Corona-Jahr 2020 hat Ihnen wieder eine neue Herausforderung gestellt, die Gründung der Direktberatung in der Volksbank Direkt. Wie war das für Sie, die Kundenberatung ins digitale Zeitalter zu überführen?

Spannend! Da eine digitale Beratung bei uns noch nie da gewesen ist, hatten wir die Möglichkeit, vieles auszuprobieren. Das ergab einen tollen Austausch zwischen den Generationen. Auch jüngere Kollegen konnten hier ältere durch ihr technisches Know-How unterstützen. Im Übrigen sehe ich große Vorteile in der digitalen Beratung. Beispielsweise muss der Kunde keinen Weg auf sich nehmen, wir holen ihn praktisch im eigenen Wohnzimmer ab, wo er sich auch wohl fühlt. Auch wenn ich ihn nach einem bestimmten Dokument frage, hat er zuhause direkt Zugriff darauf, das ist sehr praktisch.

Nun arbeiten Sie in einer Führungsposition bei der Bank, wo Frauen leider noch immer unterrepräsentiert sind. Woran meinen Sie, könnte das liegen?

Ich kann sagen, dass es definitiv nichts mit der Zielstrebigkeit oder der Qualifikation der Frauen zu tun hat. Aber was ich immer wieder höre ist, dass Frauen sich der bestehenden, männerbesetzten Führungsebene nicht zugehörig fühlen und deshalb Beförderungen nicht aktiv forcieren. Andere stellen ihre Karriere vielleicht hinter der ihres Partners zurück, wenn sie Kinder haben.

Fühlen Sie sich denn von den männlichen Kollegen Ihrer Ebene ernst genommen und respektiert?

Definitiv ja. Männerrunden diskutieren zwar anders, ich selbst fühle mich aber in keiner Weise davon benachteiligt, es kommt sogar vor, dass meine männlichen Kollegen mich explizit nach meiner Meinung als Frau konsultieren. – Nicht, dass ich die nicht auch ungefragt sagen würde.

Welche Soft Skills erfordert eine Teamleiterposition?

Ich persönlich denke, neben der fachlichen Kompetenz ist Empathie ein sehr wichtiger Schlüssel. Man sollte versuchen, sich in die Menschen, für die man zuständig ist, hineinzuversetzen. Wenn man auf Augenhöhe bleibt, wird einem in der Regel automatisch mit Respekt begegnet. Im Übrigen glaube ich, dass gerade das eine Eigenschaft ist, die Frauen durch ihre intuitive Veranlagung besonders liegt. Zudem sind es die meisten Frauen auch gewohnt, nicht nur selbstbezogen, sondern auch für andere mitzudenken.

Was waren anfangs die größten Herausforderungen für Sie in dieser Position?

Das war, denke ich, die Teamgröße. Nach der Fusion mit der Volksbank Mülheim-Kärlich 2017 waren es zeitweise über 30 Mitarbeiter, für die ich verantwortlich war. Bei einem Team dieser Größe ist es natürlich eine große Herausforderung, trotzdem noch individuell auf jeden einzelnen einzugehen bzw. jedem gerecht zu werden. Eine andere Herausforderung ist die Gleichbehandlung, da man die Berater ja allein schon wegen verschiedener Schnittstellen im operativen Geschäft viel häufiger sieht als die Servicekräfte. Es war dennoch immer mein Anspruch, auch die Anliegen der Servicekräfte zu hören.

Wenn Sie Ihre Entscheidung zwischen Teamleitung und Kundenberatung nun rückblickend betrachten, würden Sie sagen, dass es die richtige Entscheidung war?

Ja! (lacht herzlich) – nach wie vor. Der Austausch und das Miteinander mit meinem Team sind für mich das „Salz in der Suppe“! Und junge Berater zu unterstützen und Ihnen den Rücken zu stärken, empfinde ich als sehr wertvolle Aufgabe. Trotzdem freue ich mich immer, wenn ich über die Gesprächsbegleitung doch noch ab und an einem Kundengespräch beiwohnen kann.

Sehen Sie in der Beratung Unterschiede in der Vorbereitung von Männern und Frauen?

Ja, das schon. Junge Frauen kommen deutlich vorbereiteter in die Beratung als junge Männer. Sie haben klarere Lebenspläne und Ziele vor Augen, auf die sie sparen wollen und einen besseren Überblick, in was ihr Geld monatlich fließt.

Gibt es einen Rat, den Sie speziell Frauen ans Herz legen würden?

Dass sie ihre Finanzen frühzeitig selbst in die Hand nehmen und sich bewusst einen vom Partner unabhängigen Puffer zur Absicherung ansparen. Lebensumstände können sich kurzfristig verändern, dafür sollte man junge Menschen generell mehr sensibilisieren. Es ist z.B. auch sehr wichtig, sein Einkommen zu versichern. Denn bekäme man im Krankheitsfall nur noch 70% des Gehalts, wer könnte damit dann schon gut zurechtkommen?

Hat Ihnen schon mal ein Kunde gedankt, dass er durch Sie optimal auf den Ernstfall vorbereitet war?

Ja, das habe ich schon mehrfach erlebt. Ich erinnere mich noch gut an einen Kunden, der es für äußerst unwahrscheinlich hielt, einmal arbeitslos zu werden. Dennoch konnte ich ihn überzeugen, seinen Kredit für diesen Fall abzusichern. Als er später seinen Job verlor, aber auf die Versicherung zurückgreifen konnte, hat er sich persönlich bei mir für diesen Rat bedankt.

Das ist ein sehr schönes Beispiel.

Damit wären wir auch schon am Ende des Interviews angelangt. Wir danken Ihnen, dass Sie sich die Zeit dafür genommen haben, uns einen kleinen Einblick zu geben!

Sehr gerne! Es hat mir auch großen Spaß gemacht!

Judith Klassmann-Laux: Die Zukunft wird flexibler und bringt mehr Chancen!

Volksbank RheinAhrEifel im Interview mit Wirtschaftsförderin Judith Klassmann-Laux

Die Zukunft wird flexibler und bringt mehr Chancen!

Foto: WFG Vulkaneifel mbH

In unserer Serie „Die Finanzexpertin“ lassen wir starke Frauen zu Wort kommen. Unsere Mission? Andere Frauen zu empowern und zu ermutigen, ihre berufliche und finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Wir freuen uns sehr, dass wir Judith Klassmann-Laux für ein Interview gewinnen konnten. Als Geschäftsführerin der WFG (Wirtschaftsförderungsgesellschaft) Vulkaneifel mbH ist sie Ansprechpartnerin und Ratgeberin für alle Unternehmerinnen und Unternehmer im Landkreis Vulkaneifel und solche, die es werden wollen. Wir sprechen mit ihr über geschlechterspezifische Unterschiede in der Gründer- und Unternehmerszene, darüber, wie sie als Mutter den Spagat zwischen Beruf und Familie meistert und warum sie die Zukunftschancen für Frauen in Führungspositionen als hoch einschätzt.

Sie sind seit 2017 Geschäftsführerin der WFG Vulkaneifel mbH und Ihre Mission ist es, ExistenzgründerInnen und Unternehmen in der Region zu stärken und die Wirtschaft im Landkreis zu fördern. Was hat Sie an dieser Aufgabe besonders gereizt?

Nach meinem Studium der Diplom-Sozialwissenschaften habe ich beim Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier gearbeitet und u. a. Projekte zur Gründungsförderung von Frauen oder Beratungen „Frauen und Beruf“ durchgeführt. 2010 bin ich mit meinem damaligen Freund und heutigen Mann, Thomas Klassmann (Direktor Regionalmarkt Eifel), zusammengezogen und habe als Gründungsberaterin bei der WFG begonnen. 2012 wurde ich Prokuristin der WFG und bin seither Ansprechpartnerin für die bestehenden Unternehmen im Landkreis Vulkaneifel. Meine Motivation zur Übernahme der Geschäftsführung im Jahr 2017 war und ist es, gestalten zu können. Ich kann den Fokus gezielter setzen, zum Beispiel darauf, GründerInnen auch in der sensiblen Anfangsphase zu begleiten. Besonders hier erfahren junge UnternehmerInnen die größten Herausforderungen.

Erleben Sie in der Beratung Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Wie ausgewogen ist der Anteil bei Führungsrollen und GründerInnen?

Ja, Gründerinnen gehen oft weniger Risiken ein, sind aber etwas besser vorbereitet. Die Gründung erfolgt hier meist im Nebenerwerb, was anfangs auch weniger Risiko bedeutet. Nicht selten erfolgt dann nach einigen Jahren der Umstieg in den Vollerwerb, dann, wenn sich das Unternehmen am Markt etabliert hat. Aus unserer Sicht ein gesundes Unternehmenswachstum.  Bei den Unternehmen, die schon länger am Markt sind, stellen wir fest, dass zum Großteil immer noch mehr Männer in Führungspositionen tätig sind als Frauen. Je kleiner der Betrieb, desto mehr Frauen führen – bei den Gründerinnen ist das Verhältnis 50/50.

Nehmen Männer Sie in Ihrer Funktion als Geschäftsführerin in der Zusammenarbeit als Exotin wahr?

Unter Kollegen ist das oft noch so… Wirtschaftsförderung ist ein männlich-dominiertes Berufsfeld. Wenn ich z. B. als Geschäftsführerin der WFG am Forum der deutschen Wirtschaftsförderer teilnehme, sind maximal 20 Prozent der TeilnehmerInnen weiblich. Vor einigen Jahren war dieser Prozentsatz deutlich geringer. Das Bild verändert sich erfreulicherweise zunehmend. Ich habe gelernt, nicht alles persönlich zu nehmen oder entsprechend zu kontern, wenn es mal einen Spruch gibt. In der Zusammenarbeit mit unseren Kunden ist das anders. Ich bin 2015 auf einen Geschäftsführer gefolgt, der mehr als 30 Jahre die Geschicke der WFG gelenkt hat. Einen solchen Erfahrungsschatz holt man nicht von heute auf morgen auf. Und dabei spielt es keine Rolle, ob man nun eine Frau oder ein Mann ist. Hier galt es einfach zu beweisen, dass man auch mit neuen Impulsen Akzente setzen kann. Ich denke, das ist mir gelungen. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt erlebt, dass meine Fähigkeiten in Frage gestellt wurden, weil ich eine Frau bin – und dazu noch in Teilzeit arbeite.

Sie sind Mutter eines siebenjährigen Sohns. Wie meistern Sie den Spagat zwischen Familie und Karriere?

Ich habe meinen Wunsch nach einer Teilzeitstelle im Bewerbungsverfahren um die Stelle des Geschäftsführers offen kommuniziert. Ich habe eine 80-Prozent-Stelle mit 32 Stunden pro Woche. Dass es natürlich in den Erkältungsmonaten in der Kita und jetzt Schule auch mal hektisch im Alltag wird, ist nicht zu vermeiden. Da waren die Jahre 2020 und 2021 mit einer geschlossenen Kita oder Notbetreuung natürlich eine besondere Herausforderung für Familien. Wenn unser Sohn krank wird, wechseln mein Mann und ich uns in der Betreuung ab, je nachdem, wer welche Präsenztermine hat. Zudem haben wir viel Unterstützung von der Familie und es gibt großartige externe Betreuungsangebote in der Region. Meinem Mann und mir ist es wichtig, viele Absprachen zu treffen. Der Alltag ist dadurch gut organisiert und es fühlt sich auch gut an. Sollte es zeitlich mal nicht passen, greifen wir auf Tante, Oma und Opa oder einen unserer drei Babysitter zurück. Es gibt einfach immer mal wieder Abendtermine, die mein Mann und ich gleichermaßen in unserer jeweiligen Position wahrnehmen.

Was wünschen Sie sich für eine bessere Work-Life-Balance?

Grundsätzlich wird die WFG Vulkaneifel, wie auch die Unternehmen in der Region, das Thema Fachkräftesicherung begleiten und legt damit automatisch den Fokus auf Work-Life-Balance. Denn nur wer Work-Life-Balance als Anliegen seiner Fachkräfte begreift, ist langfristig wettbewerbsfähig. Beide Partner möchten arbeiten und suchen als Arbeitnehmer Lösungen bei ihren Arbeitgebern. Dies funktioniert nur im Dialog zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und wird am Ende einen positiven Beitrag für die Gesellschaft bringen.

Wie hat sich die Arbeits- und Familienwelt in den letzten Jahren gewandelt – sowohl für Frauen, Männer, UnternehmerInnen?

Frauen brechen eher Muster auf und überzeugen zuerst sich selbst – nach dem Motto „Ich schaffe das“ – und kombinieren Job, Familie und Haushalt. Männer beschäftigen sich (noch) weniger mit dieser Vereinbarung, erwägen seltener Teilzeitarbeit oder längere Elternzeit zu nehmen. Hier wird es in den kommenden Jahren wohl die größten Veränderungen geben. Frauen fordern beruflich mehr Anerkennung, Dialog und Förderung, aber auch Hilfe und Unterstützung, ein.

Angestellte oder Unternehmerinnen bleiben besonders nach dem ersten Kind nicht zu 100 Prozent zu Hause – dies ist heute finanziell für viele Familien auch nicht mehr möglich. Die Zukunft wird flexibler werden und bietet so auch mehr Chancen für Frauen als Unternehmerinnen oder in Führungspositionen.

Was wünschen Sie sich für Frauen im Beruf und insbesondere in Führungspositionen?

Ich hoffe, dass der gegenseitige Respekt und das wertschätzende Miteinander noch bewusster werden. Heutzutage stehen wir uns dort selbst manchmal im Weg. Gerade Frauen (und Mütter) sind gut darin, sich gegenseitig für ihr jeweils gewähltes Modell im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verurteilen.  Für die junge Generation wünsche ich mir z. B. eine gesunde Resilienz und viel Gelassenheit im Umgang mit Leistungsdruck und Veränderungen.

Was sind Ihre Wünsche und Ziele für das nächste Jahr?

Dass wir alle gesund bleiben, nicht vergessen, Spaß zu haben und allgemein zufriedener werden.

Vielen Dank für das schöne Interview.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Volksbank RheinAhrEifel

Iris Steinacker-Creutzfeldt: Beruf und Finanzen selbstbestimmt in die Hand nehmen!

Volksbank RheinAhrEifel im Interview mit Steuerexpertin Iris Steinacker-Creutzfeldt

Beruf und Finanzen selbstbestimmt in die Hand nehmen!

In unserer Serie „Die Finanzexpertin“ lassen wir starke Frauen zu Wort kommen. Unsere Mission? Andere Frauen zu empowern und zu ermutigen, ihre berufliche und finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Aufsichtsrätin Iris Steinacker-Creutzfeldt für ein Interview gewinnen konnten. Als selbstständiger Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist sie eine erfolgreiche Frau in einer Männerdomäne und gibt spannende Einblicke und hilfreiche Tipps.

Frau Steinacker-Creutzfeldt, Sie sind Dipl.-Kauffrau, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Gesellschafterin von Steinacker Creutzfeldt Steuerberater Wirtschaftsprüfer Rechtsanwalt. Woher kam Ihre Affinität für diese Themen?

Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der selbständiger Steuerberater ist. Schon als Schülerin habe ich in seiner Kanzlei gearbeitet und Belege abgeheftet, Order sortiert etc.. Ich hatte also schon von klein auf Berührungspunkte. Meine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin machte ich allerdings ganz bewusst in einer anderen Kanzlei. Ich merkte sofort, dass es inhaltlich genau mein Ding ist.

Bei der Steuerfachgehilfin ist es aber nicht geblieben, Sie haben direkt weiter gemacht.

Mir war schon früh im Leben klar, dass ich mein eigener Chef sein und irgendwann eine eigene Kanzlei haben möchte. Daher studierte ich nach meinem Abschluss zur Steuerfachgehilfin BWL an der Uni Trier. Ich arbeitete nach dem Bestehen meines Universitätsexamens bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der sog. „Big Four“. Dort bereitete ich mich schon bald berufsbegleitend auf mein Steuerberaterexamen vor. Ein halbes Jahr nach bestandener Steuerberaterprüfung wurde ich Partnerin in einer Steuerberaterkanzlei in Koblenz.

Die Ausdauer hat sich gelohnt. Aber auch bei der reinen Steuerberatung ist es nicht geblieben. Sie haben anschließend auch noch das Examen zum Wirtschaftsprüfer gemacht und damit eine Männerdomäne betreten.

Richtig. Steuerberaterinnen gibt es mittlerweile etliche, die Frauen haben sich gut durchgesetzt. Bei der Wirtschaftsprüfung ist es etwas anders. Der Frauenanteil liegt aktuell hier nur bei ca. 18 Prozent mit 2.710 weiblichen Wirtschaftsprüfern in Deutschland. Das liegt daran, dass der Weg zum Examen sehr langwierig ist. Selten sind die AbsolventInnen beim Examen unter 30 Jahre alt. So liegt der Anteil der unter 30-jährigen Wirtschaftsprüfer in Deutschland derzeit bei ca. 1 Prozent. Frauen entscheiden sich zugunsten der Familienplanung häufig gegen diesen beruflichen Werdegang. Dabei sind die Karriereaussichten hervorragend und es ist eine anspruchsvolle und sehr abwechslungsreiche Tätigkeit mit tiefen und vor allem übergreifenden Einblicken.

Also eine klare Berufsempfehlung. Was würden Sie jungen Frauen raten, die Wirtschaftsprüferin werden wollen?

Fangt so früh wie möglich an und zieht es konsequent in möglichst kurzer Zeit durch! Je jünger man ist, umso weniger andere Verpflichtungen hat man und kann sich voll fokussieren. Die Ausbildung kostet viel Zeit und Energie. Mit Kindern wird das natürlich nochmal anspruchsvoller. Auch ein unterstützender und verständnisvoller Lebenspartner im Hintergrund hilft ungemein.

Was halten Sie von der Frauenquote?

Die Frauenquote ist wichtig, um in unserer Gesellschaft eine Veränderung zu erreichen. Dennoch finde ich es schade, dass es einer Frauenquote bedarf. Ich sehe mich als Berater geschlechtsunabhängig. Die Menschen, die zu mir zur Beratung kommen, tun das doch nicht, weil ich eine Frau bin, sondern weil sie überzeugt sind, dass ich sie gut berate. Viel mehr als die Frauenquote brauchen Frauen Infrastrukturen, die ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen.

Glauben Sie, dass das Steuersystem Frauen benachteiligt?

Nein, das Steuergesetz halte ich grundsätzlich für geschlechtsneutral. Anders sieht es mit den nachgelagerten Systemen aus, die auf dem Steuerrecht aufsetzen. Zum Beispiel die Regelung der Bemessungsgrundlagen für Lohnersatzzahlungen. Da diese am Nettogehalt berechnet werden, werden Frauen aufgrund ihrer Lebensrealität häufiger benachteiligt als Männer. Wenn der Partner mehr verdient, wählen Frauen nämlich häufig die für sie ungünstigere Steuerklasse. Die Nettoauszahlung ist demzufolge geringer, der Ehemann erhält mehr. Gerechter wäre es, das Bruttoeinkommen der Bemessung dafür zugrunde zu legen.

In Ihrem Beruf bekommen Sie Einblicke in die unterschiedlichsten Einkommenssituationen. Wie nehmen Sie die Einkommensentwicklung von Männern und Frauen war?

Da nehme ich in den letzten Jahren eine deutliche Angleichung wahr.

Wenn es um die Finanzen und die Steuererklärung geht – wer hat da in der Ehe in der Regel die Hosen an?

Immer noch ganz klar die Herren. Sie nehmen die Termine in unserer Kanzlei häufig allein wahr. Wenn es um die gemeinsamen Finanzen oder die Finanzen des Familienunternehmens geht, halten sich viele Frauen weiterhin sehr zurück. Sie haben selten vollständige Einblicke in die aktuelle wirtschaftliche Situation. Wenn dann Unvorhergesehenes eintritt, wie eine plötzliche schwere Erkrankung des Partners, eine unverschuldete wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens, eine Insolvenz oder andere ungünstige Situationen, sind Frauen häufig nicht gut vorbereitet.

Welchen Rat möchten Sie Frauen mit auf den Weg geben?

 Sich zu interessieren! Für den Beruf des Partners und wenn er selbstständig ist, auch für das Unternehmen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, das Geschäft und seine Entwicklung zu verstehen und stets informiert zu sein – nicht nur für den Fall, dass dem Lebenspartner etwas zustößt. Das gilt natürlich auch umgekehrt! Ich denke, in einer Partnerschaft sollte man sich gemeinsam um das Familienvermögen kümmern und keine Scheu haben, über Geld zu sprechen.

Vielen Dank für das interessante Interview, liebe Frau Steinacker-Creutzfeldt. Auch dafür, dass Sie sich bereit erklärt haben, für die weiteren Beiträge unserer Serie „Frauen und Finanzen“ die wichtigsten Steuerfragen speziell für unsere Leserinnen zu beantworten.

Sehr gerne!