Die Finanzexpertin

Die Finanzexpertin ist ein neu entwickeltes Konzept der VR Bank RheinAhrEifel eG, in dem es um Frauen in der Finanzbranche geht. Wirtschaftlich- und finanziell-engagierte Frauen sind längst keine Ausnahme mehr. Frauen in Führungspositionen haben sich in den letzten Jahren, sei es eben in der Finanzbranche oder in anderen Berufsfeldern, immer mehr etabliert.

Mit der Serie "Die Finanzexpertin" wollen wir einen Einblick in das Arbeitsleben von Frauen in der Finanzbranche geben, welche entscheidende und unabdingbare Positionen in ihrem individuellen Arbeitsalltag ausüben.

Dieser Einblick soll andere Frauen inspirieren und in ihrem Selbstbewusstsein bestärken. Wir vermitteln Tipps und Wissen über Wirtschaft und Finanzen von Frauen für Frauen, damit auch Sie zur nächsten Finanzexpertin werden!

Interview Svenja Faust

Interview mit Svenja Faust

Rechtsanwältin (Goethe-Universität Frankfurt am Main) Schwerpunkt Arbeitsrecht in der Kanzlei SSBP in Koblenz

1.       Frau Faust, seit 2020 sind Sie Rechtsanwältin in Koblenz. Warum haben Sie sich damals für ein Studium entschieden?

Nach dem Abitur habe ich zunächst ein Auslandsjahr in den USA als Au-Pair in Ohio absolviert, aber schon vorher stand für mich fest, dass ich studieren möchte. Ich hatte allerdings nie geplant, Rechtswissenschaften zu studieren und habe ursprünglich auch nicht im Erststudium damit begonnen. Zuerst war ich im Studienfach Erziehungswissenschaften in Frankfurt eingeschrieben. Im ersten Semester entwickelte ich aufgrund einer Vorlesung, in welcher die Schnittstellen zwischen sozialen Berufen und unserem Rechtssystem aufgezeigt wurden, relativ spontan die Idee, im zweiten Semester zusätzlich mit dem Jura-Studium zu beginnen. Ich habe beide Studiengänge parallel absolviert. Nach dem Studium habe ich mich aber dann dazu entschieden, meinen Schwerpunkt bei Jura zu setzen und mich für das Referendariat beworben. Am Jurastudium hat mich vor allem gereizt, dass man sich Lösungen erarbeitet, indem man strukturiert und unter Verwendung von konkreten Schemata/Prüfungsanleitungen an Probleme herangeht.

Für mein Referendariat bin ich für zwei Jahre nach Münster gegangen, wusste aber, dass ich anschließend wieder Richtung Heimat bzw. Koblenz ziehe.

2.       Statistisch gesehen, sind nur 36.67% der Rechtsanwälte Frauen*. Woran könnte das liegen, ist der Beruf noch eine Männerdomäne?

Ich denke, es ist eher eine ehemalige Männerdomäne, die sich in den letzten Jahren bereits deutlich weiterentwickelt hat und sich auch weiterhin im Wandel befindet. Die in der Frage genannte Prozentzahl zum Beispiel bezieht sich auf Rechtsanwälte jeder Art. Bei SyndikusrechtsanwältInnen, also festangestellten RechtsanwältInnen in nicht-anwaltlichen Unternehmen, liegt der Frauenanteil bei 58,14%, also etwas über der Hälfte. Bei Einzelzulassungen sind es 34,6% Frauen. Rein statistisch gesehen scheint der klassische Anwaltsberuf für Frauen weniger attraktiv zu sein.

Ich denke nicht, dass das an mangelndem Interesse am Beruf selbst liegt oder dass Frauen weniger geeignet sind für den Beruf. Es stecken wahrscheinlich verschiedene andere Gründe dahinter. Ein Grund ist vielleicht der Ruf des Anwaltsberufes, dem vorausgeht, insbesondere für Frauen mit Familienplanung sei dieses Berufsfeld herausfordernder als andere Berufsfelder. Hinzu kommt für Berufsanfängerinnen, denke ich, dass bei Bewerbungsprozessen deutlich wird: In Kanzleien sind Männer oft deutlich in der Mehrzahl und dem Internetauftritt zufolge meist nur wenige Frauen unter den KollegInnen zu finden.

Der letzte Punkt und ein wichtiger Grund: Der Beruf des Anwaltes ist recht fremdbestimmt und daher wenig planbar. Unerwartetes kommt häufig dazwischen, es gibt enge Fristen und Deadlines, die nicht warten können. Dies schränkt natürlich die Flexibilität im Beruf deutlich ein. Eine Teilzeitbeschäftigung ist daher eher schwierig bzw. zumindest anspruchsvoller in der Gestaltung und Organisation als das in anderen Branchen der Fall sein mag.

3.       Ihr Fachgebiet ist das Arbeitsrecht, welche Anfragen erhalten Sie dabei am häufigsten?

Die häufigsten Anfragen beziehen sich auf die Beendigung des Arbeitsverhältnisses, z.B. Kündigungsschutzklagen, welche die ArbeitnehmerInnen gegen ausgesprochene Kündigungen erheben möchten. Häufig ist auch die Beratung zu Aufhebungsverträgen erforderlich. Wir beraten sowohl ArbeitnehmerInnen als auch Arbeitgeber, d.h. wir werden im besten Fall einbezogen, bevor ein Trennungsprozess eingeleitet wird. Ein solcher muss gut vorbereitet sein und unsere Mandanten erkundigen sich natürlich gerne vorab, welcher Weg rechtswirksam möglich ist.

An dieser Stelle kann man hinzufügen, dass wir die Sachverhalte oft nicht nur in arbeitsrechtlicher Hinsicht bearbeiten, sondern die Anfragen der Mandanten oft auch eine Art Kommunikationsberatung erforderlich machen, da die Streitigkeiten oft sehr emotionsgeladen sind. Wenn es im Arbeitsleben für Mandanten oder Mandantinnen nicht rund läuft, kann dies schnell sehr belastend sein. Wir unterstützen dabei, Lösungen zu finden – manchmal besteht die Lösung in der (Um-)Gestaltung des Arbeitsverhältnisses und manchmal auch in der Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

4.       Welche Herausforderungen haben Ihrer Meinung nach besonders Frauen im Arbeitsleben? Gibt es Themen, die meist oder nur von Mandantinnen geschildert werden?

Bei der ersten Frage wird immer wieder mangelnde Flexibilität des Arbeitgebers deutlich oder auch die mangelnde Bereitschaft des Arbeitgebers zu mehr Flexibilität. Auch nicht vorhandenes Verständnis für die Bedürfnisse, speziell für Arbeitnehmerinnen in ihrer besonderen Rolle, z.B. als Mutter, kann die Ursache für Herausforderungen sein.

Zur zweiten Frage: Oft sind es arbeitsrechtliche Fragen zum Thema Schwangerschaft Elternzeit bzw. Rückkehr aus dieser. Männer nehmen zwar auch vermehrt Elternzeit in Anspruch, dies aber eher kurzzeitig. Frauen nehmen regelmäßig einen längeren Zeitraum in Anspruch. Hier beobachte ich in vielen Fällen, dass Mandantinnen, die sich vor der Schwangerschaft eine gewisse Position erarbeitet hatten, nach der Rückkehr aus der Elternzeit auf niedrigere Positionen gesetzt werden oder ihnen Verantwortungsbereiche entzogen werden. Natürlich wird selten kommuniziert, dass Grund dafür die in Anspruch genommene Elternzeit ist oder diese mit der arbeitsrechtlichen Maßnahme im Zusammenhang steht. Hier liegt es dann an uns, zu prüfen, ob die Maßnahmen, die sich oft in rechtlichen Graubereichen bewegen, zulässig sind.

Oft stellen sich Frauen dann auch die Frage, ob sie überhaupt weiterhin im Unternehmen bleiben oder das Arbeitsverhältnis stattdessen lieber beenden wollen. Diese Frage ist vor allem dann schwierig zu beantworten, wenn das Arbeitsverhältnis schon viele Jahre bestanden hat. Mandantinnen möchten sich mit Maßnahmen des Arbeitgebers, die für sie regelmäßig einen Rückschritt im Lebenslauf bedeuten, aber auch nicht einfach zufriedengeben.

Unser Ausgangspunkt liegt dann darin, welches Ergebnis sich die Mandantin wünscht – möchte sie im Unternehmen bleiben oder soll eine Beendigungslösung erarbeitet werden. In der Regel starten wir mit einer Vermittlung und beginnen den Austausch mit dem Arbeitgeber, bei dem der Ausgang auch erstmal offen sein kann.

Auch Arbeitgeber kommen auf uns zu und bitten um Beratung, wie die beste Lösung für ein konkretes Problem im Zusammenhang mit den Themen Schwangerschaft, Elternzeit etc. aussehen kann. Nicht selten besteht auch auf Seiten des Arbeitgebers aufgrund mangelnder Erfahrungen Unsicherheit und Unwissenheit im Umgang mit diesen Themen.

5.       Was brauchen Frauen arbeitsrechtlich, um ihr Arbeitsleben „leichter oder besser“ zu gestalten?

Es gibt bereits viele Gesetze, die unterstützen und schützen sollen, wie zum Beispiel das Mutterschutzgesetz, das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz und das Entgelttransparenzgesetz.

Wenn es darum geht, was darüber hinaus noch hilfreich sein könnte: An dieser Stelle greife ich auf, was wir bereits in der zweiten Frage bezüglich des Anwaltsberufes angesprochen haben: Der Schlüssel liegt vor allem in mehr Flexibilität, also zum Beispiel flexiblen Arbeitszeiten oder der Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten. Care Arbeit, die immer noch überwiegend von Frauen übernommen wird, ist nicht immer planbar und verschiedene Aufgaben und Lebensbereiche können zeitlich kollidieren.

Ergänzend dazu kann ein Perspektivwechsel hilfreich sein: Weg von der Frage, welche Herausforderungen habe ich dabei, eine Frau bzw. Mutter zu beschäftigen, und hin zu der Frage, welche Vorteile bringt es mir, Frauen zu beschäftigen?

Dieser Perspektivwechsel ist nicht nur im Hinblick auf den Gewinn unterschiedlicher Kompetenzen und Ressourcen empfehlenswert, er ist im Hinblick auf den Fachkräftemangel und den Aufbau der zukünftigen Führungskräfte auch erforderlich.

Ich behaupte jetzt mal überspitzt, dass es eher Frauen oft besser liegt, emotionale Intelligenz in Konflikten einzubringen und als moderne Führungskraft empathisch zu agieren. Dabei handelt es sich selbstverständlich nicht um Kompetenzen, die nicht auch männliche Führungskräfte haben können, aus der klassischen Führungskultur der letzten Jahrzehnte kennt man es aber auch anders.

Emotionale Intelligenz und damit einhergehende Empathie sowie Kommunikationsgeschick begleiten uns auch in unserer täglichen Arbeit als Rechtsberater, womit sich der Kreis zum Anwaltsberuf wieder schließt. Insbesondere im Arbeitsrecht ist es aufgrund der regelmäßigen emotionalen Komponente immer wieder spannend, sowohl mit der eigenen Mandantschaft als auch im Austausch mit der Gegenseite die Lösung zu finden, mit der am Ende im besten Fall sogar beide Parteien gut leben können.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel eG.

Quellen und Verlinkungen

*Anteil Rechtsanwältinnen in Deutschland 2023 zu Frage 2

https://www.brak.de/presse/zahlen-und-statistiken/statistiken/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/256419/umfrage/anteil-der-rechtsanwaeltinnen-in-deutschland/

*Anteil Rechtsanwältinnen der reinen SyndikusrechtsanwältInnen in Deutschland 2023 zu Frage 2

https://www.brak.de/presse/presseerklaerungen/der-brak-2023/mitgliederstatistik-2023/

*Anteil Rechtsanwältinnen in Einzelzulassung in Deutschland 2023 zu Frage 2

Interview Dr. Tanja Gnosa

Interview mit Dr. Tanja Gnosa

Zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Universität Koblenz, Studium der Kommunikationswissenschaft, Psychologie und Betriebspädagogik mit Promotion zur Dr. phil. im Fach Kulturwissenschaft

Die Universität Koblenz hat kürzlich einen umfassenden Gleichstellungsplan veröffentlicht, worum geht es hier genau?

Zunächst einmal sind wir als Universität rechtlich verpflichtet einen Gleichstellungsplan zu veröffentlichen, dies muss jede Institution alle sechs Jahre tun. Für uns war es natürlich eine sehr schöne Gelegenheit, zum Start der „neuen“ Universität Koblenz zum 01.01.2023 den Status quo aufzuzeigen und zu analysieren, wie wir noch geschlechtergerechter werden können.

Gleichstellungspläne sehen immer gleich aus: Es gibt einen statistischen Teil, hier geht es um bestimmte Kennzahlen wie z.B. die Anteile von männlichen und weiblichen Studierenden sowie die Anteile der Absolventinnen, der weiblichen Promovierenden und die Geschlechterverhältnisse bei den abgeschlossenen Promotionen etc. bis hin zu den Frauenanteilen unter den Professuren. Aber wir haben hier z.B. auch Teilzeitanteile von Frauen und Männern analysiert. Außerdem haben wir die Geschlechterverhältnisse in der Verwaltung und auf den Führungsebenen der Universität in den Blick genommen.

Auf dieser Ausgangslage basierend definiert man dann Ziele. Das übergeordnete Ziel ist immer die Erreichung von Parität, wofür das rheinland-pfälzische Hochschulgesetz das Kaskadenmodell vorsieht, um das zu erreichen. Die Idee des Kaskadenmodells ist es, dass in einer Qualifikationsstufe der Frauenanteil genauso hoch sein soll wie in der Qualifikationsstufe davor, d.h. bei 40% Absolventinnen sollten es auch in der Stufe darüber 40% weibliche Promovierende geben.

Ausgehend von den Analysen und den daraus resultierenden Zielen haben wir Maßnahmen definiert. Bei uns ist es etwas anders als an älteren Universitäten, die meist nur die neu dazugekommenen Gleichstellungsmaßnahmen beschreiben. Ich habe aber alle vorhandenen und geplanten Maßnahmen an unserer Universität aufgelistet und neue konzipiert, natürlich in enger Zusammenarbeit mit vielen anderen Kolleg*innen.

Alle drei Jahre wird dieser Plan evaluiert und nach sechs Jahren erneuert.

Wie würden Sie Ihren Aufgabenbereich beschreiben?

Wie in allen öffentlichen Institutionen ist auch mein Aufgabenbereich sehr stark von Gesetzen und Regeln geprägt. Das Hochschulgesetz steht dabei über allen anderen und definiert sehr klar, wofür Gleichstellungsbeauftragte zuständig sind. Wir sollen die Hochschulleitung bei der Durchführung der tatsächlichen Gleichstellung von Männern und Frauen unterstützen und das insbesondere auf drei Feldern:

1.       Beim Gender-Mainstreaming, d.h. der Überprüfung aller organisatorischen, personellen und sozialen Maßnahmen auf ihre unterschiedliche Auswirkung auf die verschiedenen Geschlechter. Hierzu ein Beispiel: Würde unser Senat, als wichtigstes Gremium der Universität, immer um 18 Uhr tagen, würde dies besonders Frauen betreffen, da die Care-Arbeit meist von Frauen erledigt wird und eine Kinderbetreuung, um diese Zeit eher schwierig zu organisieren ist.

2.       Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dies ist immer noch eines der größten Hemmnisse für die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt.

3.       Schutz vor sexualisierter Belästigung und Gewalt.

Das sind meine Aufgabenbereiche, bei deren Bearbeitung ich nicht weisungsgebunden bin. Das ist sehr wichtig, denn manchmal konfligieren die Ziele und Interessen unterschiedlicher Akteur*innen in solchen Institutionen.

Zu meinem Tagesgeschäft:

Ich bin bei allen Stellenbesetzungsverfahren, bei allen Versetzungen, bei allen personellen Maßnahmen zu beteiligen, außer bei denen, die die Fachbereiche direkt betreffen. Unsere Fachbereiche haben nochmal eigene Gleichstellungsbeauftragte, d.h. es gibt zentrale und dezentrale Beauftragte, dort geht es dann mehr um die fachspezifischen Anliegen.

Neben konzeptioneller Arbeit, z.B. neue Gleichstellungsmaßnahmen betreffend, nehme ich aber auch an vielen Gremien- und Arbeitsgruppensitzungen teil und versuche, die Gleichstellungsperspektive bei der Erarbeitung neuer Regeln und Richtlinien für Studium und Arbeit an der Universität zu verankern.

Ich führe zudem Beratungen von Studierenden, Professor*innen und Mitarbeitenden zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zu sexualisierter Belästigung und Gewalt durch. Außerdem ist die zentrale Gleichstellungsbeauftragte laut Gesetz auch Anlaufstelle für Beschwerden nach dem AGG, also in Fällen von rassistischer Diskriminierung oder Diskriminierung aufgrund von Religion, Alter, Behinderung oder sexueller Identität oder Orientierung.

Gleichstellungsbeauftragte ist ein Amt, zu dem ich Anfang des Jahres erneut für drei Jahre bestellt worden bin. Aufgrund der Fülle an Aufgaben bin ich zu 100% von meinen Dienstaufgaben freigestellt.

Der Frauenanteil unter den Professuren ist bei Ihnen mit rund 41 Prozent besonders hoch (bundesdeutscher Vergleich 28 Prozent) und der höchste in Rheinland-Pfalz. Wie haben Sie es geschafft diese Vorreiterrolle einzunehmen?

Es lässt sich wohl nicht auf die eine konkrete Maßnahme zurückführen, dann wäre auch anderen Universitäten schnell geholfen 😊

Bei uns, würde ich sagen, spielt zunächst das Fächerspektrum eine große Rolle. Zwei unserer vier Fachbereiche sind Bereiche, in denen man traditionell eher Frauen findet.

Der Fachbereich 1: Bildungswissenschaften hat folgerichtig einen sehr hohen Frauenanteil, im Fachbereich 2: Philologie und Kulturwissenschaften herrscht Parität und wir verfügen über zwei weitere Fachbereiche, die eher im bundesdeutschen Durchschnitt liegen: die Fachbereiche 3: Mathematik/ Naturwissenschaften und 4: Informatik.

Aber es gibt auch andere Einflussfaktoren:

Zunächst ist hier die gute Arbeit der dezentralen Gleichstellungsbeauftragten zu betonen, die in allen Besetzungs- und den Berufungsverfahren dabei sind und immer wieder z.B. dafür Sorge tragen, in den Bereichen, in denen es weniger Bewerberinnen gibt, potenzielle Kandidatinnen proaktiv anzusprechen und sich zu bewerben.

Weiterhin beobachten wir aber auch die sogenannte „30%-Regel“: Wenn die Grenze von 30% des Anteils an einer Gruppe von einer marginalisierten Gruppe überschritten wird, dann ändert sich die Kultur, weil diese Teilgruppe ihre Perspektive dann wirklich in das Selbstverständnis der Gesamtgruppe einbringen kann. Das ist, glaube ich, in den Fachbereichen 1 und 2 schon der Fall und hat wiederum eine hohe Strahlkraft auf die anderen Fachbereiche.

Insofern kann man sagen, dass es insgesamt an der Universität Koblenz eine Kultur der Offenheit gibt, auch für Frauen in Führungspositionen.

Hinderlich für einen hohen Frauenanteil z.B. in MINT-Fächern sind aber oft strukturelle Hindernisse wie die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder auch geschlechterstereotypische Vorstellungen davon, was Frauen können oder eher nicht. Darauf haben wir als einzelne Universität leider nur einen sehr begrenzten Einfluss.

Was unternehmen Sie, um den Anteil von Frauen z.B. in den MINT-Fächern zu stärken?

Wer Frauenanteile in MINT-Berufen stärken möchte, muss bei Schülerinnen ansetzen. Dafür gibt es ein ganz hervorragendes Projekt, das Ada-Lovelace-Projekt (ALP), das bereits 1997 vom Campus Koblenz ausgehend an der Universität Koblenz-Landau entstanden ist, und sich inzwischen über ganz Rheinland-Pfalz ausgebreitet hat.

Die Projektarbeit beinhaltet u.a. Besuche an Schulen und Ferienprogramme mit einem technischen oder naturwissenschaftlichen Bezug, ausschließlich für Schülerinnen. Sie sollen dabei spielerisch an die MINT-Themen herangeführt werden, um sich später im besten Fall für einen MINT-Studiengang zu entscheiden. Die Ferienprogramme sind für alle weiterführenden Schulformen ausgelegt und die Veranstaltungen finden entweder an der Uni oder an den Schulen statt. Durchgeführt wird das Projekt von Mentorinnen, das sind Studentinnen aus den MINT-Fächern. Inzwischen ist unter den weiblichen Studierenden im Fachbereich 3 Mathematik/ Naturwissenschaften der Anteil sogar über Parität, es entwickelt sich also positiv.

Die Grundidee dabei: Einer der Schlüssel für höhere Frauenanteile sind Vorbilder. Frauen müssen sehen, andere haben es vor ihnen geschafft. Oft sind Schülerinnen sogar besser in der Schule, auch in den MINT-Fächern – warum entscheiden sich dann so wenige für ein MINT-Fach?

Es geht dabei auch um die eigene Wahrnehmung: Mädchen, die gut sind im MINT-Bereich, sehen sich selbst eher als fleißig (Jungs dagegen als talentiert) an, und wenn es nicht gut läuft, reden Mädchen sich selbst ein, sie seien nicht talentiert. Wenn sich dann Schülerinnen für einen Weg entscheiden, klingt derjenige, bei dem es heißt, immer fleißig zu sein und sich anstrengen zu müssen, natürlich weniger attraktiv. Eigentlich müsste man schon viel früher an diesen sogenannten „Selbstattributionen“ arbeiten, aber leider sind diese stereotypischen Vorstellungen erstaunlich veränderungsresistent.

Im November 2023 haben Sie als Universität Koblenz die Charta „Familie in der Hochschule“ unterzeichnet, worum geht es hier genau?

Es ist nicht nur die Charta, die wir unterschrieben haben, sondern dahinter steht ein Verein, dem wir auch beigetreten sind. Dabei geht es um die Stärkung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine Selbstverpflichtung der Universität Koblenz. Wie ich vorher erwähnte, ist dies eines der größten Hemmnisse eine höhere Frauenquote zu erreichen oder Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Wir wollen natürlich immer besser werden und für uns stand auch der Vernetzungsgedanke im Vordergrund: Es gibt 134 Institute, die dem Verein angehören und aus deren Fehlern, Erfahrungen und Projekten wir lernen können. Außerdem ist es auch ein Signal nach außen, dass wir uns weiterentwickeln möchten und so sichtbar werden für potenzielle Bewerberinnen, wie z.B. potenzielle Professorinnen, die an der Universität Koblenz interessiert sind.

Das Interview führt Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel.

Quellen und Verlinkungen

Frage 4: https://ada-lovelace.de/

https://www.uni-koblenz.de/de/gleichstellung

Fragen an Sonja Heintz

Interview mit Sonja Heintz

Direktionsassistentin Regionalmarkt Eifel - Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat- seit 2007 bei der VR Bank RheinAhrEifel eG

1.       Liebe Sonja, du bist Direktionsassistentin im Regionalmarkt Eifel. Was sind hier deine Aufgaben?

Ich übernehme viele allgemeine Aufgaben, die unseren Direktor entlasten. Dazu gehören u. a. die Übernahme der Korrespondenz, sowohl intern als auch extern, Terminplanungen sowie organisatorische Arbeiten innerhalb des Regionalmarkts. Auch die Bearbeitung von Spenden- und Sponsoringanfragen inklusive Korrespondenz sowie die Planung und Durchführung von Mitarbeiter- und Kundenveranstaltungen innerhalb des Regionalmarktes gehören zu meinen Verantwortlichkeiten. Damit repräsentiere ich unsere Bank in der Öffentlichkeit und gebe in diesem Bereich unserem Regionalmarkt Eifel ein Gesicht. Als vertrauensvolle Ansprechpartnerin stehe ich allen Kolleginnen und Kollegen in der Eifel zur Verfügung und mache mich immer wieder dafür stark, dass wir weiterhin ein angenehmes, faires und familienähnliches Miteinander haben.

2.       Außerdem bist du Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat. Wie gestaltet sich hier deine Arbeit?

Für jeden greifbar ist wohl in erster Linie die Teilnahme an den regelmäßig stattfindenden Aufsichtsratssitzungen. Dort tragen wir mit dem gesamten Gremium die Verantwortung für die Überwachung der Geschäftsführung des Vorstandes. Beispielsweise erörtern wir dort die Geschäfts- und Risikostrategie und überwachen deren Umsetzung. Das Verstehen und Begreifen des Risikoberichts waren für mich zu Beginn meiner Tätigkeit im Aufsichtsrat die größte Herausforderung, da ich keine gelernte Bankkauffrau bin und mich hier erstmal ordentlich reinfuchsen musste. Daher nimmt auch heute, nach fast fünf Jahren Tätigkeit, die Vor- und Nachbereitung einer Sitzung die meiste Zeit in Anspruch. Das mache ich dann gerne abends auf dem Sofa oder auf dem Balkon. Wir treffen uns ca. 10x im Jahr, in Fusionsjahren auch öfter und eine gute Vorbereitung ist alles.

Um die unterschiedlichen Kompetenzen und Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder und Mitgliederinnen optimal einsetzen zu können, haben wir innerhalb des Aufsichtsrates Ausschüsse gebildet, die sich mit verschiedenen Schwerpunktthemen befassen. Ich selbst bin Mitglied im Bauausschuss und finde diesen Bereich sowie den Investitionsausschuss überaus interessant. Beide Ausschüsse behandeln Themen, die mit dem eigentlichen Bankgeschäft nur wenig zu tun haben. Dadurch kann ich in der für uns als VR Bank RheinAhrEifel wichtigen Ertragssäule „Immobilien“ mein Know-how einbringen und gleichzeitig wertvolle Einblicke sowie neuen Input sammeln.

3.       Was macht dir bei diesen beiden Bereichen bzw. Aufgaben am meisten Spaß?

Als Direktionsassistentin bin ich immer wieder als Organisatorin gefragt und darin liegt auch eine meiner größten Stärken. Wenn meine Ideen und Planungen am Ende aufgehen, alle Fäden ordentlich zusammengefunden haben und wir erfolgreich waren, gibt mir das eine enorme Bestätigung.

Als Mitglied im Aufsichtsrat setze ich die Arbeitgeberbrille auf und finde es total spannend, das Pro und Contra bei wichtigen Entscheidungen abzuwägen und dabei immer das Große-Ganze zu betrachten. Nur so kann ich abschließend guten Gewissens einen zukunftsfähigen Entschluss fassen und mein Votum dafür abgeben.  

4.       Dein Job ist sehr vielseitig und hält deiner Führungskraft den Rücken frei, außerdem gilt es zahlreiche Themen parallel zu organisieren. Welche Eigenschaften und Fähigkeiten helfen dir den Überblick zu behalten?

Ganz klar meine organisatorischen Fähigkeiten sowie meine Struktur, also wie kann ich die vorhandene Zeit effizient nutzen, Ressourcen verwalten und Aufgaben planen bzw. delegieren. Was die Struktur angeht, so habe ich mir in den letzten 10 Jahren ein sehr gut funktionierendes System aufgebaut, welches ich immer wieder optimiert und auch teilweise an andere Assistentinnen weitergegeben habe.

5.       Was denkst du brauchen Frauen, um besser in Führungspositionen zu kommen? Braucht es eine Frauenquote?

In erster Linie braucht es gute und sichere Rahmenbedingungen in der Gesellschaft sowie in Bildungs- und Familienpolitik und natürlich Stellenmodelle, die es Frauen ermöglicht, auch mit der Geburt eines Kindes in einer Führungsposition zu bleiben bzw. zurückzukehren. Nur so kann die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in diesem Bereich gelingen. Ich bin der festen Überzeugung, dass mehr Frauen bereits in jungen Jahren den Weg in eine Führungsposition einschlagen, wenn sie erkennen, dass sie nach der Geburt eines Kindes wieder mit attraktiven Stellenmodellen dort weiter machen können. Hier sind die Unternehmen gefragt, um dafür gute Lösungen zu bieten. Leider erfahre ich immer wieder, dass man ab einem gewissen Alter und einer privaten Lebensentscheidung wie beispielsweise einer Ehe, einen Stempel verpasst bekommt, der festlegt, dass man nun mit der Familienplanung beginnt und dadurch, zumindest teilweise, für eine bestimmte Stelle eher nicht in Frage kommt. (Junge) Frauen dürfen nicht von männlich geprägten Strukturen und Hierarchien ausgebremst werden, um weiterzukommen.

Die Einführung der Frauenquote war und ist einerseits sicherlich wichtig, um in einer Männer-dominierenden-Struktur als Frau eine Chance auf eine Führungsposition, auch in einem Dax-Konzern oder auf eine Gremiumsaufgabe zu haben und sich dort durchzusetzen. Ich bin jedoch keine Freundin einer Quote. Zum einen sollte sich immer die Person durchzusetzen, die besonders gut geeignet ist und zum anderen möchte doch keine Frau eine Aufgabe oder Position ausüben, nur weil es eine Quote vorgeschrieben hat.  

6.       Du bist selbst seit 17 Jahren bei der VR Bank. Was schätzt du dabei an deinem Arbeitgeber?

Ich hatte in meiner Zeit bei der VR-Bank bisher immer das Glück, in Teams mit sehr guten Führungskräften arbeiten zu dürfen. Diese haben mich allesamt gefordert und vor allen Dingen gefördert. Meine Meinung, Bedenken und Einwände kann ich jederzeit offen, ehrlich und konstruktiv einbringen. Zudem schätze ich sehr, dass ich immer Unterstützung und Rücksichtnahme erfahren habe, wenn ich private Herausforderungen zu bewältigen hatte.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel eG.

Fragen an Sonja Albers

Fragen an Sonja Albers

Mitglied des Vorstandes, Union Asset Management Holding AG, verantwortlich für Personal, Fondsdienstleistungen sowie Recht und Compliance

Seit 1998 sind Sie für Union Investment tätig und haben als Mitarbeiterin im Personalbereich begonnen. War für Sie immer klar Vorständin oder Führungskraft zu werden? Hatten Sie das "große Ziel" vor Augen oder war es eher ein Hineinwachsen?

Tatsächlich hatte ich es nie vor Augen Vorständin zu werden. Gebürtig komme ich aus der Nähe von Bremen und habe nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert. Für mich war aber stets klar anschließend zu studieren und dafür bin ich nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss nach Augsburg gezogen.

Schon während des Studiums wusste ich, dass ich anschließend im Personalbereich tätig sein möchte. Da ich auch ein sehr analytischer Mensch bin und Zahlen mag, habe ich damals über eine Stellenanzeige in der FAZ eine Vakanz als „Mitarbeiter*In Personalcontrolling“ bei Union Investment gefunden, die sehr gut zu meinen Schwerpunkten passte.

Die Fondsindustrie war zu dieser Zeit kurz vor der Boomphase und noch gar nicht so bekannt, das klassische Sparbuch war eher im Fokus der AnlegerInnen. Für mich stand im Vordergrund, einen tollen Job und Berufseinstieg zu erhalten, denn es gab sehr wenige freie Stellen für eine Vielzahl an BewerberInnen. Besonders als Juniorin hatte man es schwer. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich über 80 Bewerbungen geschrieben. Zu Anfang war mir auch gar nicht bewusst, ob ich eine gute Führungskraft sein könnte und welche Qualitäten entscheidend sind.

Daher ja, ich bin eher hineingewachsen, meine Aufgaben habe ich stets mit viel Leidenschaft erledigt. Als ich gestartet bin hatten wir bei Union Investment ca. 500 Mitarbeitende, heute sind es über 4000. Über die Jahre stiegen die Anforderungen an die Personalarbeit. Früher ging es mehr um administrative Prozesse und Einstellungen, heute sind die Bedarfe natürlich viel umfassender. Nach meiner Beförderung zur Gruppenleiterin und später zur Abteilungsleiterin wurde ich dann im Jahr 2008 Bereichsleiterin. Durch passende Gelegenheiten, viel Fleiß und etwas Glück konnte ich letztlich einen Karriereweg einschlagen, der mich bis in den Vorstand führte.

Ich lerne sehr gerne neue Dinge, mag Veränderungen und spannende Herausforderungen, ich denke, dies hat auch geholfen, in das Amt hineinzuwachsen.

Was ist Ihnen dabei eher leichtgefallen? Welche Eigenschaften oder Fähigkeiten sind förderlich für eine erfolgreiche Karriere?

So wie eben angedeutet sind Fleiß und Ausdauer entscheidend und beides fällt mir im Arbeitsalltag leicht. Ich hatte immer Spaß bei der Arbeit und gehe auch die Extrameile, wenn es erforderlich ist. Ich habe gerne Verantwortung für mein Team übernommen, wobei es schon ein großer Schritt war, die erste Führungsrolle einzunehmen.

Denn: Je höher man in der Hierarchie steigt, desto mehr operative Verantwortung trägt man, verbunden mit einem gewissen Druck. Das muss man lernen und auch aushalten können. Dabei helfen Zeit und Erfahrung, gelassen zu bleiben.

Es fällt mir leicht, mich auf neue Themen einzustellen, weil ich ein neugieriger Mensch bin. Ich finde Veränderungen spannend und löse gerne Probleme. Dabei ist es auch entscheidend, eigene Wünsche nach hinten zu stellen und eine gesunde Selbstreflexion für die Dinge und sich selbst zu entwickeln. Als eher leistungsorientierte Person habe ich auch gelernt, Fehler zuzulassen und zu akzeptieren, dass es nicht immer möglich ist, auch für das Team, das Tempo gleichbleibend hochzuhalten.

Was stets hilft ist in regelmäßigen Abständen eine Standortbestimmung durchzuführen und offen für Feedback zu sein, nur so kann man sich weiterentwickeln: Was habe ich gut gemacht, was kann ich beim nächsten Mal besser machen?

Sie haben eine spannende Mischung studiert - Schwerpunkte Personal, Wirtschaftsprüfung und Controlling. Inzwischen ist besonders der Personalbereich, den Sie verantworten, durch den Fachkräftemangel in den Fokus gerückt. Was hat sich dabei verändert in den letzten Jahren, worauf legen ArbeitnehmerInnen und auch Arbeitgeber heute mehr Wert als früher?

Wie bereits erwähnt war früh für mich klar, dass ich im Personalbereich arbeiten möchte. Aber ich beschäftige mich auch gerne mit Zahlen und buchhalterischen Aufgaben. Mein Vater war Buchhalter, sicherlich stammt daher auch mein Interesse für die Wirtschaftsprüfung. Aber richtig, meine Studienschwerpunkte sind keine klassische Kombination. Anfangs habe ich erst den Bereich Personal und Organisation als Hauptfächer gewählt, fand dann aber die Vorlesungen zum Einschlafen. Meine Kommilitonen sagten dann, du kannst doch nicht Controlling statt Organisation wählen, das passt doch gar nicht zusammen.

Im Nachhinein betrachtet war diese Kombination genau die richtige Entscheidung und bereits damals habe ich gelernt, dass es wichtig ist, den Weg zu verfolgen, der einem Spaß macht und wo man seine Stärken einsetzen kann. Bei Union Investment hatte ich dann das Glück, dass diese Schwerpunktkombination mich von anderen BewerberInnen unterschied und die ausgeschriebene Stelle genau zu mir passte – und ich zu ihr.

Inzwischen hat sich dies natürlich geändert, heute entscheiden sich BewerberInnen sehr bewusst für ihren Arbeitgeber, es geht um Unternehmenskultur und Flexibilität. Ich muss auch sagen, ich begrüße diesen Wandel. Heute kann man sich eher entfalten und weiterentwickeln, hat mehr Mitbestimmung und kann seine Fähigkeiten stärker einbringen. Arbeitgeber sollten sich daher heute gut präsentieren, dies war früher weniger wichtig.

Heutzutage ist eine Standardfrage seitens der KandidatInnen: „Wie ist denn die Unternehmenskultur bei Ihnen?“ Dahinter steckt, dass KandidatInnen sich mit dem Unternehmen identifizieren und selbstbestimmter arbeiten möchten. Meine Erfahrung ist auch, dass es im Bereich Flexibilität weniger darum geht, laufend aus dem Home-Office zu arbeiten. Es geht vielmehr darum, wie man sich einbringen kann, was man lernt und wie die Perspektiven für den weiteren Berufsweg sind.

Wie hat sich Union Investment als attraktiver Arbeitgeber, besonders für Frauen, aufgestellt? Gibt es spezielle Förderprogramme?

Uns war schon immer wichtig, unsere Arbeitgebermarke positiv weiterzuentwickeln. Dazu ist es notwendig nach außen zu tragen, was uns ausmacht und von anderen unterscheidet. KandidatInnen entscheiden sich nicht für eine Aufgabe, sondern für eine Firma oder Marke. Wichtig sind außerdem das Team und die Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

Es geht aber um mehr als die Einstellung von Mitarbeitenden. Als Arbeitgeber beschäftigen wir uns auch mit internen Prozessen wie beispielsweise der Berücksichtigung von diversen Altersstrukturen und Generationen oder der Möglichkeit an Weiterbildungen teilzunehmen. Auch Internationalität wird immer wichtiger. Die Finanzindustrie ist in Teilbereichen immer noch sehr männerdominiert, daher haben wir den Fokus darauf gelegt, unsere Strategie anzupassen und Wert auf vielfältige Teams zu legen.

Als Bereichsleiterin habe ich oft vernommen, dass unsere Führungskräfte gerne mehr Frauen im Team hätten, aber kaum entsprechende Bewerbungen für offene Stellen bekommen. Wir haben daraufhin die Profile etwas angepasst oder die Stellen z.B. zeitlich flexibler ausgeschrieben, um sie auch für Frauen attraktiver zu machen.

Vor einem Jahr haben wir ein Diversity-Council ins Leben gerufen, das sich aus VertreterInnen der einzelnen Fachbereiche zusammensetzt. Ziel ist hier, die Vielfalt im Unternehmen zu fördern, d.h. den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, aber auch eine heterogene Altersstruktur im Blick zu haben. Mit diesem Council wurde ein strategischer Rahmen entwickelt und auch ein Ambitionsniveau festgelegt. Wir wollen bis spätestens 2030 einen Frauenanteil von 30% in Führungspositionen erreichen. Aktuell liegen wir bei fast bei 20%, d.h. wir sind auf einem guten Weg. In einzelnen Bereichen sind es schon über 30%, in manchen gibt es noch Nachholbedarf. In der gesamten Belegschaft ist der Anteil zwischen Männern und Frauen nahezu gleich verteilt.

Mit einer fest kommunizierten Ambition ist die Verbindlichkeit einfach höher und strahlt so aus der Unternehmensführung mit konkreten Maßnahmen in die Belegschaft und nach außen. Wir haben auch geschaut, wie ist unsere Bildwelt, unsere Sprache? Ist dies für alle InteressentInnen ansprechend und was können wir optimieren? Ich bin davon überzeugt, dass vielfältige Teams besser zusammenarbeiten, eine angenehmere Kultur herrscht und die Innovationskraft gestärkt wird.

Hierbei sei auch gesagt, jede Führungsperson hat ihr besonderes Stärkenprofil, es geht vielmehr um die einzelne Persönlichkeit, das Individuum. Manche hatten es im beruflichen Leben etwas leichter, manche schwerer, dies trifft sowohl auf Männer als auch auf Frauen zu. Vielfalt nur auf das Geschlecht zu reduzieren, halte ich für zu kurz gesprungen.

Natürlich haben wir auch Trainings im Haus durchgeführt, Programme für Mitarbeiterinnen initiiert, Veranstaltungen für weibliche Führungskräfte organisiert. Jeder Arbeitgeber muss sich heute im Klaren sein, dass dies maßgeblich zur Attraktivität beiträgt und nicht nur ein Nice-to-have ist.

Gab es berufliche Herausforderungen, aus denen Sie persönlich besonders viel gelernt haben?

Ja, auf jeden Fall. Das war bei mir die Finanzmarktkrise 2008. Damals war ich gerade neu in die Rolle der Bereichsleiterin gewechselt und hatte eine große Verantwortung übernommen.

Sehr schnell habe ich zum Beispiel gelernt, wie sich in der Finanzwelt Umfeldbedingungen ändern können. Dieses Tempo und natürlich das ganze Ausmaß hat die ganze Branche erschüttert und mich selbst auch stark geprägt. Wir mussten uns sehr schnell entscheiden, einen Einstellungsstopp vorzunehmen und Stellen abzubauen. Dies war eine sehr einschneidende Zeit und besonders mit Blick auf die letzte Dekade, in der es im Fondsgeschäft schlichtweg hervorragend lief, etwas, das vor allem jüngere KollegInnen noch nicht erlebt haben. Es macht auch demütig, zu sehen: Die Welt kann morgen plötzlich ganz anders aussehen.

Ich habe aber noch etwas gelernt: Wir haben damals bei Union Investment eine unglaublich positive Energie aufgebaut, um diese Krise gemeinsam zu bewältigen. Es hat sich ein hohes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt, um größeren Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Es gab eine Zeit lang nur noch Krisenbewältigung, was eine große emotionale Bindung zum Unternehmen entfaltet hat - so seltsam dies klingen mag. Wir haben am Ende zwar offene Stellen gestrichen, aber niemanden entlassen müssen. In der Krise zeigt sich, wie widerstandsfähig ein Unternehmen ist und ob die Kultur wirklich so vertrauensvoll und zuverlässig ist. Ich denke, das haben wir bewiesen.

Ihr Tag hat vermutlich mehr Meetings, E-Mails und Anrufe als vorhandene Stunden. Was hilft Ihnen einen kühlen Kopf zu bewahren? Was ist Ihr Geheimtipp?

Ich muss sagen – ich mag das. Ich brauche ein bisschen Action, ich mag es, wenn viel los ist. Dabei ist es für mich aber unglaublich wichtig, noch selbstbestimmt zu sein, dieser Punkt sollte nicht überschritten werden. Sonst löst dies bei mir Stress aus. Dabei hilft es, dass ich zum Glück nicht der Typ bin, der Arbeit gedanklich im Kopf mit nach Hause nimmt. Ich arbeite auch lieber vom Büro aus, im Home-Office ist es für mich schwieriger, diese Trennung zu wahren.

Ich habe einen Geheimtipp, und zwar, bewusst etwas anderes zu machen. Seine Bubble zu verlassen und sich beispielsweise mit Freunden treffen, die gar nichts mit der eigenen Arbeitswelt zu tun haben. Meine langjährige Freundin ist Landschaftsingenieurin, wir haben ganz andere Themen, die wir besprechen und die uns beschäftigen. Hier sollte jeder seinen Weg finden abzuschalten und seinem Hobby nachgehen oder sich bewusst etwas suchen, sei es spazieren gehen oder ein Museum zu besuchen.

Vielen Dank für die sehr interessanten und spannenden Antworten!

 

Das Interview führt Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei VR Bank RheinAhrEifel eG.

Fragen an Marija Kolak

Fragen an Marija Kolak

Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Diplom-Kauffrau (FU Berlin)

Frau Kolak, seit 2002 sind Sie Führungskraft in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe und inzwischen Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Wie haben sich in den letzten Jahren die Führungsetagen verändert und was braucht es für einen höheren Anteil an Vorständinnen und Bereichsleiterinnen in der Bankenwelt?

Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt: der digitale Wandel mit allen Chancen und Herausforderungen, die demografische Entwicklung, neue gesellschaftliche Erwartungen insbesondere jüngerer Generationen, aber auch die politischen Entwicklungen der letzten Jahre haben die Welt schneller, komplexer und unsicherer gemacht. Dies erfordert von Entscheidern und Führungskräften eine deutlich höhere Anpassungsfähigkeit als in der Vergangenheit. Führungskräfte müssen heute in der Lage sein, schnell auf Veränderungen zu reagieren, neue Chancen zu identifizieren und ihre Teams erfolgreich durch Veränderungsprozesse zu führen. Gleichzeitig haben sich auch die Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Banken an ihre Führungskräfte geändert: Es wird zunehmend Wert auf eine offene Kommunikation, Transparenz, Teamarbeit und eine ausgewogene Work-Life-Balance gelegt. Zudem wird erwartet, dass eine unterstützende und motivierende Arbeitsumgebung bereitgestellt wird.

Mit diesen Erwartungen muss sich jedes Haus, nicht zuletzt mit Blick auf die eigene Attraktivität als Arbeitgeber, aktiv auseinandersetzen. Damit wird auch so mancher traditioneller Führungsansatz, der im Umfeld der letzten Jahrzehnte durchaus erfolgreich war, in Frage gestellt. Nun könnte man vereinfacht annehmen, dass die Erhöhung des Anteils von Vorständinnen und weiblichen Führungskräften ein solches neues Denken besonders befördert. Ganz so einfach ist es leider nicht. Gleichzeitig ist es unbestritten, dass heterogen aufgestellte Führungsteams, in denen verschiedene Perspektiven in die jeweilige Entscheidungsfindung mit einfließen, in der Regel erfolgreicher sind als traditionelle, sehr homogene Strukturen.

Was sind Ihre Hauptaufgaben als Präsidentin des Bundesverbandes?

Der BVR – so viel vorweg – ist der oberste Interessensvertreter der Genossenschaftsbanken und das strategische Kompetenzzentrum der Gruppe. Der Verband ist ferner für das genossenschaftliche Institutssicherungssystems verantwortlich. Jede dieser Funktionen beinhaltet eine Fülle an Aufgaben, die alle ein Ziel verfolgen: den Fortbestand der Genossenschaftlichen FinanzGruppe zu bewahren und in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Seit 2018 bekleide ich das Amt als BVR-Präsidentin. Das Vorstandsteam und ich stehen stellvertretend für den gesamten Verband. Wir vertreten bundesweit und auch international die Interessen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Wir sind viel unterwegs, bei den Mitgliedsinstituten vor Ort oder im Rahmen der Interessenvertretung in Berlin, Brüssel oder weltweit bei Spitzentreffen der Finanzbranche. Als Präsidentin des BVR habe ich außerdem verschiedene Aufsichtsratsmandate inne, u. a. bei der DZ Bank, der R+V Versicherung, der Union Investment und der Bausparkasse Schwäbisch Hall.

Wie stellt sich der Verband und auch die FinanzGruppe als Arbeitgeberin dar? Gibt es Förderprogramme für mehr weibliche Führungskräfte und Spezialistinnen? Was wird unternommen um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser zu gewährleisten?

Die Genossenschaftliche FinanzGruppe ist an dieser Stelle – wie auch bei anderen Fragestellungen – unterschiedlich aufgestellt. Auch wenn wir beim BVR in unserem dreiköpfigen Vorstandsgremium durch mich und meine Kollegin Tanja Müller-Ziegler als Frauen sogar in der Mehrheit sind, so ist dies in dieser Form sicher nicht in der Breite der Gruppe gegeben. Gleichzeitig haben wir auf der Vorstandsebene der Genossenschaftsbanken und Verbundunternehmen eine ganze Reihe von erfolgreichen und sehr gut vernetzten Vorständinnen, mit denen ich zu einem großen Teil auch in unserem regelmäßigen Format „Vorständinnen im Dialog“ in einem sehr guten Austausch bin.

Um den Anteil von weiblichen Führungskräften und von Vorständinnen weiter zu steigern, gibt es verschiedene Initiativen, die auch von Seiten des BVR mit begleitet werden. Was wir dabei insbesondere sehen, ist Folgendes: Neben einer gezielten Förderung und Vorbereitung auf Führungsaufgaben ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen, die sich in der Familienphase befinden, sicherlich das Wichtigste. Dies kann durch ein weites Spektrum an betrieblichen Angeboten, die von Teilzeitmöglichkeiten, Arbeitsflexibilisierung und gezielten Weiterbildungsangebote reichen, erreicht werden. Doch der Begriff der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ ist streng genommen eigentlich zu kurz gesprungen: Es gibt seit Langem eine Vielzahl attraktiver Angebote und Möglichkeiten, die auch in der Breite genutzt werden, die aber bisher keine strukturelle Veränderung der Situation herbeigeführt hat. Daher sollte es vielmehr um die Vereinbarkeit von „Karriere und Familie“ gehen, mit Themen wie passende Betreuungsangebote, aber auch „Führen in Teilzeit“ oder „Führungskarrieren ab 40“, die einen Rahmen für die besondere Familiensituation von Frauen bieten. Da haben wir häufig noch Nachholbedarf, auch bei vorhandenen Rollenbildern in den Köpfen, denn auch für Männer ist die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie neu zu fassen.

Was glauben Sie, brauchen Frauen um die Führungsetagen, auch in anderen Branchen, "zu erobern"? Fehlt der Mut oder muss sich etwas am System und den Strukturen ändern?

Es gibt kein allgemein gültiges Patentrezept für einen erfolgreichen Karriereweg. Es sind verschiedene Elemente, die eine Kandidatin – genauso wie jeder mögliche Kandidat – für eine Führungskarriere mitbringen sollte: Gestaltungswille, Durchsetzungsfähigkeit, Moderationsfähigkeiten, Vernetzung, kontinuierliche Weiterbildung und natürlich ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft und Kommunikationsstärke.

Für die Ausprägung der eigenen Führungsqualitäten in der Führung und Motivation von Teams braucht es aus meiner Sicht auf jeden Fall Empathie und Vertrauen und Zutrauen in die eigene Kraft und in die der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zudem sollte sich eine Kandidatin aktiv für neue Aufgaben und Herausforderungen interessieren, wenn sie darin Chancen für die eigene Weiterentwicklung sieht – selbst wenn zu Beginn noch nicht klar ist, wie sich die Themen in der Bank letztendlich entwickeln werden. Und gleichzeitig muss man auch so selbstbewusst sein, zu Themen, die gar nicht zum eigenen Tätigkeitsprofil gehören, konkret „Nein“ zu sagen. Man erwartet von einer Führungskraft, dass sie zeigt, wofür sie steht und auch bereit ist, Entscheidungen zu treffen und zu vertreten.

Wo gab es in Ihrer Karriere Momente, wo Sie Herausforderungen meistern mussten, und wie sind Sie damit umgegangen? Was hilft Ihnen persönlich, wenn mal nicht alles glatt läuft?

Dass nicht immer alles beim ersten Mal gelingt, ist ganz normal. Diese Momente gab und gibt es auch bei mir immer wieder. Wichtig ist, dass man für die Zukunft daraus lernt, um es beim nächsten Mal besser zu machen.

Was haben Sie noch für Tipps und Empfehlungen, besonders für (junge) Frauen, ihre nächsten Karriereschritte zu planen? Fehlt das Ziel vor Augen oder ist der Weg zu holprig?

Karriere ist erst einmal kein Selbstzweck: Sich Karriere per se als Ziel zu setzen, halte ich für etwas fragwürdig. Es ist zielführender, in sich hineinzuhören, sich seiner eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden, und dem zu folgen, was einen selbst antreibt. Wofür interessiere ich mich? Welche Tätigkeiten führe ich gern aus? Arbeite ich gern im Team? Kann ich mir vorstellen, auch Teams zu führen?

Wenn man sich bewusst für eine Karriere in der Bank entscheidet, sollte der Weg auch konsequent angegangen werden – dazu gehört für mich neben einem hohen Engagement und einer Sichtbarkeit in der Bank, auch die Bereitschaft, gerne Verantwortung für Themen und Menschen zu übernehmen und die Zukunft zu gestalten.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei VR Bank RheinAhrEifel eG

Interview Kristina Kutting

Interview Kristina Kutting

Regionalgeschäftsführerin für Altenkirchen und Neuwied (IHK Koblenz), Geschäftsführerin Wirtschaftsjunioren Sieg-Westerwald, Präsidentin des Pferdesportverbandes Rheinland-Pfalz, Bachelor of Arts - Business Administration

Sie sind Geschäftsführerin der IHK-Regionalgeschäftsstelle Neuwied. Was sind dabei Ihre Aufgaben?

Die Aufgaben sind sehr vielfältig, was die Arbeit natürlich sehr spannend macht. Mein Team und ich stehen in erster Linie unseren Mitgliedsunternehmen zu wirtschaftlichen Fragestellungen beratend zur Seite. In Koblenz ist die Zentrale mit den verschiedenen Fachabteilungen wie Handel, Tourismus, Digitalisierung, Innovation etc. angesiedelt. In der Regionalgeschäftsstelle Neuwied werden unter anderem die regionalen Aus- und Weiterbildungen organisiert und durchgeführt. Das Neuwieder Team steht in dieser Zeit in einem engen Austausch mit Auszubildenden und TeilnehmerInnen und PrüferInnen. Zum Ende der Prüfungszeit wird eine feierliche Zeugnisübergabe durch uns als IHK veranstaltet.

Meine beratenden Aufgaben sind vorwiegend im Bereich der Existenzgründung und Nachfolgeregelung von Unternehmen. Außerdem begleite ich Stellungnahmen in der Region, z.B. bei Bauleitplänen, Tragfähigkeitsanalysen als auch Förderprogrammen.

Weiterhin planen wir Informationsveranstaltungen, auch in Kooperation mit unseren regionalen Partnern wie der Wirtschaftsförderung oder Agentur für Arbeit. Wir haben 2019 die Fachkräfteallianz Neuwied mit weiteren 8 Partnern gegründet, um das große Thema „Fachkräfte“ enger zu begleiten. Daraus ist auch die Neuwieder Ausbildungsmesse entstanden, die in der Neuwieder Innenstadt schon zum 2. Mal mit über 90 Unternehmen stattfand. Auch in 2024 wird diese Messe fortgeführt.

Beraten Sie auch gezielt Gründerinnen und Unternehmerinnen? Gibt es extra Programme für Frauen in der Führung?

Die Beratung als solche ist bei uns heterogen, wobei Frauen meist im Nebenerwerb gründen und Männer im Vollerwerb. Es gibt spezielle Existenzgründerseminare für alle Interessierte. Darüber hinaus bieten wir als IHK zusammen mit der Handwerkskammer den „Startup Beach“ in Koblenz am Stattstrand an, bei dem Gründerinnen und Gründer zusammenkommen und sich austauschen können.

Für Unternehmerinnen gibt es das Cross-Mentoring-Programm der IHK Koblenz. Gut ausgebildete Frauen, die ihre berufliche Karriere in die Hand nehmen, sind einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die regionale Wirtschaft! Mit diesem Programm bringen wir weibliche Talente vom Westerwald bis an die Nahe mit erfahrenen Führungsfrauen zusammen, die ihren Weg bereits erfolgreich gegangen sind. Die weiblichen Nachwuchskräfte werden ein halbes Jahr lang von weiblichen Führungskräften oder Unternehmerinnen begleitet, die ihnen dabei helfen sollen, sich sowohl beruflich als auch persönlich weiterzubilden und zu entwickeln.

Meiner Meinung nach sind weibliche Vorbilder enorm wichtig für Frauen, die am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen. Wir Frauen müssen noch stärker lernen, uns gegenseitig zu unterstützen und zu fördern! Als IHK Koblenz verfügen wir über das regionale Netzwerk und können beide Seiten zusammenbringen.

Daneben gibt es außerdem das Unternehmerinnen-Netzwerk. Dieses gute, vertrauensvolle und aktive Netzwerk bietet Fachvorträge, Best Practice und die Möglichkeit zum Austausch zu den besonderen Herausforderungen, die diese Position als Unternehmerin mit sich bringt.

Inzwischen gibt es sogar einen IHK-Unternehmerinnen-Ausschuss aus diesem Netzwerk. Dieser Ausschuss engagiert sich aktiv für die Förderung der Anliegen von Unternehmerinnen und die Steigerung ihrer Präsenz im Geschäftsumfeld. Der Ausschuss arbeitet unter anderem an besseren Rahmenbedingungen für Frauen in der Selbstständigkeit und baut politische Netzwerke auf.

Stellen Sie dabei Unterschiede fest? Brauchen Frauen anderes Handwerkszeug? Haben sie andere Fragen bei der Gründung?

Meiner Erfahrung nach sind Frauen etwas besser auf eine Gründungberatung vorbereitet. Es werden meist sehr detaillierte und konkrete Fragen gestellt, teilweise auch 2-3-mal, dies kommt vielleicht aus einer gewissen Unsicherheit heraus, was jedoch gar nicht nötig ist.

Hier heißt es Mut zur Lücke! Einen Plan B in der Tasche zu haben, ist sehr klug und auch vorausschauend. Ein Plan C und D sind nicht zwingend nötig.

Wenn die Gründung nebenberuflich erfolgreich ist und einen gewissen Kundenstamm aufgebaut und 1-2 Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, starten dann meist auch die Frauen im Vollerwerb durch.

Sie sind außerdem Präsidentin des Pferdesportverbandes Rheinland-Pfalz. Wie gestaltet sich hier Ihre Arbeit?

Ich freue mich sehr diese Position seit März 2023 im Ehrenamt auszuüben, zumal ich die erste Präsidentin in Rheinland-Pfalz bin, außerdem auch die jüngste Präsidentin bundesweit.

Es handelt sich um eine Vielfalt an Verbandsaufgaben, bei denen mich natürlich sowohl der Vorstand als auch die hauptamtliche Geschäftsstelle mit 4 Teammitgliedern in Bad Kreuznach unterstützt.

Als Präsidentin vertrete ich die Interessen der VerbandsmitgliederInnen und bin repräsentativ bei vielen Pferde- und Reitsportveranstaltungen vor Ort. Die strategische Führung als auch die Themenumsetzung mit den verschiedenen Ausschüssen stehen im Fokus meiner Arbeit. Bei Veranstaltungen wie den Verbandsmeisterschaften oder auch Landesmeisterschaften bin ich natürlich auch präsent und unterstütze hier, den Reitsport positiv nach außen zu vertreten. Dabei verfolge ich auch einen politischen Ansatz, denn der Reitsport bietet gerade für den Sozial- und Jugendbereich einen fundamentalen Beitrag zur persönlichen Entwicklung und zur Förderung sozialer Kompetenzen, indem er Werte wie Teamwork, Verantwortungsbewusstsein und Respekt gegenüber Mensch und Tier vermittelt.

Ich komme aus einer Reiterfamilie und reite schon seit Kindertagen. Durch meine hauptamtliche Arbeit als Geschäftsführerin beim Pferdesportverband Saar e.V.  von 2017-2019 im Saarland habe ich die Expertise und Erfahrung in der Arbeit und Führung in einer Geschäftsstelle. Nun kann ich auch für Rheinland-Pfalz meine Ideen einbringen. Auch die überregionale Zusammenarbeit mit den anderen Landesverbänden wie Saarland und Hessen machen mir viel Freude, da ich ja schon viele Personen kenne. Diese sehe ich nun öfters wieder und wir können so gemeinsam unsere Leidenschaft für den Pferde- und Reitsport weiterentwickeln.

Was hat Ihnen geholfen, beruflich und privat diese Führungspositionen anzustreben? Welche Herausforderungen mussten Sie vielleicht meistern und wie sind Sie damit umgegangen?

Ich bin geprägt worden, dass man durch Fleiß, Engagement und Durchhaltevermögen seine Ziele erreicht und der Erfolg, sei es beruflich oder privat, meist damit einher geht. Natürlich gehört auch immer ein bisschen Glück dazu. 😊

Ebenso ist es wichtig, sich fachlich breit aufzustellen und zusätzliche Angebote oder Seminare zu nutzen, um sich weiterzubilden. Das Lernen, bewusst oder unbewusst, sollte nie aufhören!

So habe ich auch während meines Studiums eine Trainerausbildung sowie eine Richteranwärter-Weiterbildung im Reitsport absolviert. So war ich zertifiziert und konnte früh Reitunterricht für Jugendliche und Erwachsene geben, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.

Weiterhin stand für mich klar fest, dass ich nach meinem Bachelor für mindestens ein Jahr in den USA arbeiten wollte. Gesagt getan. Ich habe zuerst in der Gesundheitsbranche in Florida und dann auch in der Logistikbranche in Kalifornien gearbeitet. Die Sprache, die Menschen und eine andere „Kultur“ haben mich sehr begeistert und waren eine großartige Gelegenheit für mich, über den Tellerrand zu schauen. Dieses Jahr ist es schon 10 Jahren her, dass ich in den USA gearbeitet habe. Ich erinnere mich noch sehr genau und sehr gerne an diese Zeit. Eine Zeit, die mich sehr geprägt hat, gerade im Dienstleistungsbereich. In den USA wird jeder Kunde gefühlt wie ein „König/in“ behandelt, sei es im Supermarkt oder an der Tankstelle. Durch die einfachen netten Floskeln „How are you?“ oder „How may I help you?“ war ich immer positiv gestimmt.

Natürlich gab es auch für mich Herausforderungen wie bei der Planung und Vorbereitung für meinen Auslandsaufenthalt. Zum Beispiel war es nicht ganz einfach, schnell ein Arbeitsvisum für die USA zu erhalten. Für das Visum musste ich mich zunächst schriftlich und danach vor Ort in der amerikanischen Botschaft in Frankfurt „bewerben“. Hinzu kamen die Themen wie Wohnung, Auto, Beantragung einer Social Security Number, Eröffnung eines Bankkontos etc. Aber genau an diesen Sachen, die schwierig und auch „kniffelig“ waren, bin ich gewachsen und habe mich entwickelt.

Für mich waren Weiterbildungen und die Chance, viel Berufserfahrung zu sammeln, stets sehr wichtig (und sind es heute natürlich immer noch), um mich auch von anderen BewerberInnen abzuheben und zu zeigen, dass ich engagiert und flexibel bin. Alle meine beruflichen Tätigkeiten habe ich mit großer Leidenschaft ausgeübt und ich konnte mich immer mit meiner Arbeit identifizieren. Diese Einstellung habe ich bereits im Elternhaus vorgelebt bekommen und sie hilft auch einmal über berufliche Herausforderungen hinweg.

Eine frühere Herausforderung war für mich oft, meine leitende Position klarzumachen, da ich vom Alter her immer die Jüngste war und ich altersbedingt als Assistentin wahrgenommen wurde. So habe ich mich in den Punkten Durchsetzungsfähigkeit und Durchhaltevermögen über die Jahre hinweg oft selbst herausgefordert. Für mich ist wichtig, dass ich meiner „Linie“ mit meinen Werten treu und authentisch bleibe. Ich wollte schon recht früh Verantwortung übernehmen und auch gerne in einer leitenden Position arbeiten. Dafür musste ich auch erstmal eine Vorleistung erbringen und auch ein paar Mal ins kalte Wasser springen.

Wir Frauen müssen mehr Mut haben, unseren Standpunkt zu vertreten, um etwas bewegen zu können!

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Vielen Dank für das offene und positive Gespräch.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel eG.

 

Quellen und Verlinkungen

Startup Beach Koblenz

https://www.ihk.de/koblenz/servicemarken/medien-und-oeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen/sommer-sonne-startup-beach-koblenz-5809448

Unternehmerinnennetzwerk

https://www.ihk.de/koblenz/unternehmensservice/unternehmensgruendung/netzwerke/unternehmerinnen-netzwerk-3666480

Interview Janina Ihl

Interview Janina Ihl

Bankkauffrau und Bankfachwirtin Frankfurt School of Finance & Management Privatkundenberaterin bei der VR Bank RheinAhrEifel

Liebe Janina, in 2023 hast du erfolgreich deinen Abschluss als Bankfachwirtin absolviert. Warum hast du dich damals für das berufsbegleitende Studium entschieden?

Die Ausbildung war für mich eine gute Basis als Berufseinstieg, viele Themen werden angesprochen und angerissen. Für mich persönlich, auch mit Fokus auf die anspruchsvolle Kundenberatung, habe ich mir mehr Vertiefung gewünscht und mich daher 2021 für ein Studium entschieden.

Die Frankfurt School of Finance & Management ist eine internationale Universität, das Studium wurde eng begleitet und es hat einen regen Austausch gegeben, ich würde dies jederzeit wieder tun. Meist fanden die Seminare samstags in Präsenz in Koblenz und sonst Online statt, was mir sehr entgegenkam.

Du bist alleinerziehende Mama, berufstätig in der Kundenberatung und nun noch ein Studium so nebenbei. Welche Herausforderungen gab es für dich in den letzten Jahren?

Tatsächlich gab es darüber hinaus noch die Herausforderung oftmals am Wochenende zu arbeiten. Hier die Zeit für sich selbst zu finden, ist dabei recht schwierig. Ich wollte es anfangs allen Menschen um mich herum recht machen und habe dann auch schmerzlich gemerkt, das funktioniert so auf Dauer nicht.

Meine Freitagabende habe ich genutzt, um schöne Dinge zu machen, es ist unglaublich wichtig, hier einen Gang runterzuschalten.

Was hilft dir alles unter einen Hut zu bringen? Was sind deine "Superkräfte", die dir im Alltag helfen?

Mein Umfeld hat mir sehr geholfen, mein Partner hat mir viel abgenommen und meine Tochter z.B. von der Schule abgeholt, wenn es zeitlich passte. Wenn manchmal richtig viel los war, ist er eingesprungen, das war wirklich eine große Hilfe.

Wenn die Tage rappelvoll sind, ist es einerseits wichtig, gut organisiert zu sein, aber immer wieder auf Unvorhergesehenes zu reagieren. To-do Listen und Terminplaner sind aber unerlässlich, um den Überblick zu behalten 😊

Dabei war es immer schön, Verständnis zu erhalten, denn Freundinnen, die keine Kinder haben oder KollegInnen, die nicht nebenbei studieren, helfen aus, wenn ich einen Termin verschieben muss oder vergesse, zu antworten. Dabei finde ich es auch wichtig, aufeinander zu achten. Wenn man merkt, dem anderen geht es gerade nicht sehr gut, auch gerne mal nachfragen, ob man helfen kann.

Mit Blick in die Glaskugel, wo siehst du dich selbst in 5 oder 10 Jahren? Was hast du für berufliche Wünsche?

Mein Wunsch ist die Entwicklung Richtung Führungskraft und Mitarbeitende dann bei Ihrem Weg zu unterstützen. Daher studiere ich aktuell noch weiter den Betriebswirt und werde anschließend ein Management-Studium absolvieren. All dies möchte ich gerne bis zum 30. Lebensjahr abschließen.

Ein großer Wunsch ist außerdem, einen schönen Urlaub mit meiner Tochter zu machen, wir sind beide Sommermenschen und wollen Urlaub am Meer machen. Das kam die letzten Jahre viel zu kurz.

Was sind deine Wünsche für Frauen im Business, die viel von sich verlangen oder sehr gefordert sind? Wie können Arbeitgeber im Allgemeinen oder das Umfeld helfen?

Grundsätzlich ist es wichtig, Frauen bzw. Müttern mehr in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu unterstützen: Oft gibt es keine flexiblen Kita-Zeiten, Schulbetreuungszeiten sind auch eher eingeschränkt und dadurch wird es im Job oft herausfordernd, ganz besonders für Alleinerziehende. Home-Office hilft dabei natürlich sehr, was hier bei der VR Bank glücklicherweise schon angeboten wird. Den Tag außerdem flexibel zu gestalten, hilft ebenso: Gleitzeit anbieten oder die Arbeit vorwiegend morgens/abends zu tätigen.

Natürlich wären auch, je nach Unternehmensgröße, Betriebskindergärten oder der Einsatz von Tagesmüttern/-vätern wünschenswert, das ist aber selbstverständlich nicht immer möglich.

Ein offener Umgang mit Fehlern ist ebenfalls wichtig. Besonders Mütter haben viele Dinge gleichzeitig zu organisieren und meistern tausend Dinge parallel. Hier sind Empathie und ein offener Umgang miteinander unerlässlich.

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Herzlichen Dank für den Einblick in die sehr persönlichen Herausforderungen, liebe Janina!

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel.

Fragen an Frau Gentiana Daumiller

Fragen an Frau Gentiana Daumiller

Trainerin für Selbstreflexion, Coach und Gründerin des Netzwerkes Woman After Work und des Barcamps für Frauen in Koblenz, außerdem Mitglied des Vorstandes der Wirtschaftsjunioren Mittelrhein und der Wirtschaftsjunioren Deutschland.

Liebe Gentiana, mit Blick auf deine Website liest man spannende Begriffe wie New Work, Fehlerkultur und Feelgood Management. Du bist systemischer Coach und berätst Menschen und Unternehmen. Was können wir uns darunter genau vorstellen?

Als systemischer Coach und Trainerin unterstütze ich Menschen und Unternehmen dabei, ihre Ziele zu definieren und effektive Strategien zu entwickeln, um diese zu erreichen. Mein Fokus liegt dabei auf den Themen Selbstreflexion, Werte und Prinzipien, positive Fehlerkultur und Feelgood Management.

Unter New Work verstehe ich eine moderne Arbeitskultur, die geprägt ist von Flexibilität, Selbstbestimmung und einem ganzheitlichen Blick auf den Menschen. Es geht darum, traditionelle Hierarchien aufzubrechen und Raum für Kreativität, Innovation und persönliches Wachstum zu schaffen. Es geht um die Frage nach dem Sinn in der Arbeit.

Die Fehlerkultur spielt eine entscheidende Rolle, denn sie ermöglicht ein offenes und lösungsorientiertes Umfeld, in dem Fehler als Chance zur Weiterentwicklung betrachtet werden. Anstatt Fehler zu verurteilen, geht es darum, aus ihnen zu lernen und sie konstruktiv zu nutzen.

Feelgood Management bezieht sich auf die Gestaltung eines positiven Arbeitsumfelds, in dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen, motiviert sind und ihr volles Potenzial entfalten können. Dabei werden Aspekte wie Work-Life-Balance, Wertschätzung, Teamkultur und Mitarbeiterbindung berücksichtigt.

In meiner Beratungstätigkeit kombiniere ich theoretische Konzepte und Methoden mit meiner Erfahrung und meinem Wissen, um individuelle Lösungen für meine Klienten zu entwickeln. Ich begleite sie dabei, ihre Stärken zu entdecken, ihre Ziele zu erreichen und eine positive Arbeitskultur zu etablieren, die auf Vertrauen, Offenheit und Wertschätzung basiert.

Dabei hilft mir auch das Tool „Hacking me“ – welches ich entworfen habe, um eine Systematik in den Beratungsprozess zu bauen.

Was wünschst du dir dabei mehr von den Menschen und den Unternehmen? Wie können wir hier zukunftsfähiger sein?

Ich wünsche mir von Menschen und Unternehmen, dass sie eine offene und lernbereite Haltung gegenüber Veränderungen und neuen Arbeitsweisen entwickeln. Es geht darum, alte Denkmuster und starre Strukturen aufzubrechen und Platz für Innovation und Kreativität zu schaffen.

Um zukunftsfähiger zu sein, sollten wir Folgendes beachten:

  • Förderung von Selbstreflexion und persönlicher Entwicklung: Indem wir uns regelmäßig selbst hinterfragen, reflektieren und uns weiterentwickeln, können wir unsere Fähigkeiten und Potenziale besser nutzen. Unternehmen können ihre Mitarbeiter dazu ermutigen, indem sie Fortbildungen, Coaching oder Mentoring-Programme anbieten.
  • Förderung von Flexibilität und Selbstbestimmung.
  • Fokus auf Wertschätzung und Anerkennung.

Indem wir diese Aspekte in den Arbeitsalltag integrieren, können wir eine zukunftsfähige Arbeitskultur schaffen, die die Bedürfnisse der Menschen erfüllt, die Zusammenarbeit stärkt und die Innovationskraft des Unternehmens fördert.

Du bist außerdem Ausrichterin der Fuckup Nights in Koblenz. Wieder ein neuer Begriff 😊 Was machst du hier genau?

Bei den Fuckup Nights handelt es sich um Veranstaltungen, bei denen Menschen mutig über ihre persönlichen und beruflichen Misserfolge, Fehltritte oder Fehlentscheidungen, also ihre "Fuckups", sprechen. Das Ziel dieser Veranstaltungen ist es, eine offene und ehrliche Atmosphäre zu schaffen, in der Menschen von ihren Fehlern und Rückschlägen erzählen können, ohne Angst vor Verurteilung oder Stigmatisierung zu haben.

An so einem Abend erfährt man ganz viel Menschlichkeit!

Du warst im Mai 2023 Mitorganisatorin des ersten Barcamsps für Frauen in Koblenz. Worum ging es hier und wie war die Resonanz?

Das Barcamp „Frauen stärken in Beruf und Führung“, war eine Veranstaltung, die speziell für Frauen konzipiert war. Ein Barcamp ist eine offene Konferenz, bei der die Inhalte und Themen von den Teilnehmenden selbst bestimmt werden. Es bietet eine Plattform für den Austausch von Wissen, Ideen und Erfahrungen.

Das Ziel des Barcamps war es, Frauen aus verschiedenen beruflichen und persönlichen Hintergründen zusammenzubringen, um sich gegenseitig zu inspirieren, voneinander zu lernen und sich zu vernetzen. Es ging darum, einen Raum zu schaffen, in dem Frauen ihre Expertise teilen, Diskussionen anstoßen und gemeinsam neue Perspektiven entwickeln konnten.

Die Resonanz auf das Barcamp war sehr positiv. Es gab eine große Nachfrage und das Interesse der Teilnehmerinnen war groß. Wir waren ausverkauft mit 200 Teilnehmenden: ja, es gab auch Männer!

Die Atmosphäre während der Veranstaltung war offen, inspirierend und fördernd. Es entstanden spannende Gespräche, neue Kontakte wurden geknüpft und es herrschte eine Atmosphäre des Empowerments und der gegenseitigen Unterstützung.

Es schreit nach Wiederholung und in der Tat gibt es schon ein Datum im Juni und der Ticketverkauf ist auch gestartet! Schnell sein lohnt sich😊

Das Frauen Barcamp ist aus dem Netzwerk Woman After Work in Koblenz entstanden, welches im Juni mit dem Zukunftspreis Heimat ausgezeichnet wurde. Wie kam es zu diesem Netzwerk?

Gegründet habe ich mit Katja Stein, Teresa Michalak und Theresa Frickel.

Was brauchen Frauen in einer modernen Arbeitswelt? Warum braucht es extra Netzwerke und Barcamps?

In einer modernen Arbeitswelt brauchen Frauen verschiedene Dinge, um ihr volles Potenzial entfalten zu können:

  • Gleichberechtigung und Chancengleichheit: Frauen sollten die gleichen beruflichen Möglichkeiten und Karrierechancen haben wie ihre männlichen Kollegen. Es ist wichtig, dass Geschlechterstereotype und -vorurteile überwunden werden, damit Frauen in allen Bereichen der Arbeitswelt vertreten sind.
  • Unterstützung und Mentoring.
  • Flexibilität und Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Eine moderne Arbeitswelt sollte flexiblere Arbeitsmodelle bieten, die es Frauen ermöglichen, ihre beruflichen Verpflichtungen mit ihren familiären Aufgaben in Einklang zu bringen. Homeoffice-Optionen, Teilzeitarbeit und flexible Arbeitszeiten sind hier wichtige Aspekte.

Obwohl die Gleichstellung der Geschlechter ein übergeordnetes Ziel ist, können diese speziellen Netzwerke und Barcamps Frauen dabei helfen, ihre Stimme zu stärken und den Raum für sich einzunehmen, den sie in der modernen Arbeitswelt verdienen. Sie bieten eine wichtige Ergänzung zu den Bemühungen um Gleichstellung und Chancengleichheit.

Was zeichnet dich als Unternehmerin, Coach und Gründerin besonders aus?

Als Unternehmerin, Coach und Gründerin zeichnen mich folgende Merkmale aus:

  • Leidenschaft: Ich bin mit Leidenschaft bei dem, was ich tue, und stecke mein Herzblut in meine Arbeit. Mein Antrieb ist es, Menschen und Unternehmen dabei zu unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten und positive Veränderungen zu bewirken.
  • Empathie: Als systemischer Coach lege ich großen Wert auf Empathie und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen meiner Klienten. Ich höre aktiv zu, stelle die richtigen Fragen und schaffe einen vertrauensvollen Raum, um individuelle Lösungen zu entwickeln.
  • Vielseitigkeit: Durch meine Erfahrungen im Controlling-Bereich eines Konzerns und meine anschließende Selbstständigkeit als Coach verfüge ich über ein breites Spektrum an Kenntnissen und Fähigkeiten. Ich kann sowohl betriebswirtschaftliche Aspekte als auch persönliche Entwicklungsthemen ansprechen und verbinden.
  • Innovationsgeist: Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ansätzen und Ideen, um meine Arbeit zu verbessern und meinen Klienten bestmögliche Unterstützung zu bieten. Ich bin offen für neue Methoden und Techniken und passe meine Herangehensweise an die individuellen Bedürfnisse meiner Klienten an.
  • Vernetzung und Community-Building: Ich glaube an die Kraft des Netzwerkens und des gemeinsamen Lernens. Als Mitgründerin von "Women After Work" und meine Rolle im Bundesvorstand der Wirtschaftsjunioren Deutschland ermöglichen es mir, Menschen zu vernetzen, Synergien zu schaffen und einen Beitrag zur Entwicklung von starken Gemeinschaften zu leisten.

Du bist an zahlreichen Projekten in der Region stark vertreten. Was motiviert dich dazu mehr als nur Gründerin zu sein?

Mich motiviert die Möglichkeit, einen positiven Einfluss auf die Menschen und Unternehmen in meiner Region auszuüben. Als Gründerin allein könnte ich bereits einen gewissen Beitrag leisten, aber durch mein Engagement in verschiedenen Projekten habe ich die Chance, meine Expertise, mein Netzwerk und meine Ressourcen noch breiter einzusetzen.

Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich sehe, dass meine Arbeit und mein Einsatz tatsächlich positive Veränderungen bewirken können. Ich möchte dazu beitragen, dass Menschen ihr volles Potenzial entfalten können, Unternehmen eine positive Arbeitskultur schaffen und die Region insgesamt prosperiert.

Letztendlich geht es mir darum, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und etwas Positives zu bewirken. Es erfüllt mich mit einem tiefen Sinn, wenn ich sehe, dass meine Arbeit und mein Engagement Menschen helfen, ihre Ziele zu erreichen, ihr Wohlbefinden zu steigern und ein erfülltes Leben zu führen. Diese Motivation treibt mich an, mehr als nur Gründerin zu sein und aktiv in meiner Region tätig zu sein.

 

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel.

Interview „Die Finanzexpertin trifft… Melanie Reetz“

Interview „Die Finanzexpertin trifft… Melanie Reetz“

Teamleiterin Marktfolge Aktiv bei der VR Bank RheinAhrEifel, Bankkauffrau und Sparkassenbetriebswirtin

Frau Reetz, seit Juli 2020 sind Sie Teamleiterin in der Produktionsbank Aktiv, also dem Kreditgeschäft. Wann stand für Sie fest, eine Führungsrolle bei der VR Bank RheinAhrEifel übernehmen zu wollen?

Der Gedanke war für mich zunächst etwas weiter weg, weil ich dachte, dass ich als Mutter die zusätzliche Rolle als Führungskraft nicht erfüllen könnte, bzw. mir teilweise in meinem (privaten) Umfeld suggeriert wurde, dass eine solche Stelle ja noch mehr zu Lasten der Kinder geht als „normales“ Arbeiten.

Mein früherer Vorgesetzte hier im Hause hat mich jedoch in die Richtung entwickelt und als die Stelle vakant wurde, auch positiv unterstützt, den Schritt zur Bewerbung zu machen.

Zu dem Zeitpunkt war mir dann auch schon klar, dass ich es schaffen kann und ich mich bereit fühle. Ich hatte Lust auf eine Führungsrolle bekommen und die Meinung „anderer“ war mir unwichtiger geworden.

Was waren anfängliche Hürden als Teamleiterin? Was ist Ihnen zu Beginn eher leichtgefallen?

Der Zeitpunkt in 2020 war denkbar schlecht um als erste Führungsrolle direkt ein Team von über 20 Personen zu übernehmen. Das Zusammenwachsen nach der Fusion mit der Volksbank Koblenz Mittelrhein war noch im Gange und das mit angezogener Handbremse, weil wegen der Corona-Pandemie jeder für sich im Homeoffice saß. Ein direkter Austausch und ein tiefergehendes Kennenlernen war nahezu nicht möglich. Die Einarbeitung der neuen Kollegen lief überwiegend telefonisch und über Online-Meetings.

Darüber hinaus steckten wir mitten in einem großen Projekt, um die Arbeitsabläufe im Firmenkundenkreditgeschäft zu optimieren. Es war absehbar, dass sich das Team deutlich verändern würde.

Bei diesen ganzen Herausforderungen hat mein Team es mir sehr leicht gemacht: Alle haben mich direkt als Führungskraft unterstützt und wir pflegen einen offenen und konstruktiven, oft auch freundschaftlichen, Umgang miteinander. Wir wollen alle das Gleiche – im Sinne unserer VR Bank eine gute Arbeit leisten und dadurch unser Unternehmen und die berufliche Zukunft für uns alle zu sichern.

Sie leiten heute ein großes Team. Was macht dabei mehr Freude und was nervt so richtig?

Mein Team wuchs durch die Fusion mit der VR Bank Rhein-Mosel auf 26 Personen und hat sich aktuell aufgrund einer Neustrukturierung unseres Bereichs nochmal wesentlich verändert. Drei Themengebiete werden in ein neues Team ausgegliedert. Dafür bekomme ich zwei für mich neue Themengebiete hinzu und das Team wächst auf 33 Mitarbeitende.

Es macht Spaß in unserem Fachgebiet das Beste für die VR Bank zu geben, neue KollegInnen  einzuarbeiten, ins Team zu integrieren und dabei gemeinsam das ein oder andere Mal das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.

Der genossenschaftliche Gedanke „was einer nicht schafft, schaffen viele“ wird bei uns oft wahr, weil untereinander und auch teamübergreifend immer wieder Unterstützung notwendig ist und auch geleistet wird.

Was mich nervt, ist die immer schneller werdende Dynamik in Bezug auf Änderungen im Aufsichtsrecht. Kaum hat man die letzten Neuerungen verarbeitet, stehen die nächsten schon vor der Tür und meistens ist die Frist zur Umsetzung sehr kurz. Besonders nervig ist es, wenn in diesen Änderungen kein Nutzen erkennbar ist, der Verwaltungsaufwand aber steigt.

Seit wann arbeiten Sie bei der VR Bank? Erzählen Sie doch mal.

Ich arbeite seit April 2011 bei der Volksbank, jetzt VR Bank. Nach meiner Ausbildung bei der Sparkasse Bonn war für mich schnell klar, dass mich das Kreditgeschäft besonders interessiert und so landete ich über verschiedene Stationen bei der Sparkasse (Köln)Bonn, unter anderem auch in der Kreditabteilung, zuletzt im Existenzgründungscenter.

Als ich bei der Volksbank anfing, machte ein Kreditsachbearbeiter noch alles, von der technischen Aufbereitung des Kreditantrages, inkl. Wertermittlung im Rahmen der Kleindarlehensgrenze, über die qualitative Kreditprüfung bis hin zur Vertragserstellung und nachgelagerter Sachbearbeitung. Wir waren alle Allrounder.

Seitdem war ich an zwei großen Projekten beteiligt, in denen unser Team und teilweise auch der ganze Bereich jeweils ordentlich auf den Kopf gestellt wurden. Jetzt arbeiten wir themen- und teamübergreifend arbeitsteilig und alle Mitarbeitenden der Produktionsbank Aktiv sind hoch spezialisiert.

In Ihrem Daily Business werten Sie und Ihr Team Jahresabschlüsse von Kreditnehmern aus, erstellen Immobilienwertgutachten und treffen Kreditentscheidungen oder bereiten diese für den Vorstand und/oder Aufsichtsrat vor. Hier fallen Begriffe wie Risikobeurteilung und Risikofrüherkennung. Was reizt Sie an diesen Themen besonders?

Von der Qualität der Arbeit in der Produktionsbank Aktiv hängt ein wesentlicher Teil der Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens ab.

Dabei geht es einerseits darum die potenziellen Risiken aus einer Kreditvergabe möglichst realistisch einzuschätzen, was zumindest bei größeren Kreditengagements zu unseren Aufgaben gehört, und andererseits eine ordnungsgemäße Durchführung des gesamten Kreditgeschäfts sicherzustellen.

Doch niemand von uns hat eine Glaskugel und wir erleben aktuell wie schnell sich eine scheinbar stabile wirtschaftliche Lage verändern kann. Aus diesem Grund ist es mindestens genauso wichtig neue oder sich verschärfende Risiken so früh wie möglich zu erkennen und, sofern keine Überleitung an unsere Sanierungsspezialisten erfolgt, mit dem Kunden Maßnahmen zu entwickeln, um die Lage wieder zu stabilisieren.

Dabei geht es nicht nur darum den finanziellen Schaden für uns als Bank so klein wie möglich zu halten, sondern auch darum unsere Kunden in dieser Phase gut zu begleiten.

Im Gespräch mit BeraterInnen fällt oft der Hinweis, dass die Digitalisierung, insbesondere bei Kreditverträgen, mehr als wünschenswert wäre. Dieser Bereich ist meist sehr papierlastig, auch für  KundInnen. Was wünschen Sie sich hier?

Vieles kann schon heute digital weitergeleitet werden, z.B. Unterlagen zu den geplanten Investitionen, Immobilien und/oder wirtschaftlichen Verhältnissen.

In Teilen wird bereits auf Verträge verzichtet und teilweise können die KundInnen sich Limite und Kredite über das Onlinebanking selbst verschaffen.

Bisher sind jedoch alle Verträge zu Krediten und Sicherheiten, die durch uns bearbeitet werden, papierhaft.

Jedes Stück Papier, das nicht mehr produziert und weiterverarbeitet werden muss, ist gut. Wann wir aber durchgehend zu digitalen Dokumenten kommen, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen.

Was empfehlen Sie jungen KollegInnen, die erwägen auch Führungskraft zu werden? Welche Eigenschaften haben Ihnen geholfen?

Als Führungskraft muss man Spaß daran haben mit Menschen zu kommunizieren und mit ihnen gemeinsam gestalten zu wollen.

Man sollte in der Lage sein zu Themen, Situationen und auch zu sich selbst immer wieder mal einen anderen Blickwinkel einzunehmen.

Darüber hinaus halte ich es für wichtig der Problemlösung einen hohen Stellenwert einzuräumen. Frei nach dem Motto:  Der Optimist findet zu jedem Problem eine Lösung und der Pessimist zu jeder Lösung ein Problem.

Als Führungskraft muss mir immer bewusst sein, dass ich nur mit meinem Team zu guten Leistungen kommen kann. Ich bin Teil des Teams.

Nun hat das Bankwesen (noch) mehr männliche als weibliche Führungskräfte. Was glauben Sie unterscheidet Sie als weibliche Teamleiterin von Ihren männlichen Kollegen? Gibt es überhaupt Unterschiede?

Der größte Unterschied ist meines Erachtens die Art der Kommunikation und der Problemlösung.

Frauen reden eher über Probleme, um zu Lösungen zu kommen und so wird das Team automatisch beteiligt. Andere Ansichten können dabei gut berücksichtigt werden.

Männer gehen zur Problemlösung eher in den Keller und präsentieren anschließend ihr Ergebnis, häufig ohne andere Sichtweisen einzuholen oder zu berücksichtigen.

Gleichzeitig ist es aber eine Herausforderung bei aller Kompromissbereitschaft die eigene Klarheit nicht zu verlieren. Denn es gibt selbstverständlich Situationen, in denen ein Kompromiss nicht in Frage kommt. Als Frau wird man heutzutage dann gefühlt noch häufiger in Frage gestellt als die männlichen Kollegen. Hier spreche ich allerdings eher über Situationen mit Führungskräften untereinander, weniger in Bezug auf mein Team.

 

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel.

Fragen an Katja Lewalter-Düssel

Fragen an Katja Lewalter-Düssel

Mitglied des Vorstandes Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V.

Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin, Diplom-Betriebswirtin

Frau Lewalter-Düssel, seit 2022 sind Sie Mitglied des Vorstandes beim Genossenschaftsverband und waren zuletzt im April bei unserer Vertreterversammlung in Koblenz zu Gast. Was sind hier Ihre Schwerpunkte als Vorstandsmitglied?

Bei der Vertreterversammlung hatte ich eine repräsentative Aufgabe. Das heißt, dass ich dort den Verband und unser Prüfungsergebnis vertrete, was ein Kernstück unserer Aufgaben im genossenschaftlichen Prüfungsverband ist. Natürlich ist dies auch eine schöne Gelegenheit, den Bankenvorstand und den Aufsichtsrat zu treffen und die Prüfungssaison abzuschließen. Darüber hinaus werden bei solchen Veranstaltungen auch häufig Vorstände verabschiedet oder Ehrungen durch uns vorgenommen.

Als Prüfungsvorständin verantworte ich im Genossenschaftsverband die Prüfung und Betreuung der uns angeschlossenen Kreditgenossenschaften in den Regionen Saarland, Hessen, NRW und Rheinland-Pfalz und darüber hinaus die Bereiche IT und Grundsatzfragen.

Sie sind die erste Frau im Vorstand des Verbandes. Wie stehen Sie zum Thema Frauenquote in Deutschland?

In Bezug auf die Frauenquote in Deutschland bin ich grundsätzlich positiv eingestellt, aber ich sehe dies nur als einen Teil einer breiteren Bemühung zur Förderung von Diversität. Diverse Unternehmensstrukturen sind kein Selbstzweck. Es ist erwiesen, dass diese Unternehmen besser performen. Daher ist es klar, dass es auch der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. anstrebt, seine Diversität und damit natürlich auch seine Frauenquote zu erhöhen.

Sie sind eine wahre Finanzexpertin – Sie haben bereits zum Schwerpunkt Bankwesen studiert, sind Steuerberaterin, Wirtschaftsprüferin und betreuen heute u.a. die Bereiche Prüfung, IT und Grundsatzfragen. Wie ist Ihr Interesse gegenüber diesen Bereichen eigentlich entstanden, sind Sie einfach ein Zahlenmensch?

Ursprünglich hatte ich eigentlich über ein Studium der Psychologie und Kunstgeschichte nachgedacht, aber wie so oft spielt das eigene Umfeld bei wichtigen Entscheidungen im Leben auch eine große Rolle. So habe ich stattdessen ein duales Studium bei der Deutschen Bank angefangen. Ich mochte aber die neue Herausforderung, die damit vor mir lag.

Und daher möchte ich - insbesondere Frauen - dazu ermutigen, sich selbst auch einmal ins „kalte Wasser“ zu schmeißen: Denn wer sich erst einmal aktiv mit Zahlen und Finanzen beschäftigt, wird merken, wie spannend dieses Umfeld sein kann. Und so wuchs mein Interesse an diesen Themen im Laufe meiner beruflichen Laufbahn auch immer weiter an.

Nachdem ich zum Verband gewechselt bin, habe ich zunächst das Steuerberater- und dann das Wirtschaftsprüferexamen abgeschlossen. Letzen Endes spielt aber auch in meiner Funktion als Vorständin die Psychologie eine große Rolle, da ich täglich mit verschiedenen Menschen und Charakteren arbeite. Das ist sehr spannend und herausfordernd – ich habe also für mich eine gute Mischung aus beiden Welten gefunden.

Beim Genossenschaftsverband gibt es z. B. für Frauen das Woman up! Programm. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe, warum Frauen zwar oft die Mehrheit der Mitarbeitenden der VR Banken darstellen, aber die Führungsetagen stark männlich besetzt sind? Was braucht es (oder was benötigen die Frauen), um auch die Vorstandsbereiche diverser zu besetzen?

Die geringe Präsenz von Frauen in Führungspositionen bei VR Banken kann teilweise auf die traditionelle Rollenverteilung bei der Kindererziehung zurückgeführt werden. Auch heute ist es oft noch so, dass Frauen immer noch stärker in der Kindererziehung involviert sind. Dies wird darüber hinaus von dem Problem verstärkt, dass die öffentliche Kinderbetreuung, besonders bei Kindern bis 3 Jahren, nicht ausreichend organisiert ist.
Die Herausforderung von mangelnden KiTa-Plätzen und frühen Schließzeiten sind für eine Führungskraft oftmals schwierig zu meistern. Hier ist Eigeninitiative gefragt, die Kinderbetreuung privat mit einer Tagesmutter oder einem Tagesvater, einem Au-Pair oder einem „FSJler“ zu organisieren. Allerdings gibt es hier sowohl bürokratische Hürden als auch ein erforderliches Maß an Flexibilität bei der Zeitplanung. Da diese Organisation oft dem weiblichen Part überlassen ist, erlangen häufig nur diejenigen Frauen beruflichen Erfolg, die das Ziel Führungskraft zu sein, priorisieren und die aufkommenden Schwierigkeiten in Kauf nehmen bzw. pragmatische Lösungen finden. Ein wesentlicher Punkt ist aber auch die Unterstützung der Familie und insbesondere des Partners und natürlich ist auch der Arbeitgeber hier gefragt.

Inzwischen bieten wir daher als Arbeitgeber für die Weiterbildung zum/zur Wirtschaftsprüfer*in auch entsprechende Workshops und Unterstützung bei der Examensvorbereitung an. Wir möchten nicht, dass sich hier besonders Frauen zwischen Karriere und Kindererziehung entscheiden müssen.

Ein weiteres Hindernis ist, dass nach wie vor die Kombination von Muttersein und Beruf gesellschaftlich nicht voll anerkannt ist. Aussagen an einem Elternabend wie „Ach, Sie gibt es ja wirklich“ oder „Was machen denn dann die Kinder, wenn du arbeitest?“ bzw.- „Dann bist du ja nie da, geht das überhaupt?“ habe ich selbst mehrfach gehört.

Mein Tipp: Selbstbewusst damit umgehen und seinen Weg gehen.

Wo sehen Sie in der Gesellschaft den größten Bedarf bei finanzieller Bildung? Inzwischen werden Meinungen lauter, dass bereits in der Schule über Schulden und Finanzen aufgeklärt werden sollte.

Diesen Bedarf kann ich auf jeden Fall bestätigen. Ich selbst war auf einem humanistischen Gymnasium, wo es keine betriebswirtschaftliche Bildung gab. Allerdings wäre diese genauso wichtig wie Geschichte, Geografie oder Allgemeinbildung. Mein Vorschlag wäre hier keinen Bereich zu priorisieren, sondern die Schwerpunkte besser zu verteilen. Dabei gehen eine gute Allgemeinbildung und finanzielles Grundwissen Hand in Hand.

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde, dazu gehört nach ESG-Kriterien auch die soziale Säule – nachhaltiges Personalmanagement, Work-Life-Balance, New Work, Talentförderung. Wie stellt sich der Genossenschaftsverband hier selbst auf und welche Schritte stehen noch bevor?

Bei uns in der Verbandsfamilie haben wir bereits viele Themen umgesetzt. Besonders New Work ist für uns sehr wichtig: Wir möchten die Vernetzung untereinander vorantreiben und haben entsprechende Arbeitsflächen geschaffen.

New Work beschränkt sich aber lange nicht nur auf die Arbeitsflächen, sondern heißt auch eigen- und selbstständiges Arbeiten. Wir unterstützen aktiv Teilzeitmodelle, was auch in die Frauenförderung hineinspielt, da dadurch Beruf und Familie besser kombinierbar sind. Darüber hinaus möchten wir zukünftig mehr Führungspositionen über das sogenannte Job- oder Desk-Sharing teilen oder die Möglichkeit geben, diese Option zu wählen.

Weiterhin wurde ein Programm zur Talentförderung ins Leben gerufen, welches neuen und/oder jungen Kolleg*innen die Gelegenheit gibt, Transformationsthemen erfolgreich zu gestalten. Daneben existieren selbstverständlich Personalentwicklungsprogramme, welche Bewerber*innen sowie langjährige Mitarbeitende bei der Entfaltung zur personellen Führung oder Expertenfunktion unterstützen.

Sie haben selbst Familie und parallel eine erfolgreiche Karriere aufgebaut. Was ist Ihr Geheimnis? Was raten Sie anderen Frauen mit ambitionierten Karriere- oder Führungswünschen, um beides vereinen zu können?

Ein Geheimnis gibt es hier nicht. Meine Devise war immer: „Dranbleiben!“. Ich hatte Ziele vor Augen und habe versucht, diese nicht zu verkrampft zu sehen. Aber dennoch stringent anzugehen.

Wichtig ist außerdem Flexibilität: Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, ist Anpassungsfähigkeit das, worauf es ankommt. Auch wenn mein Lebenslauf objektiv gesehen geradlinig aussieht, habe ich mich nie von ungeplanten Zwischenfällen aus der Ruhe bringen lassen. Trotz mancher Kritik, übermäßig fokussiert zu sein, vertraute ich auf mich.

Was ablenken kann, sind die Meinungen anderer. Hier ist es unbedingt erforderlich, sich selbst treu zu bleiben. Auf alle Fälle sollten Frauen an ihre Ziele glauben und auch Risiken eingehen!

Mich trieb beispielsweise nach ein paar Jahren in der gleichen Position die Neugier immer wieder weiter. Ich bin nicht der Typ, der sich sein ganzes Leben an derselben Stelle wohl fühlt.

Welche Eigenschaften haben Ihnen persönlich bei der Erreichung Ihrer Ziele geholfen? Was ist Ihnen besonders leicht oder schwer gefallen?

Zielstrebigkeit und ein gutes Durchhaltevermögen zählen meiner Meinung nach zu diesen Eigenschaften. In Anführungszeichen „nur Talent“ ohne Durchhaltevermögen, führt nach meiner Erfahrung meist nicht zum gewünschten Erfolg.
Schwer gefallen ist mir eher ausreichend Geduld, einschließlich mit mir selbst, zu haben. Leicht gefallen ist mir dagegen, Themen zu präsentieren und Menschen mitzunehmen. Das hat mir schon immer Spaß gemacht.

Was wünschen Sie sich für die junge Generation im Berufsleben? Was hätte Ihnen geholfen, Ziele schneller oder einfacher zu erreichen?

Ich bin sehr gespannt, welche neuen Impulse die jüngere Generation einbringen wird. Wir brauchen diese neuen Impulse für Innovationen und somit für die Weiterentwicklung unseres Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Der Weg ist nach meiner Meinung auch wesentlicher Teil von Zielen. Höhere Herausforderungen sind für mich ein Ansporn und haben dazu geführt, dass ich viele Wege überhaupt erst gegangen bin. Wenn ich z.B. nicht in einem kleinen Dorf im Taunus, weit weg von der Autobahn, aufgewachsen wäre, hätte ich vielleicht nie den Wunsch gehabt, weiterzugehen. Anreize und „nicht satt zu sein“ ist wichtig. Darum: Lasst es uns der jüngeren Generation nicht zu einfach machen, dann kommen wir auch gesamtgesellschaftlich weiter und es entstehen kreative Lösungen und Innovationen.

Herzlichen Dank für die offenen und motivierenden Antworten.

 

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel eG.

Fragen an Katharina Binz

Fragen an Katharina Binz

Staatsministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration, stellvertretende Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz

Quelle: MFFKI

Politikwissenschaftlerin und Mitglied Bündnis 90/ Die Grünen

Frau Binz, seit 2021 sind Sie Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Was gefällt Ihnen an dieser Position besonders gut?

Ganz besonders gut gefällt mir an der Position und auch am Ministerium selbst, dass es so vielfältig ist. Hier werden ganz verschiedene Themen behandelt, die fortwährend ineinandergreifen. Natürlich gibt es unterschiedliche Abteilungen, in denen Schwerpunkte verortet sind, aber die Themen sind verbunden: Speziell Frauen und Familie gehören eng zusammen. Wir sind sozusagen das Gesellschafts-Ministerium.

An der Position der Ministerien ist es wahnsinnig spannend so viel mitzugestalten: Hier wird sehr viel Fachexpertise gebündelt und mir somit sehr gut zugearbeitet. So kann ich meine Akzente setzen und natürlich dort, wo ich schon immer etwas ändern wollte, meine Schwerpunkte setzen und mich gezielt fokussieren, was mir persönlich viel Spaß bereitet.

Sie leiten das Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration – können Sie für unsere Leserinnen und Leser einmal erklären, warum es den Bedarf für ein „eigenes“ Ministerium für Frauen gibt und warum dieser Bereich in Ihrem Ministerium angesiedelt ist? Welche Schwerpunkte haben Sie sich besonders im Bereich Frauenförderung gesetzt?

Ich halte es auch im Jahr 2023 für absolut gerechtfertigt, dass es ein Frauenministerium gibt. Wir haben einen Auftrag, sowohl in der Landesverfassung als auch im Grundgesetz, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen durch den Staat mit gewissen Maßnahmen zu gewährleisten ist. Wir wissen, dass Gleichstellung, in (fast) allen gesellschaftlichen Bereichen, noch nicht erreicht ist. Wir im Ministerium setzen uns gezielt mit solchen Fragen auseinander und ich verfolge dabei das große Ziel diese Gleichstellung voranzutreiben.

Unsere zwei Schwerpunkte sind:

1. Gleichstellung im Erwerbsleben, das bedeutet die Stellung der Frau insgesamt fördern

2. Gewalt gegen Frauen bekämpfen, also Unterstützungsangebote geben und auch aktiv Prävention betreiben

Die Frauenquote wird seit Jahren diskutiert, wie ist Ihre Einstellung dazu?

Für mich als grüne Politikerin ist die Frauenquote gang und gäbe, sie wird in der Partei sehr aktiv gelebt. Wir haben eine Doppelspitze der Bundesvorsitzenden und für alle Führungspositionen, sogar bei Wahllisten gibt es Quoten.

Ich persönlich bin auch große Verfechterin der Frauenquoten, die in der Wirtschaft eingeführt wurden. Wir haben jahrelang gesehen, es ist wenig passiert in den Führungsetagen und nach wie vor gibt es zu viele gläserne Decken bzw. ungeschriebene Regeln. Diese machen es Frauen sehr schwer, auch durch bekannte traditionelle Modelle, voranzukommen, wo die Frauenquote helfen kann. Es ist wissenschaftlich belegt, dass die „kritische Masse“ bei ca. 30% Frauen in Führungspositionen liegt, ab diesem Wert ändert sich das Klima deutlich und die Kultur wird offener.

Ihr Ministerium begleitet das Mentoring Programm „Mehr Frauen an die Spitze!“. Worum geht es hier genau?

Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm für Frauen innerhalb der Landesverwaltung, eine Leistung des Landes Rheinland-Pfalz als Arbeitgeber. Seit 2009 gibt es das Programm und wird jährlich durch das Frauenministerium organisiert, ist aber für die gesamte Verwaltung ausgelegt. Jedes Jahr wird eine Gruppe ausgewählt und mit Workshops und Veranstaltungen begleitet. Kernstück ist das Mentoring-Programm, also Mentorinnen und Mentoren, die einen Mentee betreuen. Besprochen werden Entwicklungswege und persönliche Herausforderungen und Chancen. Die Gruppen werden bunt gemischt: Frauen aus dem Justizbereich oder dem Landesarchiv etc. kommen hier zusammen und tauschen sich aus.

Sie sind selbst junge Mutter. Welche Tipps haben Sie für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Natürlich ist die Vereinbarkeit immer individuell, für jede Familie, jede Partnerschaft gibt es dabei eigene Möglichkeiten und Anforderungen. Für mich sind zwei Sachen sehr wichtig:

1. Es ist ein Prozess und die Dinge ändern sich fortlaufend. „Alles ist eine Phase“ sagt man gerne und dies trifft auch auf die Vereinbarkeit zu. Ein Grundarrangement zu besitzen ist gut, aber es muss auch flexibel sein.

2. In einer Partnerschaft sollte vieles besprochen werden. Manche Punkte müssen einfach früh ausdiskutiert werden. Mein allgemeiner Eindruck ist, jeder hat etwas im Kopf und geht davon aus, der andere weiß schon, was man denkt oder einen beschäftigt. Und das ist eben oft nicht so. Da fällt mir der Begriff Mental Load ein, dabei geht es um das Organisieren von Alltagsaufgaben. Frauen sind mehr gepolt, mitzudenken und dadurch automatisch in die Rolle geraten, die Dinge auch umzusetzen.

Was ist Ihre Meinung zum Thema Finanzbildung – gibt es bei vielen Frauen in diesem Bereich Nachholbedarf? Welche Themen sind hier außerordentlich relevant? Sind dies auch Punkte, mit denen sich Ihr Ministerium beschäftigt und gibt es weitere Initiativen?

Das Thema spielt für uns auch eine große Rolle: Zum einen bei der Gleichstellung im Erwerbsleben und zum anderen ob Frauen finanziell auf eigenen Füßen stehen können.

Für mich gilt der Fokus dabei weniger auf dem Stand der Bildung, dieser ist eher gleich bei Mann und Frau. Aber ich glaube, auch hier werden teils ausgetretene Pfade beschritten. Ich denke, viele Paare wollen gleichberechtigt leben, beide wollen finanziell unabhängig sein. Aber zu einem bestimmten Zeitpunkt, meist zum Start der Familienphase, ist es für Paare überaus wichtig, sich konkrete Fragen zu stellen, sich abzusichern und Arrangements zu treffen. Langfristige Planung ist entscheidend.

Eine weitere Initiative gibt es im Haus, das Fair Pay Projekt*, worüber wir Angebote mit externen Trägern anbieten, z.B. Veranstaltungen für Frauen und dem Thema finanzieller Bildung.

In Planung ist auch eine Broschüre rund um das „Heiraten“, sozusagen als großer Einschnitt im Leben und welche Aspekte hier sowohl finanziell als auch strukturell berücksichtigt werden könnten und sollten damit Frau weiter unabhängig bleibt.

Was wünschen Sie sich für zukünftige Frauen in Führungspositionen und für die junge weibliche Generation in Rheinland-Pfalz? Wo sehen Sie die größten Hürden für Frauen und wie hilft hier z.B. das Ministerium im Besonderen?

Mich persönlich treibt das Thema Gewalt gegen Frauen dabei sehr um. Die Tatsache, dass Frauen in so vielen Situationen von Gewalt bedroht sind, muss unbedingt aufhören. Für die zukünftigen Generationen wünsche ich mir grundsätzlich mehr Sicherheit, sowohl in Beziehungen, in die man geraten kann, als auch im öffentlichen Raum.

Ich denke, dies beeinflusst auch die Tatsache, dass Frauen, die sich sicherer fühlen, auch selbstbewusster auftreten und so ihren Weg selbstsicherer beschreiten können.

Für Frauen in Führungspositionen wünsche ich mir einen respektvolleren Umgang im Job, in der Kommunikation unter allen Führungskräften oder allgemein in Behandlungen in Meetings. Frauen sollten für das gesehen werden, was sie sind und mitbringen, nämlich Expertinnen mit hoher Fachkompetenz und hervorragenden Perspektiven. Ich wünsche mir weniger Hürden und mehr Offenheit.

Welche persönlichen Stärken haben Ihnen bei der Ausführung Ihrer Rolle als Staatsministerin bis heute geholfen? Was unternehmen Sie, um wieder Kraft zu tanken?

Die Frage ist für mich nicht ganz einfach zu beantworten (lacht).

Wenn ich etwas zurückblicke zu den Anfängen meiner politischen Karriere, war mir nicht zu jedem Zeitpunkt klar, auf was genau ich mich einlasse, daher lautet die Antwort auf die Frage:

Den Mut zu haben, ins kalte Wasser zu springen.

Manchmal muss man zu sich selbst sagen: „So, ich mach das jetzt einfach mal und wenn es halt schief geht, geht es eben schief.“ Frauen haben die Tendenz eher fünffach über alles nachzudenken, davon würde ich mich auch nicht freisprechen, dennoch „Einfach mal machen“ ist mein Tipp.

Und bei der täglichen Arbeit ist es schwierig schnell Kraft zu tanken, das Amt einer Ministerin ist einfach sehr stressig, das muss man auch in Kauf nehmen, daher sind im Tagesgeschäft kurze Spaziergänge eher selten machbar. Die Bereitschaft viel zu arbeiten, sollte schon vorhanden sein.

Was ich für mich aber gelernt habe: Pausen sind sehr wichtig und Urlaub machen unbedingt notwendig.

Welche Begegnungen bzw. Erfolge, welche beruflichen, vielleicht auch schwierigen Aufgaben bleiben Ihnen in Ihrem Werdegang besonders in Erinnerung?

Da gibt es tatsächlich ganz viele Begegnungen. Was mich ausgesprochen fasziniert, sind die vielen engagierten Menschen in Rheinland-Pfalz, oft nicht nur die Personen, in wichtigen Ämtern und Funktionen, sondern die vielen Ehrenamtler und SozialabeiterInnen, die kleine Einrichtungen betreiben, mit anpacken und Dinge unternehmen, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht immer optimal sind. Solche Begegnungen sind für mich sehr motivierend und ermutigend.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im (Berufs-)Leben von Frauen?

Ich wünsche mir für Frauen, dass sie ihre Stärken besser erkennen und sich mehr trauen, ausgetretene Pfade zu verlassen, also aus ihrer Komfortzone herauskommen. Insgesamt wichtig, um aus diesen festgezurrten Rollen herauszutreten, ist es, neue Dinge auszuprobieren und Risiken einzugehen, besonders für sich selbst.

 

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel eG.

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Weiterführende Links

*https://www.arbeit-und-leben.de/projekte/fair-pay-in-rheinland-pfalz

Fragen an Frau Marina Schwarz

Fragen an Frau Marina Schwarz

Unternehmerin und Organisationsberaterin, seit 2019 selbstständig

Mitglied des Business Power Netzwerkes in der Vulkaneifel und Siegerin des Zukunftspreises Heimat 2023 in der Kategorie "Frauenförderung"

Liebe Marina, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung des Zukunftspreises Heimat 2023 im Juni für das Business Power Netzwerk, welches von vier selbstständigen Unternehmerinnen in der Eifel gegründet wurde. Wie war denn euer Abend, war es eine gelungene Überraschung?

Wir haben uns sehr über die Auszeichnung gefreut und planen bereits die Verwendung des Preisgeldes für ein Barcamp in der Region. Dabei schauen wir gerade nach Terminen, nach weiteren Interessierten und finden es toll, die Region so zukunftsweisend mitzugestalten.

Auf deiner Website beschreibst du, dass du verschiedene berufliche Stationen durchlaufen hast, bevor du für dich die Selbstständigkeit gewählt hast und nun als Organisationsberaterin tätig bist. Was hast du zuvor gemacht und was bewegte dich dazu den Sprung als Unternehmerin zu wagen?

Ich bin ausgebildete Diplom-Verwaltungswirtin, habe also die Ausbildung im öffentlichen Dienst absolviert und dort einige Jahre, auch als Führungskraft, gearbeitet. Anschließend bin ich in die Privatwirtschaft gewechselt und war dort einige Zeit tätig. Der Hauptgrund, warum ich heute selbstständig bin ist, dass ich lieber projektbezogen und flexibel arbeite. Ich kann dabei in meiner Beratung den Blick von außen mitbringen und bin so unabhängiger, weil ich externe Expertise mitbringe, die bei Organisationen intern manchmal nicht so differenziert und neutral vorhanden ist.

In was für Situationen entscheiden sich Organisationen dazu, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Das sind ganz unterschiedliche Gründe, manchmal ist es eine Krise von innen oder außen, wie die Corona Pandemie oder bei internen Herausforderungen haben wichtige Beschäftigte oder Führungskräfte das Unternehmen verlassen, gehen z.B. in Rente. Manchmal haben sich über Jahre Dinge angestaut: Starkes Umsatzwachstum und die Strukturen konnten in dieser Geschwindigkeit nicht mithalten.

Aber auch der Fachkräftemangel spielt eine wesentliche Rolle, Themen rund um Personalmanagement, das Erstellen eines Leitbildes, einer Führungskultur etc. die Punkte sind vielfältig.

Wie reagieren die meisten Kunden, wenn es um Veränderungen innerhalb ihres Betriebes geht? Wo setzt du an?

Meist kommt die Geschäftsleitung auf mich zu und wünscht sich eine Veränderung. Es gibt immer Menschen, die sind begeistert von Veränderungen und natürlich gibt es auch solche, die keine möchten. Wichtig ist, alle mit einzubeziehen und mit den Personen zu sprechen, die betroffen sind und am Ende die neuen Themen mittragen müssen und sollen. Dabei sind nicht nur Führungskräfte und Geschäftsleitung involviert, sondern auch die relevanten Mitarbeitenden. Ich komme nicht in Organisationen, um alles auf Links zu drehen, sondern ermögliche, dass die Veränderung von jedem mitgestaltet werden kann. Mich interessieren dabei weniger der Umsatz des letzten Quartals als die Prozesse und Strukturen, die optimiert werden.

Meist suche ich nach einigen Monaten ein Feedbackgespräch wie der Prozess läuft und wo noch Ansätze zur Verbesserung sein können. Ohnehin bin ich die ganze Zeit erreichbar und betreue jedes Projekt sehr eng.

Als Beraterin hast du mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. Gab es da die ein oder andere Erfahrung, die besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Tatsächlich bleiben mir insbesondere die Personen im Gedächtnis, die anfangs eher ablehnend gegenüber mir oder neuen Ideen standen und am Ende sagen: „Ich bin heute total froh und hätte nie gedacht, dass sich so eine positive Entwicklung zeigen kann“. Also eben solche Skeptiker, die ich am Ende überzeugen konnte, das ist für mich Balsam für die Seele.

Was gefällt dir am besten an der Selbstständigkeit?

Ich kann sehr selbstbestimmt arbeiten und mir (glücklicherweise) die Aufträge aussuchen. Manchmal passen meine Ansätze nicht zum Unternehmen oder zum Projekt und so kann ich mich bewusst fokussieren, auch bei Fortbildungen oder spannenden neuen Themen. Was mir noch so wahnsinnig gut an der Selbstständigkeit gefällt: Die Abwechslung! Ich mag es total, Einblick in unterschiedliche Branchen zu gewinnen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken und immer wieder etwas Neues zu lernen. Das bewahrt mich auch davor, irgendwann alles nach Schema F abzuspulen, weil man jahrelang das Gleiche macht.

Als selbstständige Person, fällt es dir da manchmal schwer von der Arbeit wegzukommen? Was gehört zu einem guten Selbstmanagement?

Wenn ich im Flow arbeite, vergesse ich komplett die Zeit und merke wie viel Spaß mir die Arbeit macht. Ich definiere mich aber nicht nur komplett über meinen Beruf, sondern genieße auch Dinge wie Sport treiben, in die Natur gehen oder meine Freunde treffen. Das ist schon wichtig, dass es auch neben dem Beruf Dinge gibt, die ich gerne und regelmäßig mache.

Wann hast du gegründet und wie ist der Gründungsprozess verlaufen?

2020 bin ich an den Markt gegangen und habe mich um Netzwerk und Kontakte gekümmert. Im März ist dann durch die Corona-Krise alles zurückgefahren worden. Dabei wurde schnell klar, die Einbindung von Externen, Erteilung neuer Aufträge und Bereitschaft zu Veränderungen wurden massiv in Organisationen zurückgefahren.

Da ich nun in der Eifel nicht gerade nah an Großstädten bin, haben sich für mich durch die Remote-Arbeit viele Chancen ergeben, was sehr spannend ist. Für meine Selbstständigkeit ist diese digitale Transformation natürlich super, so kann ich effektiver mit den Unternehmen arbeiten und es spart auch Reisekosten und -zeit bei den einzelnen Aufträgen. Dies ersetzt aber nicht immer persönliche Meetings oder Workshops in Präsenz. Besonders in Produktionsstätten bin ich gerne vor Ort und spreche mit Mitarbeitenden.

Im Rahmen deiner Tätigkeiten hast du dich mit drei weiteren Unternehmerinnen zusammengeschlossen und das sogenannte Business Power Netzwerk gegründet.
Wie kam es zur Gründung und was ist das Ziel des Netzwerks?

Der Impuls kam damals von außen, ob wir vier Gründerinnen nicht sehr gut zusammenpassen würden, so haben wir uns dann ausgetauscht, um Unternehmen ein gut abgerundetes Beratungsangebot bieten zu können. Im beruflichen Alltag tauchen immer wieder Fragen zu anderen Themen wie Marketing oder Coaching auf, wo wir dann auf dem kurzen Dienstweg jemanden empfehlen können. Der Austausch miteinander ist für uns ebenso wichtig, wir treffen uns regelmäßig und verstehen uns auch sehr gut. Wir sind alle Selbstständige und sprechen über Herausforderungen, unser Motto ist „Alleine ist man stark, gemeinsam unschlagbar“ und daran glauben wir auch fest, dass Kooperationen immens helfen.

Denkbar ist, das Netzwerk zu erweitern oder eben ein Barcamp durchzuführen. Dass wir alle Frauen sind, war mehr Zufall und muss auch nicht so bleiben😊

Was würdest du angehenden UnternehmerInnen raten, welche kurz davor sind sich selbstständig zu machen? Was hat dir damals besonders geholfen?

Was mir sehr geholfen hat ist die Unterstützung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel, in meinem Fall war es Angelika Gerhartz, die mir viele Tipps gegeben hat. Es gab einen Austausch für GründererInnen sich zu vernetzen, ein Beratungsangebot und einen Website Check. Entscheidend war für mich ein Netzwerk aufzubauen, besonders mit Selbstständigen, die schon mehr Erfahrung haben: Alle Fragen zu stellen, sei es zum ersten Angebot, was man verschicken möchte oder hilfreiche Coachingtipps, das hilft mir dabei sehr.

Als Angestellte haben mir früher weibliche Vorbilder gefehlt, an denen ich mich orientieren konnte. Diese Kontakte bekomme ich nun in diversen Plattformen.

Was ich zu Anfang der Gründung habe lernen müssen, der Erfolg ist keine steile Kurve, sondern es geht mal aufwärts und mal abwärts. Wenn es aufwärts geht und ich Ziele erreicht habe oder ein Auftrag super lief, dann wird auch gefeiert, gerne mit anderen, das ist ganz wichtig!

Was denkst du, sind die besten Mittel um sich als UnternehmerIn zu vernetzen? Was brauchen GründerInnen heute, um erfolgreich zu sein?

Zum Vernetzen ist die Region sehr relevant, fachlich orientiere ich mich mehr online, um auch neue Ideen zu gewinnen. Ich frage mich dabei selbst, was ich anderen bieten kann. Das verliert man nämlich gerne aus den Augen, gerade wenn andere viel mehr Erfahrung haben. Zu merken, dass ich anderen hilfreiche Impulse geben oder sie bei etwas unterstützen kann, finde ich immer wieder inspirierend.

Was es heute braucht um erfolgreich zu sein gilt meiner Meinung nach nicht nur für die Selbstständigkeit, sondern für alle Dinge im Leben: Man muss begeistert sein, von dem was man tut. Außerdem entscheidend ist, anpassungsfähig zu sein, denn wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit, so sagt man ja. Ich bin heute sehr glücklich mit der Entscheidung und mit dem, was ich tue.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel.

Die Finanzexpertin trifft… Erika Prämassing

Die Finanzexpertin trifft… Erika Prämassing

Teamleiterin Finanzen bei der VR Bank RheinAhrEifel

Bankkauffrau, Bankfachwirtin und Bankbetriebswirt mit Schwerpunkt Bankbilanzbuchhaltung, später den Abschluss als zertifizierte Meldewesenspezialistin

Liebe Frau Prämassing, Sie sind Teamleiterin Finanzen bei der VR Bank RheinAhrEifel. Möchten Sie uns etwas über Ihren persönlichen Werdegang erzählen?

1989 habe ich meine Ausbildung als Bankkauffrau bei der Kreissparkasse Ahrweiler begonnen. Dort habe ich angefangen, weil ich vorab bei einem Praktikum gemerkt habe, dass mich Finanzen und betriebswirtschaftliche Themen sehr interessieren.

Nach meiner Ausbildung hat es mich aber gereizt, ins Ausland zu gehen. Deshalb war ich in England und Frankreich und habe dort als Au-pair gearbeitet und meine englischen und französischen Sprachkenntnisse ausgebaut. In dieser Zeit habe ich neben der Sprache sehr viel über mich und andere Menschen erfahren.  Man wird selbstbewusster, engagierter und anpassungsfähiger, was mich auch im späteren Berufsleben weitergebracht hat.

Zurück in Deutschland habe ich bei der PSD BANK Köln im Controlling gearbeitet und meine Abschlüsse als Bankfachwirtin und -betriebswirtin absolviert. Während meiner 15-jährigen Tätigkeit im Controlling habe ich sehr früh das Angebot bekommen, das Team Controlling zu führen. Der Bereich Controlling befand sich gerade im Aufbau und hier konnte ich die Chance nutzen, meine ersten Erfahrungen als Führungskraft zu machen. Ich bin dann über die Jahre hinweg in die neue Rolle hineingewachsen, das passiert selten von heute auf morgen. Seit 2016 bin ich Teamleiterin Finanzen bei der VR Bank.

Wann stand für Sie fest, dass Sie gerne Führungskraft werden möchten?

Nachdem ich die Führungsaufgaben im Controlling übernommen habe, habe ich gemerkt, dass es mir viel Freude bereitet, neben den Anforderungen im Fachbereich, Menschen dabei zu unterstützen, an ihrer Karriere zu arbeiten. Insbesondere die Unterstützung von jungen Menschen sowohl während als auch kurz nach ihrer Ausbildung ist aus meiner Sicht eine enorm wichtige Aufgabe. Wenn man als AusbilderIn bewusst die Weiterbildung junger Menschen unterstützt, ist das eine Bereicherung und Wertschätzung sowohl für den jungen Menschen in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung als auch für das Unternehmen selbst. Junge Menschen langfristig ans Unternehmen zu binden, ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Investitionen. Inzwischen bin ich 22 Jahre lang Führungskraft und habe große Freude daran.

Sie leiten heute ein Team von 17 Mitarbeitenden. Was macht dabei besonders viel Spaß und was würden Sie am liebsten jemand anderem überlassen?

Spaß macht es mir, wenn ich es durch meine Tätigkeit schaffe, Aufgaben optimal so zu verteilen, dass ich einerseits dem Mitarbeiter bei seiner beruflichen Weiterentwicklung geholfen habe bzw. seine Arbeitsfreude verbessern konnte und ich es andererseits geschafft habe, dabei Prozesse und Zahlen zu optimieren. Dieses Zusammenspiel treibt mich an, als Führungskraft zu arbeiten.

Nach diversen Fusionen und dem stetig wachsenden Team besteht mein Joballtag heute zu 90% aus Führungsaufgaben, das hat sich im Laufe der Jahre natürlich auch laufend weiterentwickelt. Dabei darf ich den Anschluss an die Fachthemen natürlich nicht verlieren.

Ich gebe zu, dass ich nicht gerne unpopuläre Entscheidungen oder Informationen an die Mitarbeiter weitergebe. Das fällt mir immer schwer, das im Sinne des Unternehmens zu vertreten – was manchmal auch aus unternehmenspolitischen oder betriebswirtschaftlichen Gründen sein muss. Um dann gleichzeitig zu wissen, dass die Enttäuschung groß sein wird.

Was waren anfängliche Hürden als Teamleiterin? Was mussten Sie sich vielleicht hart erarbeiten?

Mutig zu sein!

Mutig zu sein, nein zu sagen,

Mutig zu sein, seine eigene Meinung zu vertreten,

Mutig zu sein, zu sagen, das Arbeitsergebnis ist nicht ausreichend,

Mutig zu sein, Aufgaben zu delegieren.

Mutig zu sein, die Interessen des Teams auch nach oben zu vertreten.

Mutig zu sein, zuzulassen, dass man ebenso als Führungskraft auf sich achten muss und sich Zeit für private Termine nehmen darf, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen.

Ihre Funktion und die Aufgaben des Teams sind sehr anspruchsvoll: Sie unterstützen die Bank dabei, die handels- und aufsichtsrechtlichen Anforderungen zu erfüllen. Hier kommen jährlich neue Themen hinzu, es gibt laufend Anpassungen. Was reizt Sie an diesen Punkten besonders?

Ich wage mal ganz keck zu behaupten, wenn einer alle Zahlen kennt, dann sind wir das im Team Finanzen. Bei uns fließen alle Daten zusammen, es gibt keine Zahl, die wir nicht kennen. Das ist die grundsätzliche Voraussetzung, um den Job richtig gut zu machen. Alle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten werden später in der Handels- und Steuerbilanz korrekt bewertet.

Als Bilanzbuchhalter liefern wir jedoch nicht nur die Daten für den Jahresabschluss und für die Steuerbilanz - also die sogenannte „Vergangenheitsbewältigung“ -, sondern wir bieten auch mit Blick nach vorne den Entscheidern der Bank regelmäßig Informationen, z.B. in Form einer Ertragsvorausschau, die genutzt wird, um Steuerungsmaßnahmen rechtzeitig einzuleiten. Sobald jemand an einer Stellschraube drehen möchte, sind wir in der Lage, die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, aufzuzeigen.

Deshalb reizt es mich auch immer wieder, wenn man mir neue Sachverhalte vorlegt, zu prüfen, welche handels-, steuer- und aufsichtsrechtliche Anforderungen daraus abzuleiten sind.

Weiter ist es wichtig, neben einer Vielzahl von Meldungen für die Bank, die Liquiditäts- und die Eigenmittelkennziffer im Blick zu halten. Eine langjährige Berufserfahrung und ein sehr gutes Zahlenverständnis sind die Kombination, die benötigt wird, um diese Kennzahlen bewerten und steuern zu können. Dabei ist es besonders spannend, Optimierungsmöglichkeiten abzuleiten, die wirtschaftlich Vorteile bringen.

Zu Anfang des Jahres müssen Jahresabschluss und Geschäftsbericht fertiggestellt, geprüft und veröffentlicht werden. Wie behalten Sie hier einen kühlen Kopf, wenn der Druck groß ist? Wie motivieren Sie sich an stressigen Tagen?

Erfahrung und eine gute Vorbereitung sind das A und O. Das Team und auch ich, wir bereiten uns auf die herausfordernde Zeit, meist sind es drei Monate, intensiv vor. Terminplan, Aufgabenplan (wer macht was?), regelmäßig wird geprüft, ob die Aufgaben erledigt sind, so dass ich jederzeit einen guten Überblick über den Arbeitsstand habe und zeitnah gegensteuern kann.

Mein Credo ist immer: Fehler dürfen gemacht werden und bitte keine Angst, Fragen zu stellen. Damit diese Vorsätze tatsächlich gelebt werden können, ist ein guter Teamgeist die Grundvoraussetzung. Dieser Teamgeist kommt natürlich nicht über Silvester und geht dann Ostern wieder.

Das ist ein Ergebnis, das wir uns im Team über Jahre hart erarbeitet haben. So wie keiner von heute auf morgen eine Bilanz erstellen kann, entsteht dieses Miteinander auch nicht über Nacht.

Wir wissen, keiner ist allein, wir unterstützen uns gegenseitig, vertrauen untereinander und das macht uns als Team unschlagbar. Hier bin ich richtig stolz auf meine Mitarbeitenden.

Motivation: Ich stehe morgens um 6.00 Uhr auf, laufe 45 Minuten bei Dunkelheit und Kälte, höre mir dabei Gute-Laune-Musik zum Wachwerden an. Wenn ich zurück bin, bin ich frisch und gestärkt, dann kann der Tag mit all seinen Überraschungen an den Start gehen.

Was empfehlen Sie jungen Kolleginnen oder Kollegen, die erwägen auch Führungskraft zu werden? Wie kann man sich optimal vorbereiten?

Ich würde sagen, es ist wichtig, sich erstmal als Mensch auszuprobieren, sich selbst richtig kennenzulernen, damit man lernt, sich auch von der Perspektive eines anderen zu sehen.

Denn dann kann man sich besser in die Situation eines anderen hineinversetzen, um ihn besser zu unterstützen. Man sollte ein Fingerspitzengefühl dafür entwickeln, wie man die einzelnen Mitarbeitenden am besten anspricht bzw. mit ihnen umgeht. Denn jede(r) tickt anders. Deshalb gibt es nicht das eine Muster, das man lernen muss, sondern man muss sich immer wieder spontan auf neue Situationen bzw. Menschen einlassen können.

Wichtig ist es, die Ruhe zu bewahren, die Probleme im Blick zu haben, auf Fragen Antworten zu finden, wenn auch nicht direkt. Das Team spiegelt dem TeamleiterIn das ziemlich zügig wider – und dafür braucht es keinen Mitarbeiterfragebogen -, ob er/sie der/die „Richtige“ ist, also er oder sie es schafft, die Mannschaft zu führen. Das ist eigentlich die ideale Situation. Die Mitarbeitenden sind zufrieden, die Führungskraft spürt das und gleichzeitig entwickelt sich auf beiden Seiten eine gesunde Arbeitswelt.

Ganz wichtig, finde ich, ist es, dass derjenige für sich prüfen sollte, bevor er solch eine Aufgabe überhaupt annehmen möchte, ob man ein sogenannter „Menschenfreund“ ist. Mag ich jeden Typ, so wie er ist, dass ich auch in der Lage bin, relativ „objektiv“ zu führen. Dabei geht es nicht darum, ob der Mitarbeitende ein Freund oder Freundin werden könnte. Sondern die Frage, ob ich in der Lage bin, diesen Menschen so zu mögen, dass ich weiterhin mein Interesse habe, ihn bei seinen Aufgaben/Karriere zu unterstützen. Das sollte ich sicherstellen können.

Im Mai waren Sie Teilnehmerin beim Barcamp Frauen in Koblenz. Was hat Ihnen dort besonders gefallen? Warum braucht Koblenz ein eigenes Frauen Barcamp?

Erstmal hat es mich neugierig gemacht, was auf so einem Barcamp eigentlich passiert. Dann habe ich mich informiert und musste zu meiner Schande gestehen, dass ich als Dorfkind vorher noch nichts davon gehört habe. Aber dank Internet habe ich schnell meine Wissenslücke geschlossen😊

Im Barcamp hat jeder die Möglichkeit, seine Themen in einem vorgegeben Zeitrahmen zu präsentieren. Die Themen werden aufgestellt und nach einem Zeitplan in Räume verteilt. Die Teilnehmer suchen sich ihre Themen aus und treffen sich an den vorgegebenen Orten.

Um dort nicht nur als „Zuschauerin“ dabei zu sein, sondern auch aktiv mitzumachen, haben einige Kolleginnen und ich uns dazu entschieden, ein Thema vorzubereiten.

Mit dem Thema – Als Führungskraft seinen Mann stehen, dabei aber weiblich bleiben – sind wir ins Rennen gegangen.

Zunächst erzählten wir von uns und unseren Erfahrungen und später erzählten die anderen Teilnehmerinnen aus ihrer Perspektive. Eine echte Bereicherung für alle Beteiligten.

Fazit unseres Themas war, dass es nicht nur „mehr Frauen“ in den Führungsetagen braucht, sondern eine größere Diversität im Führungsstil.

Da ich schon lange als Frau Führungsaufgaben übernehme, nehme ich aktuell einen starken Wandel wahr. Das Thema Emanzipation grundsätzlich ist nicht neu, aber leider sind wir gesellschaftlich noch nicht da angekommen, von einer wirklichen Gleichberechtigung sprechen zu können, dies belegen leider weiterhin die Zahlen, auch im Bereich häuslicher Gewalt.

Aber das Thema Frauenpower und Frauen in Führungspositionen nimmt immer mehr an Fahrt an: Den Damen, die Führungsaufgaben übernehmen möchten, werden mittlerweile keine Steine mehr in den Weg gelegt, sondern beiseite geräumt. Jetzt gilt es als Frau, den freigemachten Weg selbstbewusst zu gehen.

Auch wenn es für viele gerade junge Frauen ein neuer Weg ist, Führungsaufgaben mit allen Konsequenzen zu übernehmen, glaube ich, dass weibliche Chefs zukünftig erfolgreicher sein werden denn je. Um diese gesellschaftliche Entwicklung weiter zu begleiten, braucht es zukünftig spezialisierte Institutionen so wie z.B. das „Frauen Barcamp Koblenz“.

Vielen Dank für das interessante und spannende Interview!

Das Gespräch führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel.

JOBS FOR MOMS®

Fragen an Frau Hanna Jones und Anke Hollatz

JOBS FOR MOMS® - Hanna Jones, Co-Gründerin und Geschäftsführerin, Soziologin M.A. und Anke Hollatz, Co-Gründerin und Gesellschafterin, Sozialwissenschaftlerin und Berufsberaterin bei Familie & Beruf e.V.

Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung des Zukunftspreises Heimat 2023. Wie überrascht wart ihr an diesem Abend?

Hanna: Wir haben uns sehr über die Einladung zur Abendveranstaltung gefreut und die Chance genutzt, unser Team mitzubringen. Wir hatten einen tollen Abend und wussten vorher natürlich nichts von der Auszeichnung! Wir haben uns ebenfalls sehr für die zwei anderen Initiativen gefreut, die geehrt wurden und sich wie wir für Chancengleichheit und Frauenförderung einsetzen. Ich finde es super, dass dieses weibliche Potential an einem solchen Abend so sichtbar gemacht wird.

Anke: Besonders hervorzuheben ist dabei, dass es sich um einen regionalen Preis handelt. Wir finden dies sehr gut und haben es auch zuletzt so erlebt, dass uns unsere regionalen PartnerInnen sehr unterstützen. Die Sichtbarkeit von weiblichen Role Models ist ein sehr entscheidender Punkt für Bewerberinnen, Fachkräfte-Frauen und Unternehmen und dies ist ein positives Zeichen von Familienbewusstsein hier in der Gegend.

2022 habt ihr JOBS FOR MOMS® gegründet. Worum geht es hier genau? Was ist die Grundidee?

Hanna: Im Februar 2020 haben wir uns im Rahmen eines Beratungsgespräches kennengelernt. Damals stand für mich die Entscheidung aus, ob ich die Idee JOBS FOR MOMS® weiterverfolge oder aufgrund von Zeitmangel mit Job und drei Kindern ad acta legen muss. Dieses Gespräch war der Beginn unserer geschäftlichen Partnerschaft und Freundschaft und seitdem arbeiten wir jede freie Minute gemeinsam an der Umsetzung.

Die Idee ist, Fachkräfte-Mütter und familienbewusste ArbeiterInnen zueinander zu bringen, indem wir Unternehmen und deren Stellenanzeigen sichtbar für die Zielgruppe machen. Dabei braucht es für ArbeitgeberInnen gewisse Vorbereitung, Fachkräfte-Mütter wahrzunehmen und zu unterstützen. Darüber hinaus gibt es Beratungs- und bald auch Fortbildungsangebote für Unternehmen und auch wertvolle Angebote unserer NetzwerkpartnerInnen für Fachkräfte. Einfach Mehrwert für alle.

Mütter werden als Fachkräfte meist verkannt, denn der Karriereknick nach dem ersten Kind ist nach wie vor sehr weiblich. Unsere NetzwerkpartnerInnen beraten Frauen auch schon vor der Familienplanungs-Frage. Gemeinsam bauen wir strukturelle Hürden ab, damit sich Frauen im Unternehmen weiterentwickeln können und eine Mitarbeiterbindung stattfinden kann. Dazu verknüpfen wir zwei Themen:

1. Fachkräfte-Mütter akquirieren und binden

2. Einbindung von Care-Arbeit. Dies betrifft Frauen nämlich oft ein Leben lang (erst bei den Kindern, später bei den Angehörigen).

Anke: Grundsätzlich melden sich Frauen in allen Lebensphasen, sie nutzen uns dabei als AnsprechpartnerInnen und als geschützten Rahmen, um im ganzheitlichen Ansatz über berufliche Entwicklung nachzudenken. Hier berücksichtigen wir das Gesamtbild, oft sind Frauen erschöpft, besonders nach der Coronazeit: Nach der Zeit im Job beginnt die 2. Schicht, wenn die Mütter nach Hause kommen. Die Zeit für Regeneration ist häufig knapp. Hier spielt auch der Fachkräftemangel mit hinein, wenn Mitarbeitende im Team fehlen, muss dies noch mit abgefangen werden.

In meiner Rolle als Beraterin bei Neue Kompetenz - Familie & Beruf e.V. habe ich täglich mit den Problematiken zu tun, die sich für Frauen durch den Spagat zwischen Job & Familienleben ergeben. Als unabhängige Erstanlaufstelle bieten wir Frauen ein vertrauliches Setting, um in professioneller Begleitung ressourcenorientierte Lösungen zu entwickeln. JOBS FOR MOMS® erweitert dieses Spektrum und engagiert sich für die Überwindung struktureller Hürden und alter Denkmuster. Als Expertinnen & Speakerinnen werden wir zu entsprechenden Fachveranstaltungen eingeladen und freuen uns über die breite positive Resonanz!

Parallel warst du, Hanna, noch persönliche Referentin für den Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, David Langner. In diesem Jahr gehst du Vollzeit in die Selbstständigkeit. Was schätzt du dabei besonders am Unternehmertum?

Hanna: Ich schätze besonders die Gestaltungsfreiheit. Ich habe Soziologie, Ethnologie und Pädagogik studiert und schon immer mit dem Wunsch, das Miteinander zum Besseren zu verändern. Bislang konnte ich dies als Angestellte und auch als Führungskraft in meinen Jobs nicht so entfalten, wie ich mir das gewünscht habe. Selbst entscheiden zu können, wie, wann und wo ich arbeiten möchte, ist für mich eine wertvolle Chance, um Familie und Beruf glücklich miteinander zu verbinden.

Für mich ist JOBS FOR MOMS® mehr als eine Herzensangelegenheit, wir verfolgen hier eine Vision, an deren Ende es allen besser gehen soll. Alles gemeinsam zu leisten: Im Nebenerwerb zu gründen, in Anstellung arbeiten zu gehen, Familienmanagement… da fällt es schwer den Fokus auf das Unternehmen zu richten. Daher entschied ich mich für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Finanziell hatte ich noch das Glück, das Gründungsstipendium Rheinland-Pfalz zu gewinnen und dort unterstützt zu werden, auch organisatorisch hat dies sehr geholfen.

Anke, du bist Beraterin und Leiterin des Bereiches Bildung bei Familie & Beruf e.V., einer gemeinnützigen Organisation. Wie gestaltest du deine Tätigkeit bei JOBS FOR MOMS®?

Anke: Ich arbeite weiterhin in Vollzeit als Beraterin und ich schätze diese Arbeit sehr: Zum einen die Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit und zum anderen für die Zielgruppe der Frauen, direkte Angebote bereitzuhalten: Weiterbildungen, Veranstaltungen, Workshops etc. Dies bereitet im Grunde alles vor für die Arbeit bei JOBS FOR MOMS®. Dort bin ich weniger im Tagesgeschäft eingebunden, sondern mehr als strategische und beratende Partnerin.

Hanna: Daneben steht uns noch ein Team aus hochkarätigen Fachkräften zur Seite, die vor etwa 1,5 Jahren pro bono mit uns gestartet sind. Inzwischen arbeiten sie als FreelancerInnen und Mitarbeitende mit uns. Wir sind mittlerweile 13 Team-Mitglieder, die alle für die Vision von JOBS FOR MOMS® brennen.

Anke: Dabei ist vieles im Umbruch: Im Bereich Nachhaltigkeit, in der Sprache, die wir verwenden, im Miteinander. Es sind sehr spannende Zeiten.

Wie verlief die Gründung? Gab es Hindernisse oder hattet ihr vielleicht einen Mentor bzw. Unterstützer?

Hanna: Wir hatten das große Glück, dass wir (Anke und ich) uns kennengelernt haben und als Generationentandem gründen konnten, was für mich von Anfang an absolut entscheidend war. Ich wäre eventuell allein nicht so weit gekommen oder hätte nie gegründet, wenn wir uns nicht so unterstützen und pushen würden. Hier meine klare Empfehlung an alle Frauen: Wenn es einen Gründungsgedanken gibt, macht es Sinn zu überlegen, sich mit anderen zusammenzuschließen! Meine zweite Empfehlung ist, sich ExpertInnen zu suchen und beraten zu lassen, und zwar in verschiedenen Bereichen. Ich konnte über Familie & Beruf e.V. die Business-Werkstatt besuchen, eine Seminarreihe, die Frauen bei der Gründung unterstützt.

Außerdem haben wir wundervolle Business Angels, die uns helfen. Wir zwei decken nicht alle Fachbereiche ab und suchen gezielt Beratungen und Coachings, um uns weiterzuentwickeln.

Anke: Mit dem Gewinn des Region56plus Awards war ein Mentoring Angebot verknüpft, was ebenfalls sehr wertvoll war. Hier hatten wir in Workshops und Fachgesprächen zahlreiche UnterstützerInnen, die uns weiter gepusht haben. Fragen wie „Sollen wir wirklich so groß denken wie uns hier empfohlen wird…?“ haben uns bei der Reflexion sehr geholfen.

Hanna: Dabei ist eine Gründung auch eine Reise zu sich selbst: Oft sind Frauen sozialisiert, vorsichtig und zurückhaltend zu sein. Wir suchen vielleicht eher den sicheren Hafen und haben nun gelernt, uns auch mal aus dem Fenster zu lehnen und Herausforderungen anzunehmen.

Anke: Wir sind sogar mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums nach Helsinki zur SLUSH (internationale Startup-Messe) gereist und haben dort JOBS FOR MOMS® vor internationalem Publikum präsentiert. Man braucht dazu ein wenig Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, eine offene Fehlerkultur und den Mut einfach loszulegen!

Was ist eure Empfehlung für junge Gründer und Gründerinnen oder welche, die es werden wollen?

Hanna: Glaubt an euch und an eure Ideen und sucht euch MitstreiterInnen!! Dabei nicht im stillen Kämmerlein sitzen, sondern rausgehen und schauen, was der Markt braucht. Experimentieren, testen, austauschen, evaluieren und dann wieder alles von vorne.

Anke: Und nicht den Zeitpunkt abwarten, an dem etwas perfekt ist.

Was zeichnet euch als Unternehmerinnen besonders aus? Was tut ihr, um einen kühlen Kopf zu behalten oder was macht ihr, wenn es mal nicht rund läuft?

Hanna: Ich gehe dann zu Anke 😊.

Anke: Und ich gehe vorher in den Wald 😊. Ich brauche Zeiten, in denen ich nicht spreche und nicht zuhöre, weil mein Job daraus besteht. Außerdem schreibe ich für mich und schätze ebenfalls den Austausch mit Hanna sehr. Ich bin verheiratet und inzwischen Oma, das erdet mich sehr und hilft wieder aufzutanken.

Wir nehmen uns 1–2mal im Jahr eine Klausurenphase, wo wir uns sozusagen isolieren und im Hotel den aktuellen Stand reflektieren und analysieren.

Hanna: Meine Familie ist meine größte Stütze und sie haben von Anfang an an die Idee geglaubt. Selbst mein Ältester hat inzwischen Vorschläge, Dinge zu optimieren, z.B. an der Website oder beim Social-Media-Auftritt. Ich weiß dies sehr zu schätzen, weil sie mich ja auch als Person entbehren müssen, wenn ich mich um JOBS FOR MOMS® kümmere. Außerdem bin ich ein Meer-Mensch, dort geht es mir immer sehr gut. Hier finde ich den Weitblick, den ich brauche und mein Kopf leert sich sozusagen mit jedem Wellengang. Der Job ist ja sehr kopfgesteuert, da braucht es Ausgleich für die Seele.

Wir stoßen auch gemeinsam auf erreichte Ziele an – oder eben auch darauf, wenn etwas schiefgelaufen ist, das gehört unbedingt dazu! 😊

JOB FOR MOMS® vereint Unternehmen, qualifizierte Mütter (Fachkräfte) und ein umfassendes Angebot aus den Bereichen Coaching, Orientierung und Qualifizierung.  Warum benötigen Mütter eine eigene Plattform?

Anke: Frauen werden von den Strukturen oft behindert, daher ja, benötigen Frauen eine eigene Plattform, und zwar eine solche, die der Sensibilisierung dient, und zwar aller Beteiligtem am Arbeitsplatz. Und wenn es uns gelingt, hier in der Region gute Arbeit zu leisten, dann ist es unser langfristiger Wunsch, dass es eine eigene Plattform eines Tages nicht mehr geben muss. Wir möchten familienbewusste Unternehmen sichtbar machen, denn hier hat auch ein Prozess begonnen. Wir als JOBS FOR MOMS® stellen dabei gewisse Fragen und schauen darauf, was perspektivisch geändert werden kann und allen hilft.

Hanna: Wir werden in Zukunft ohne diese Expertinnen auf dem Arbeitsmarkt gar nicht auskommen. Was wir uns wünschen, ist ein offenes Mindset, sowohl von ArbeitgeberInnen als auch von der Gesellschaft.

Zuletzt haben wir auch Karrieremessen besucht, uns dort vorgestellt und sind sehr berührt von den Erlebnissen und Geschichten der Mütter, die wir kennengelernt haben und die nun froh sind, nicht mehr allein diesen Weg gehen zu müssen.

Anke: Dabei stelle ich fest, oftmals kommt von Frauen die Frage, welche Unternehmen denn als besonders familienfreundlich auftreten. Dies ist ein wichtiger Faktor bei der Auswahl eines Jobs für Frauen: Sind es nachhaltige Unternehmen mit einer sinnhaften Aufgabe oder ökologischen Produkten? Hier spielen Faktoren wie Authentizität eine wichtige Rolle.

Was wünscht ihr euch für Mütter im Berufsleben in den nächsten Jahren? Wo muss sich etwas verbessern?

Hanna: Wir wünschen uns, dass die strukturellen Hürden gesamtgesellschaftlich so abgebaut werden, damit Mütter ihr volles Potenzial in allen Lebensbereichen entfalten können.

Anke: Ein schöner Satz, dem ist nichts hinzuzufügen.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin der VR Bank RheinAhrEifel.

Fragen an Julia Winnekes

Fragen an Julia Winnekes, Expertin im Bereich Organisation der VR Bank RheinAhrEifel

Bachelor of Arts der Universität zu Köln

Liebe Julia, du hast dieses Jahr die Fusion der Volksbank in Koblenz und der VR Bank in Neuwied intensiv begleitet und organisiert. Was war besonders spannend, welche Aufgaben sind noch nicht abgeschlossen?

Dies war meine erste Fusion, daher war alles neu und spannend. Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie unterschiedliche Erfahrungen, Arbeitsweisen und Meinungen aufeinandertreffen, für die eine gemeinsame und zufriedenstellende Lösung gefunden werden musste. Zu sehen, wie arbeitet die andere Bank und welche Möglichkeiten und Chancen bieten sich Systeme zusammenzuführen. Stand heute sind fast alle Aufgaben abgeschlossen und erledigt. Lediglich die letzten Feinarbeiten sind noch zu machen.

Es wurde eine Datenbank genutzt, in der Termine, Fristen und Aufgaben aufgeführt waren. Die auch sehr transparent für alle Mitarbeitenden gehalten wurde. Wir wurden dabei auch von einem Kollegen und einer Kollegin vom Rechenzentrum begleitet, die alles koordiniert und angeleitet haben.

Was reizt dich grundsätzlich am Bereich Organisation? Welche Projekte begleitest du, wenn du nicht gerade eine Fusion planst?

Der Bereich der Bankorganisation ist sehr vielfältig, da immer wieder neue Themen aufkommen und alle bankbetrieblichen Fäden hier zusammenlaufen. Vor allem der ständige Kontakt und Austausch mit den Abteilungen gefällt mir sehr gut. Ich weiß dabei anfangs nicht immer was mich erwartet. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen erarbeiten wir dann Lösungen im Team.

Bisher war ich im Bereich des Prozessmanagements tätig. Meine Hauptaufgaben sind dabei: Kompetenzverwaltung, Berechtigungsmanagement und Mitwirkung bei allgemeinen nachgelagerten Kontrollen.

Hierbei geht es um die Umsetzung gesetzlicher und bankaufsichtsrechtlicher Anforderungen, der Begleitung von in- und externen Prüfungen und die Umsetzung der resultierenden Maßnahmen. Teilweise entwickle ich auch Geschäftsprozesse mit und dokumentiere diese für die Fachbereiche in der Aufbau- und Ablauforganisation. Außerdem betreue und optimiere ich verschiedene Anwendungen im Kernbankensystem und auf weiteren Plattformen oder helfe bei der Umsetzung der technischen Banksteuerung.

Perspektivisch werden die Aufgaben wohl spezifischer werden, weil unser Team durch die Fusion größer wird.

Welche Vorteile hat eine große Bank gegenüber einer kleineren Bank?

Hier kann eine Vielzahl von Themen aufgezählt werden. Um den wirtschaftlichen, regulatorischen und demografischen Herausforderungen zu begegnen, bringt eine große Bank einige Vorteile mit sich. In personeller Hinsicht geht es mehr darum Spezialistenstellen aufzubauen, also Profi in seinem Gebiet zu werden und diese Arbeitsplätz zu stabilisieren. Dadurch lassen sich auch Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten besser wahrnehmen und wir sind somit zukunftsfähiger.

Unser Förderauftrag nach dem genossenschaftlichen Prinzip kann umfassender erfüllt werden und durch unsere sechs Regionalmärkte werden hohe dezentrale Kompetenzen geschaffen und damit schnelle Entscheidungswege gewährleistet. Je kleiner die Bank, desto anspruchsvoller ist es, neue Gesetze und Regularien schnell und korrekt umzusetzen, dies ist in einem großen Haus deutlich leichter.

Nach deiner Berufsausbildung bei der Sparkasse Neuwied bist du zur VR Bank Rhein-Mosel gewechselt. Vorher hast du ein Studium „Bachelor of Arts“ absolviert. Was hat dich an diesem Studium gereizt?

Während meiner Bankausbildung habe ich gemerkt, dass mir die Theorie der Bank sehr viel Spaß macht, ich bin auch gerne zur Berufsschule gegangen. Nach der Ausbildung in der Kundenberatung hatte ich noch Kontakt mit meiner alten Berufsschullehrerin und so kam der Gedanke noch ein Studium Richtung Berufsschul-Lehramt bzw. BWL/ VWL zu absolvieren.

An der Universität Köln habe ich mich dann anfangs im Bachelorstudium allgemein aufgestellt. Mit Wirtschaftswissenschaften, Politik und Bildungswissenschaften hätte ich mich anschließend im Master noch auf das Lehramt spezialisieren können. Letztlich stand für mich aber fest, dass BWL und Bankthemen mich so sehr reizen, dass ich wieder bei der Bank arbeiten wollte. Durch eine Freundin (spätere Kollegin) bin ich dann auf die Stelle hier in der Organisation der VR Bank aufmerksam gemacht worden. Die anfangs sowohl fachlich als auch später im Bewerbungsgespräch und Team menschlich sehr gut für mich passte. Hier kann ich meine Erfahrungen aus dem Studium und der Ausbildung gebündelt einbringen.

Du startest demnächst eine Weiterbildung bei der Genossenschaftsakademie. Welche Vorteile siehst du hier bzw. für welche Aufgaben ist diese sinnvoll?

Die Weiterbildung nennt sich Kompetenznachweis Bankorganisation. Diese beinhaltet drei Veranstaltungen:  1. Grundlagen der Organisation, 2. Arbeitsmethoden in der Organisationspraxis und 3. Prozessmanagement (beide November 2023).

Dabei geht es um Planung und Durchführung von Ist-Analysen, der Entwicklung und Bewertung von Soll-Konzeptionen und man erhält einen Überblick über den aktuellen Stand der Kenntnisse und Erkenntnisse zum Thema Prozessorganisation und Gestaltung von Geschäftsprozessen.

Allgemein gesagt, ist es eine sehr gute Vertiefung nach dem Studium und nach nun zwei Jahren Praxis auf meiner neuen Stelle. Auch der zusätzliche Austausch mit anderen Banken hilft enorm.

Welche Herausforderungen siehst du grundsätzlich im Bankenumfeld und in der Organisation?

Herausforderungen sind in jedem Fall die gestiegenen regulatorischen Anforderungen und der Kosten- und Margendruck. Auch die Banken unterstehen einem technologischen Wandel sowie Fortschritt und setzen sich mit gestiegenen Kundenerwartungen auseinander.

Dabei haben sich die Sicht und die Erwartungen der Kunden sehr verändert. Die Zukunft gehört der Netzwerkorganisation. Solche Strukturen zu bauen und auch zu verankern, bringt neue Anforderungen an Führung und Unternehmenskultur mit sich.

Meiner Ansicht nach liegt der Fokus der Zukunft hier noch mehr auf konsequenter Kundenorientierung und flexiblen Strukturen sowie Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Diese Verantwortung muss gefördert werden und die Mitarbeitenden für die neuen Herausforderungen sensibilisiert werden.

Unser Ziel ist unseren Kunden Dienstleistungen und Beratungen zur Verfügung zu stellen, wann, wo und wie sie es wollen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind Investitionen und damit verbunden technische und menschliche Ressourcen erforderlich. Mit der Fusion können wir auch beim Thema Digitalisierung unsere Kräfte bündeln und zum Vorteil unserer Mitglieder und Kunden nutzen.

Was rätst du jungen motivierten Kolleginnen und Kollegen für eine erfolgreiche Karriere? Für wen eignet sich der Weg in den Bereich Organisation?

Disziplin und die richtige Einstellung sind zwar wichtig für eine erfolgreiche Karriere, in meinen Augen ist aber vor allem die Leidenschaft am Beruf entscheidend. Wir verbringen sehr viel Zeit unseres Lebens auf und mit der Arbeit. Da sollte man auch das machen, was einen begeistert.

Dabei ist eine offene Kommunikation, gerade bei Problemen, sehr wichtig. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, Karriereambitionen zu signalisieren sowie Fort- und Weiterbildungen zu nutzen und aktiv einzufordern.

Der Bereich Organisation zeichnet sich durch eine strukturierte Arbeitsweise aus, Einsatzbereitschaft sowie soziale Kompetenz und Teamfähigkeit sollte jeder mitbringen. Außerdem zählen analytisches Denkvermögen und eine selbstständige Arbeitsweise. Ich hatte immer großen Spaß mich persönlich einzubringen und bei Lösungen aktiv mitzudenken.

Ich schätze dabei das genossenschaftliche Prinzip und dessen Charakter mit Mitgliedschaft und Regionalität als Fundamente der Volksbanken Raiffeisenbanken.

Was imponiert dir an erfolgreichen Menschen (Frauen) im Business, hast du Vorbilder oder Role Models?

Hier stellt sich zunächst die Frage „Was bedeutet erfolgreich“? Bedeutet dies eine Führungsposition zu haben, viel Geld oder Zufriedenheit im Job? Für mich steht dabei die Zufriedenheit im Job im Vordergrund, wenn die Leidenschaft und der Spaß im Job vorhanden sind.

Dabei habe ich kein spezielles Vorbild und mache keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Mir imponieren Menschen, die das Lieben was sie tun. Dies merkt man diesen Personen auch oft an. Sie sind engagierter und begeisterungsfähiger, kommunikativer und bringen oft Familie und Beruf in einen optimalen Einklang.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel eG.

Fragen an Prof. Dr. Nadine Kammerlander

Fragen an Prof. Dr. Nadine Kammerlander, Institutsleiterin für Familienunternehmen und Mittelstand an der WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar

Diplom-Physikerin (TU München) und promovierte Betriebswirtschaftlerin (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)

Frau Prof. Dr. Kammerlander, seit 2015 sind Sie Institutsleiterin an der WHU. Was sind dabei Ihre Hauptaufgaben und was gefällt Ihnen an dieser Position besonders gut?

An der WHU verantworte ich als Institutsleiterin im Grunde drei Säulen: Forschung, Lehre und Praxistransfer, in den Fachbereichen Familienunternehmen und Mittelstand. Diese drei Säulen wirken permanent zusammen. Wir benötigen die neusten Forschungserkenntnisse, für unsere Vorlesungen aber auch für den Austausch mit den Unternehmen. Im Gespräch mit den Unternehmern erhalten wir neue Forschungsfragen, die wir dann verfolgen.

Was mir gefällt, ist besonders die Vielseitigkeit, es wird nie langweilig: Der Umgang mit ganz verschiedenen Menschen, jungen Studierenden oder Nachwuchskräften, die bald ins Familienunternehmen einsteigen. Der absolute Fokus der WHU liegt auf Exzellenz und Qualität: Die Kurse sind individuell und haben eine kleine Teilnehmerzahl.

Über 90% der Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen. Wie hoch ist dabei der Anteil der Geschäftsführerinnen, ist die Nachfolge ausgewogen? Und wenn nein, woran könnte das liegen?

Leider ist die Nachfolge nicht ausgewogen, genaue Zahlen gab es in Deutschland dazu lange nicht. Wir wissen, dass es für Frauen grundsätzlich schwieriger ist eine Nachfolge anzutreten. Es gibt inzwischen zwei Studien1, die zeigen, dass weniger als 10% der Top-Positionen in Familienunternehmen von Frauen besetzt sind.

Dabei gibt es zwei Aspekte: Erstens, Frauen, die als Familien-Externe aufsteigen möchten, haben es in Familienunternehmen schwieriger, da dort meist traditionelle Kulturen vorherrschen. Moderne Unternehmenskulturen werden noch kritischer gesehen (Remote-Arbeit, Führung in Teilzeit, etc.). Familienunternehmen sind oft kleiner und nicht kapitalmarktgelistet, daher ist Führung hier klassischer und somit auch oft (noch) männlich geprägt. Dies bedeutet aber leider auch, dass der öffentliche Druck fehlt, Veränderungen herbeizuführen.

Zweitens, Töchter in aktiven Rollen von Familienunternehmen gibt es inzwischen häufiger. Ich hätte direkt eine Liste zur Hand von 15-20 sehr aktiven und engagierten Unternehmerinnen von Mitte 20 bis Mitte 40. Diese Frauen sind auch ausführlich in meinem Buch vorgestellt. Bisher ging die Unternehmensnachfolge typischerweise an den männlichen Erstgeborenen. Wobei hier in den letzten Jahren schon einiges passiert ist. Früher hat man es den Töchtern nicht zugetraut, mittlerweile traut man es ihnen zu, möchte sie aber schützen (der sog. benevolente Patriarchismus). Dabei geht um den Schutz vor 60-Stunden-Wochen, vor Verzicht auf Privatleben etc. Auch wenn dies natürlich gut gemeint ist, ist das Ergebnis am Ende das Gleiche: Frauen erhalten keine Führungspositionen im Familienunternehmen.

In Familienunternehmen zeigen sich viele Lebensläufe, die für die Frauen nicht linear verlaufen sind: Nach einer „ersten“ Karriere außerhalb des Familienunternehmens stieg die Tochter dann doch mit ein und führt das Erbe erfolgreich weiter.

International liegt Deutschland hier im Mittelfeld, Skandinavien ist etwas weiter, andere Länder hinken noch hinterher.

Sie forschen auch sehr viel an Ihrem Institut, der Begriff des Fachkräftemangels wird dabei eine große Rolle spielen. Frauen arbeiten oft in Teilzeit oder Minijobs. Wo sehen Sie dabei die Chancen für Unternehmen und Frauen Potenziale zu vereinen? Wie könnte die Arbeitswelt vielleicht „frauen- oder familienfreundlicher“ gestaltet werden?

Ich glaube, wir müssen weg von dieser Standardisierung. Wir tendieren in Deutschland oft zum „besten Standard“, ob für alle die Vier-Tage- oder Fünf-Tage-Woche die beste Variante sei. Oder ob für alle nun zwei oder drei Tage Home-Office ideal sind. Das Problem ist, dass das der klassischen Mutter oft nicht hilft. Es müssen individuelle Faktoren berücksichtigt werden, wie beispielsweise die Situation mit dem Partner, Betreuungsmöglichkeiten, KiTa- und Schulöffnungs- und Schließzeiten, oder ob die Großeltern in der Nähe wohnen. Auch das Alter der Kinder spielt eine wichtige Rolle. Die Voraussetzungen sind immer anders.

Es kann hier keine one-size-fits-all Lösung geben, sondern die Einzelfallentscheidung ist wichtig! Dabei müssen die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden: Stundenzahl, Drei- oder eher Fünf- Tage-Woche, manche können eher abends tätig sein, andere morgens. Einige können nur aus dem Home-Office arbeiten, wieder andere kommen lieber zwei Tage am Stück ins Büro. Leider ist die Diskussion darüber noch sehr mühsam, weil sie vom Standard abweicht. Familienunternehmerinnen sind hier besonders offen, viele unterschiedliche Modelle aufzugreifen.

Viele wichtige Meetings finden allerdings noch in Randzeiten statt, für Teilzeitarbeitende ist es eine Herausforderung hier die Balance zu halten.

Es ist einiges im Umbruch: New Work, Nachhaltigkeit, mehr Sinnhaftigkeit im Berufsleben wird gefordert. Haben weibliche und männliche Studierende dabei unterschiedliche Anforderungen an das Studium und die neue Arbeitswelt? Welche Wünsche hat die junge Generation an deutsche Unternehmen?

Genau diese Themen sind für die junge Generation heute wichtig, Nachhaltigkeit ist dabei sehr entscheidend. Meine Hochschule hat nun ein Pro-Rektorat eingeführt, um die Ansprüche der Studierenden und aller anderen Stakeholder zu bedienen.

Zu den Anforderungen der Gen Z: Der Vorwurf kommt häufig, dass die junge Generation weniger engagiert sei, aber es ist differenzierter. Hier ist entscheidend, ob die anfallende Aufgabe einen Sinn hat: Routineaufgaben, die eher automatisiert werden könnten, bis hin zu Präsentationen, die am Ende wahrscheinlich keine Relevanz mehr haben. Dagegen ist das Engagement besonders hoch, wenn selbst mitgewirkt werden kann, also Impact vorhanden ist. Dies ist unabhängig vom Geschlecht und gleichzeitig der Hauptantreiber für die jungen Menschen, mehr noch als Geld oder Status.

Auch im Studium wird zu diesen Themen inhaltlich mehr gefordert. Früher ging es um Rendite- und Umsatzsteigerung, heute werden Fragen gestellt: Wie kann ich die Rendite steigern und gleichzeitig die Umwelt schützen? Wie kann ich den Gewinn maximieren und meine Mitarbeiterzufriedenheit steigern?

Was genau bedeutet die Position des Associate Dean for DEI and Sustainability? Wie kam es dazu, dass die WHU diese Position neu geschaffen hat? Was sind hier Ihre Aufgaben?

Wegen eines kürzlichen Rektoratswechsels haben wir überlegt, wie wir uns strategisch zukunftsorientierter aufstellen. Dabei sind besonders die zwei Themen Diversity und Sustainability herausgestochen. Diversity war vorher schon ein Teil meines Aufgabengebietes und da Sustainability für viele Familienunternehmen wichtig ist, habe ich dieses Thema auch von der Universitätsleitung übergeben bekommen. Der WHU war Diversity schon seit Gründungstagen wichtig – anfangs vor allem in Hinblick auf Internationalität, später kamen weitere Dimensionen wie Gender hinzu. Nachhaltigkeit ist für all unsere Stakeholder sehr relevant, wir liegen aktuell auf Platz 11 der SDG2 Publikationen gemäß einer Studie der Rotterdamer Universität.

Ziel ist es nun, alle Aktivitäten, die wir ohnehin schon unternommen haben, zu vereinen und weiterzuentwickeln, sowohl in Forschung, in Lehre als auch in Praxis. Dabei finde ich es persönlich sehr befriedigend, dass diese Fokusarbeit von allen Beteiligten überaus positiv aufgenommen wird, dies zeigt die große Einigkeit auf allen Ebenen.

Meine Aufgaben dabei sind es beispielsweise, die Strategie zu entwickeln und die Aktivitäten einzubinden, hinzu kommt noch die Koordination der einzelnen Bereiche. Perspektivisch soll es auch ein Sustainability Center geben, das Unternehmen und Studierende zusammenbringt, um Wünsche und Diskussionen aufzugreifen.

Sie haben im vergangenen Jahr mit Claudia Lässig und Claudia Rankers ein Buch veröffentlicht: „Gründen – Frauen schaffen Zukunft“. Warum brauchen Frauen ein extra Buch zum erfolgreichen Gründen?

Eine sehr gute Frage. Das Buch wird sowohl von Frauen als auch von Männern gelesen und ist inzwischen das zweite Buch zu diesem Thema, ein drittes ist in Arbeit.

Das erste Buch behandelt die Nachhaltigkeit: Wie eben bereits gesagt, es fehlt an Gründerinnen und Unternehmerinnen, also Role Models. Wenn junge Frauen sich fragen, wer ihr Vorbild sein könnte, haben sie nicht sofort andere erfolgreiche Frauen vor Augen. Dies beeinflusst automatisch ihre Ziele und am Ende auch ihre Entscheidungen und Karrierewege.

Daher wollten wir hier Rollenvorbilder vorstellen. Es gibt zahlreiche männliche Vorbilder und es ist auch sehr wichtig diese ebenfalls zu sehen, es braucht aber auch Platz für die inspirierenden Frauen, denen noch die Bühne fehlt.

Im zweiten Buch geht es um die Frage ob Frauen anders gründen. Und die Antwort ist; Ja, wahrscheinlich machen sie das an der einen oder anderen Stelle. Wir sehen durchaus, dass Frauen oft unter anderen Voraussetzungen starten. Einige gründen in Teilzeit oder im Nebenerwerb. Frauen werden auch oft andere Fragen gestellt hinsichtlich Venture Capital oder sie kalkulieren mit geringeren Kreditsummen. Wir stellen hier starke weibliche Role Models vor, die von ihren Gründungen berichten.

Neben diesen zahlreichen Aufgaben sind Sie auch noch Jury-Mitglied bei „Frauen im Mittelstand“. Worum geht es in diesem Wettbewerb und was zeichnet erfolgreiche Frauen dabei aus?

Der Wettbewerb ist im Zusammenhang mit unserem Buch zu sehen. Tatsächlich ist die Buchreihe aus diesem Wettbewerb entstanden; wir haben uns die Frage gestellt, wie wir Frauen sichtbarer machen können. Der Triggerpunkt dafür liegt ein paar Jahre zurück, als ich noch in der Schweiz war: Bei Gesprächen damals erfuhr ich, dass einigen Studentinnen Noten und Karriere gar nicht so wichtig waren, da sie, zum Zeitpunkt Anfang 20, vermuteten wohl nur eines von beidem haben zu können – Karriere oder Familie. Diese Aussage von jungen Frauen hat mich erschreckt und irritiert. Vorher hatte ich auch Privates und Berufliches strikt getrennt, das mache ich seitdem anders. Heute stelle ich mich als Professorin und Mutter vor.

Der Wettbewerb zeichnet dabei Führungsfrauen im Mittelstand aus: Nachfolgerinnen, Gründerinnen oder externe Managerinnen. Erfolgreiche Unternehmen, also Unternehmen, die auf der einen Seite finanziell erfolgreich, als auch nachhaltig aktiv, also besonders sozial oder ökologisch handeln, werden dabei prämiert.

Wir zeichnen Unternehmen aus, die einen wirklichen Beitrag zur Gesellschaft leisten, in dem sie sich z.B. intensiv über moderne Arbeitszeitmodelle Gedanken machen oder die Produktion seit Jahren mit erneuerbaren Energien betreiben.

Der Wettbewerb findet alle zwei Jahre statt und erhält Bewerbungen aus ganz Deutschland, die Resonanz von Verbänden und Presse ist dabei sehr positiv. Die nächste Auszeichnung findet im September in Mainz statt.

Seit 2022 sind Sie im Zukunftsrat Nachhaltige Entwicklung Rheinland-Pfalz von Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Wie dürfen wir uns diesen Rat vorstellen?

Der Rat ist ein unabhängiges Gremium, das von Malu Dreyer für diese Legislaturperiode ins Leben gerufen wurde. Die Mitglieder sind sowohl alters- als auch geschlechtergemischt: Einige Professoren aus unterschiedlichen Fachbereichen und von verschiedenen Hochschulen sind dabei, außerdem Unternehmer wie z.B. Herr Schneider von Werner & Merz GmbH aus Mainz, einer sehr nachhaltigen Firma. Aus Kommunen und Verbänden sind ebenfalls Vertreter involviert. Unsere Aufgabe ist es, die Landesregierung zu beraten und herauszufordern und mit eigenen Ideen im Land Rheinland-Pfalz voranzuschreiten. Wir haben im Mai dem Ministerrat ein erstes Arbeitspapier vorgestellt, in dem wir uns auf drei Themenbereiche fokussieren:

1. Strukturberatung – Wie kann die RLP-Nachhaltigkeitsstrategie bezüglich Vision, Governance und ähnlichen Themen noch verbessert werden – und wie soll mit Zielkonflikten umgegangen werden?

2. Bildung – keine nachhaltige Entwicklung ohne Bildung! Egal ob in KiTa, Schule, Ausbildung oder Hochschule – Nachhaltigkeit muss stets integriert werden

3. Ressourcenschonung – hier geht es vor allem um die Themen Dezentralisierung, Diversifizierung und Flexibilität. Besonders im Handwerk sollte das nachhaltige Denken noch intensiver eingebracht werden. Oder auch bei technischen Komponenten: Müllkraftwerke, Recycling etc. werden näher beleuchtet.

Einige Bundesländer haben auch einen solchen Rat, in Rheinland-Pfalz passiert hier schon einiges.

Sie sind selbst Mutter und haben bereits eine beeindruckende Karriere absolviert. Hand aufs Herz: Hat Ihr Tag mehr als 24 Stunden? Was ist Ihr Geheimrezept, dass beides gut funktionieren kann?

Also mehr als 24 Stunden hätte ich sehr gerne. Tatsächlich wurde ich das schon oft gefragt. Vereinbarkeit ist ein Marathon, kein Sprint. Vor der Geburt meiner Kinder habe ich alles durchgeplant und wollte alles regeln und vorbereitet sein, das funktioniert aber nicht.

Was es absolut braucht, ist ein gutes Netzwerk: Ein Partner, der unterstützt. Eine Tagesmutter, die einiges abnimmt oder eine KiTa, die mit guten Öffnungszeiten helfen kann. Andere haben eine(n) Au-pair-Angestellte(n) oder die Großeltern ganz in der Nähe, was bei uns nicht der Fall war.

Der zweite Punkt ist Flexibilität und out of the box denken. Meine Kinder waren schon hier im Büro, wenn die KiTa geschlossen war, oder sie waren bei Veranstaltungen dabei, bei denen die Organisatoren ausgeholfen haben. Wenn Plan A ausfällt, muss recht schnell Plan B hervorgeholt werden, auch wenn dieser nicht optimal ist. Es gibt immer Notfälle, bei denen man flexibel agieren muss.

Ansonsten habe ich meine Zeit so organisiert, dass ich vormittags viel im Büro bin und Termine wahrnehme, der Nachmittag und Abend gehört eher den Kindern und abends arbeite ich dann noch etwas. Am Wochenende gehört der Tag der Familie, das ist mir sehr, sehr heilig.

Ich habe hier auch persönliche Role Models, über Sportlerinnen, die sich durch schwere Zeiten gekämpft haben, bis hin zu einer Kollegin, die fünf Kinder unter einen Hut bringt und sehr erfolgreich im Job ist.

Welche Charakterzüge helfen Ihnen bei der täglichen Bewältigung von Aufgaben und Alltag? Was ist Ihr Trick 17, wenn viel los ist?

Flexibilität ist hier das Wichtigste. Termine werden verschoben oder neue Aufgaben kommen hinzu, deswegen sind schnelle ad-hoc-Lösungen notwendig.

Dennoch ist entscheidend, die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei habe ich gelernt, einen Umgang mit Unsicherheit zu pflegen. Zum Beispiel stelle ich Präsentationen zu Veranstaltungen wenige Tage zuvor fertig. Wenn es Anfragen gibt, diese Unterlagen wochenlang im Voraus zu schicken, ist dies zeitlich oft nicht möglich. Dafür habe ich dann aber kurz vor der Veranstaltung den Druck sie fertigzustellen. Jetzt darf nichts dazwischenkommen und ich muss mir selbst und auf diesen Druck vertrauen, dass am Ende alles gut geht. Aber alles durchzuplanen und vier Wochen vorher zu finalisieren ist nicht mehr möglich.

Inzwischen habe ich auch zu viele Aufgaben, um immer planmäßig um 17 Uhr nach Hause zu gehen, hier ist eben wieder Flexibilität gefragt.

Vielen Dank für dieses offene und spannende Interview und den Einblick in Ihre täglichen Strategien zu Work-Life-Balance.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der VR Bank RheinAhrEifel eG.

1zwei Studien zum Anteil von Frauen in Führungspositionen: AllBright-Stiftung, listet die größten 100 Familienunternehmen und vom Medienportal „Die Deutsche Wirtschaft“, die sich die größten 1000 Familienunternehmen in Deutschland anschaut

https://www.allbright-stiftung.de/

https://die-deutsche-wirtschaft.de/

2SDGs – Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, 17 Nachhaltigkeitsziele, 2015 für die Agenda 2030 ins Leben gerufen

Interview Sonja Wey - Filialleiterin Heimbach-Weis

Interview Sonja Wey

Bankfachwirtin und Filialleiterin Filiale Heimbach-Weis VR Bank RheinAhrEifel

Seit Februar 2022 sind Sie Filialleiterin der Filiale Heimbach-Weis. Wie waren die vergangenen Monate, sind Sie inzwischen angekommen?

Definitiv, die letzten Monate waren besonders spannend und ereignisreich und anfangs auch nicht immer einfach. Nach 21 Jahren habe ich meine Geschäftsstelle in Kruft verlassen und hier praktisch neu angefangen. Das Team hat mir sehr geholfen, besonders in den ersten Wochen, die auch in Heimbach-Weis ganz neu für mich waren. Es war aber die richtige Entscheidung, zuvor hatte ich eher den Schwerpunkt Anlage als Privatkundenberaterin und nun eben zusätzlich die Teamleitung und die Betreuung des Aktivgeschäftes.

Sie leiten ein Team von 4 Kollegen und Kolleginnen. Was macht Ihnen dabei besonders viel Spaß und was sind die Herausforderungen?

Neben den üblichen Anforderungen, wie bestimmten Zielvorgaben, an denen wir uns orientieren müssen, sehe ich vor allem Herausforderungen bei der Vielzahl an Anlagen sowie gesetzliche Vorgaben, die inzwischen bei jedem Abschluss notwendig sind. Hier ist es manchmal schwierig den Überblick zu behalten.

Besonders toll sind der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung, die auch ich von Beginn an erfahren durfte. Ich persönlich gebe insbesondere meinen jungen Mitarbeitenden gerne Hilfestellung in der Einarbeitung und der Vertiefung der Beratung.

Ihre Ausbildung haben Sie bereits hier im Hause absolviert und sind seit über 20 Jahren in der Kundenberatung tätig. Wie haben sich die Anforderungen und die Beratungsschwerpunkte in den letzten Jahren verändert?

Kunden und Kundinnen sind heute teilweise viel aufgeklärter. Für uns Berater sind deshalb die Anforderungen gestiegen. Viele Termine sind heute mehr durch uns initiiert. Früher kamen Kunden und Kundinnen spontan in die Filiale und wollten Geld neu anlegen, das hat sich geändert.

Sehen Sie besondere Herausforderungen bei der Beratung von Kundinnen? Gibt es hier andere Schwerpunkte oder Wünsche oder sollte es diese geben? Themen wie die Rentenlücke für Frauen oder die Herausforderung von Alleinerziehenden werden immer wieder in der Presse dargestellt…

Auf jeden Fall. Gerade ältere Kundinnen stehen mit ihrer kleinen Rente vor Herausforderungen.  Altersvorsorge war und ist immer noch ein schwieriges Thema. Alleinerziehende müssen sich zusätzlich mit dem Thema Teilzeit- oder Vollzeitstelle beschäftigen, das betrifft tatsächlich auch in den meisten Fällen eher Frauen. Da bleibt meist nicht viel für die Vorsorge. Spezielle Beratungsangebote oder Veranstaltungen für Kundinnen könnte ich mir vorstellen, bei denen eben auf genau diese Themen eingegangen wird.

Meiner Ansicht nach sollte schon in Schulen das Thema Finanzen aufgegriffen werden, um junge Menschen für diese Themen zu sensibilisieren.

Sie haben auch immer wieder Unterstützung in der Filiale von unseren Auszubildenden. Was raten Sie den jungen KollegInnen, die vielleicht gerade erst ihre Karriere gestartet haben und noch nicht wissen, wo die Reise hingehen soll?

Meine Empfehlung ist, vieles auszutesten. So erfährt jeder individuell was ihm liegt und welcher Bereich eventuell weniger Spaß macht. Wer sich für die Beratung entscheidet, hat die Chance spannende Gespräche mit den Kunden und Kundinnen zu führen, was aber auch bedeutet, dass es abends mal länger wird, da die meisten Kunden tagsüber auch arbeiten. Viele Kunden freuen sich über die Anrufe und kommen gerne zum Termin. Mein Tipp ist, erstmal Berufserfahrung zu sammeln und weitere Karriereziele zu planen, nicht jeder muss gleich nebenbei studieren und schnell Führungskraft werden.

Sie waren bei der gerade vollzogenen Fusion zur neuen VR Bank RheinAhrEifel sehr engagiert bei der Zusammenführung beider Häuser, was war hier genau Ihre Aufgabe?

Ich komme ja von der VR Bank Rhein-Mosel. Zusammen mit Kollegen der Volksbank RheinAhrEifel habe ich mir Schulungsunterlagen für Berater angeschaut und die Bereiche Organisation und Prozesse unterstützt. Meine Aufgabe war hier insbesondere die Sicht des Marktes mit einzubringen.

Wenn Sie sich mal richtig ärgern, dann spinnt noch der PC und ein wichtiger Kunde sagt den Termin kurzfristig ab: Was hilft?

Was immer hilft, wenn es mal nicht so rund läuft: Pause machen und Kaffee trinken, sich kurz mit den Kolleginnen und Kollegen austauschen, morgen sieht die Welt wieder besser aus. 😊 Besonders am Anfang als Filialleiterin gab es oft Situationen, z.B. aufgrund technischer Umstellungen im Haus, in denen ein kurzes Gespräch mit Kollegen bei einem Kaffee geholfen hat, gelassen zu bleiben.“

Schnellfragerunde – Was ist Ihnen lieber:

Süß oder salzig? Eher salzig, aber gerne auch gemischt. Mein süßer Favorit ist Lakritz.

Karneval oder Weinfest? Praktischerweise ist Heimbach-Weis eine Karnevalshochburg, was mir als Jeck sehr entgegenkommt. Im Herbst wähle ich aber gerne auch das Weinfest.

Rock oder Schlager? Eher Rock, aber ich liebe auch die Kölsche Musik, Jeck bleibt Jeck.

Podcast oder Serien gucken? Definitiv Serien schauen, am liebsten Mystery oder Fantasy.

Auto oder Fahrrad? Am liebsten Fahrrad. Aber vieles lässt sich nur mit dem Auto erledigen. Privat aber gerne Mountainbike, inzwischen ein schönes Hobby.  

E-Mail oder Telefon? Ganz klar Telefon, Dinge sind schnell geklärt und ist gibt weniger Missverständnisse.

Fragen an Martina Best-Liesenfeld, Caritasdirektorin Koblenz

Fragen an Martina Best-Liesenfeld

Caritasdirektorin Koblenz, seit 1984 beim Caritasverband

Foto: Caritas Koblenz

Frau Best-Liesenfeld, seit 2010 sind Sie Direktorin der Caritas in Koblenz. Was gefällt Ihnen an dieser Position besonders gut?

Der Caritasverband Koblenz und seine Tochtergesellschaft CarMen gem. GmbH beschäftigen fast 500 Mitarbeitende in einer Vielfalt sozialer Dienste und Einrichtungen. Wir arbeiten mit Menschen aller Altersgruppen von der Kindertagesstätte bis zur ambulanten Pflege und sind für Menschen da, die individuelle Unterstützung benötigen. Anlässe dazu sind vielfältig: Krisensituationen in Familien, Migration und Flucht, körperliche oder geistige Beeinträchtigungen, Wohnungslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit etc.

Unsere Arbeit immer wieder bedarfsgerecht auszurichten ist einerseits eine stetige Herausforderung, andererseits macht aber gerade das die Arbeit besonders interessant.

Im Juni 2018 war das Gesundheits- und Sozialwesen bundesweit der Wirtschaftszweig mit den meisten Frauen bei einem Anteil weiblicher Beschäftigter von 77 %. Dies ist sicher auch eine Ursache dafür, dass soziale Berufe in den Köpfen vieler nach wie vor als typische Frauenberufe gelten.

Auf der Ebene der Geschäftsführungen und Vorstände sind Frauen jedoch nur mit 31 Prozent vertreten. In den inzwischen 105 Jahren seit Gründung des Caritasverbandes Koblenz bin ich seit 2010 die erste Frau, die als Caritasdirektorin an der Spitze der Geschäftsführung steht. Gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern der Geschäftsleitung und den ehrenamtlichen Gremien den Verband zu entwickeln, in einer sehr dynamischen Zeit, ist das, was mir an dieser Position gefällt.

Was war der bislang schönste Moment als Direktorin oder gibt es ein Herzensprojekt?

In unserem Jubiläumsjahr 2018 gab es besonders viele schöne Momente, so zum Beispiel die Teilnahme am Koblenzer Rosenmontagszug mit etwa 150 Personen, ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitenden, betreuten Menschen, Kindern und Eltern aus unseren Kitas. Das Jubiläumsjahr wurde durch vielfältige Aktionen gestaltet, die auch in der Öffentlichkeit aufmerksam machten auf uns als großen Wohlfahrtsverband in der Region.

Besondere Herzensprojekte, die als Bauprojekte geplant und erfolgreich abgeschlossen wurden, waren der Neubau und die Sanierung unseres Wohnhauses „Eulenhorst“ für 38 Menschen mit geistiger Behinderung in Koblenz-Metternich 2017 und der Neubau einer Betriebsstätte für unsere CarMen gem. GmbH im Metternicher Feld, der vor einigen Wochen eingeweiht werden konnte.

Sie haben nach dem Abitur ein Studium zur Diplom-Sozialpädagogin absolviert und sind seit 1984 für den Caritasverband Koblenz tätig. Viele Jahre waren Sie Leiterin der sozialen Dienste und somit der Familienpflege. Wie haben sich insbesondere für Frauen Dinge verbessert, wo gibt es in den letzten Jahren größere Herausforderungen?

In meiner Zeit als Leiterin der sozialen Dienste war mir die Unterstützung von Familien und Alleinerziehenden in schwierigen Lebenssituationen immer ein besonderes Anliegen. Wesentliche Voraussetzung für soziale Teilhabe und Chancengerechtigkeit ist eine möglichst frühe Förderung der Kinder unabhängig von ihrem familiären Hintergrund. Und gerade dann, wenn dieser schwierig ist, ist unsere Gesellschaft gefragt.

Die Chancen von Frauen im Bereich der Bildung und der Berufswahl haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Herausfordernd bleibt weiterhin, den Wunsch nach einer eigenen Karriere- und Familienplanung gemeinsam mit dem Partner im Sinne einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf umsetzen zu können. Hier gibt es noch viel zu tun.

Was wünschen Sie sich für zukünftige Frauen in Führungspositionen und für die junge weibliche Generation in der Region? Wo sehen Sie die größten Hürden für Frauen und wie hilft hier z. B. der Caritasverband im Besonderen?

Für die junge weibliche Generation in der Region wünsche ich mir, dass sie losgelöst von Geschlechterklischees bei der eigenen Berufswahl mit einem gesunden Selbstvertrauen ihren eigenen Weg findet.

Wenn es um das Zutrauen in die eigene Entwicklungsfähigkeit bis hin zur Führungsposition geht, wünsche ich den Frauen den Mut, ihre Berufs- und Lebensplanung zielgerichtet zu gestalten.

Der Caritasverband bietet auch für Migranten Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt an, dabei geht es häufig auch um die Anerkennung der im Herkunftsland erworbenen beruflichen Qualifikationen. Hier ist insbesondere für die Frauen noch viel zu tun.

Mit mehr als 350 Plätzen in unseren vier Kindertagesstätten sorgen wir für eine verlässliche Betreuung der uns anvertrauten Kinder und sind für deren Eltern wichtige Partner im Sinne der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In Zeiten massiven Fachkräftemangels ist dies herausfordernd. Mit innovativen Ausbildungswegen in Teilzeit oder durch ein duales Studium in unseren Kitas und darüber hinaus versuchen wir auch hier etwas für Frauen zu tun.

Welche persönlichen Stärken haben Ihnen bei der Ausführung Ihrer Rollen als Caritasdirektorin bis heute geholfen? Was unternehmen Sie, um wieder Kraft zu tanken?

Offenheit, Ehrlichkeit, Transparenz und Vertrauen. Damit fördere ich die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden im Team auf den verschiedenen Ebenen. Mein Ziel es ist immer, Menschen mitzunehmen und Entscheidungen gut zu kommunizieren.

Kraft tanke ich in meiner Familie und genieße zum Ausgleich Ausflüge in die Natur mit Hund und / oder Fahrrad. Regelmäßiges Yoga sorgt für die nötige körperliche und geistige Entspannung.

Welche Begegnungen bzw. Erfolge, welche beruflichen, vielleicht auch schwierigen Aufgaben bleiben Ihnen als Direktorin besonders in Erinnerung?

Viele Begegnungen mit den Menschen, die in unseren Diensten und Einrichtungen Unterstützung finden, haben mich persönlich sehr berührt: Geistig behinderte Menschen in unseren Wohnhäusern, wohnungslose Menschen in unserem Tagesaufenthalt, Menschen mit schwierigen Startchancen im Leben, die es am Ende doch gut geschafft haben.

Als besonders schwierig bleibt mir vor allem die erste Zeit der Corona-Pandemie in Erinnerung. Da zu sein für die Menschen in Zeiten des Lockdowns und neue Wege der Kommunikation mit ihnen gemeinsam mit den Mitarbeitenden zu entwickeln, das waren Aufgaben, die in kurzer Zeit bewältigt werden mussten. Die schwierige Situation in unseren Wohnhäusern durch erkrankte Bewohner und Mitarbeitende werde ich nie vergessen. Das war für alle Beteiligten eine sehr belastende Zeit, die bis heute bei manchen nachwirkt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im (Berufs-)Leben von Frauen?

Im Privaten: Empathie und ernst gemeinte Gleichberechtigung auch dann, wenn das für den Lebenspartner bedeutet, das Seine einzubringen für eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nur so kann ein glückliches Familien- und erfolgreiches Berufsleben gelingen.

Im Beruflichen: Sinnhaftigkeit und persönliche Erfüllung am Arbeitsplatz werden für die Menschen immer wichtiger. Deshalb ist es unabdingbar, weibliche Stärken im Unternehmen zu integrieren und zu fördern in einer sich immer schneller verändernden (Berufs-)Welt.

Interview mit Carolina Göring Filialleiterin, Privatkundenberaterin und Bankbetriebswirtin

Interview mit Carolina Göring

Filialleiterin, Privatkundenberaterin und Bankbetriebswirtin

Foto: Marco Rothbrust

Du bist seit 2011 bei der Volksbank RheinAhrEifel bzw. zuvor bei der Volksbank Mittelrhein beschäftigt, hast die Ausbildung zur Bankkauffrau ebenfalls hier absolviert und bist seit 2019 Filialleiterin in Arenberg. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden? Die Bank bietet schließlich viele Optionen…

Schon in der Ausbildung konnte ich zahlreiche Bereiche in der Bank kennenlernen, habe mich aber für den Service und die Kundenberatung entschieden. Ich konnte in meiner Wunschfiliale Koblenz-Lay starten und bin dann 2018 nach Arenberg gewechselt. Das Bankwesen interessiert mich aber grundsätzlich, daher habe ich nebenberuflich noch studiert und den Fachwirt sowie Bankbetriebswirt absolviert.

Was reizt dich besonders am Kundenkontakt?

Die Arbeit in der Beratung und Filiale ist sehr abwechslungsreich und jeder Tag ist anders, morgens weiß ich nie so recht, was mich erwartet. Mir gefällt die Vielseitigkeit und die persönlichen Geschichten, die die Kunden mitbringen und beschäftigen. Das daraus entstehende Vertrauensverhältnis und die generationsübergreifende Begleitung meiner Kunden spornen mich täglich in meiner Funktion an. Wir haben hier in Arenberg ein großes Einzugsgebiet, weil dies (noch) die einzige rechtsrheinische Geschäftsstelle vor der Fusion mit der VR Bank Rhein-Mosel in Neuwied ist.

Und was nervt eher am Job?

Das kann ich leicht beantworten: Es gibt einen hohen Administrationsaufwand, jedes Jahr kommen neue Vorschriften und Kontrollen hinzu. Natürlich verbessert dies auch vieles, wie die Qualität und Aufklärung der Beratung im Allgemeinen oder den Verbraucherschutz, dennoch würde ich die Zeit lieber mit „echter“ Arbeit in der Beratung verbringen.

Was gefällt dir denn an der Finanzbranche? Bist du ein Zahlenmensch? Und warum gerade die Volksbank als Arbeitgeber?

Ich würde sagen, ich bin ein Menschenfreund und Teamplayer, weniger ein Zahlenmensch. In der genossenschaftlichen Bank fühle ich mich wohl und finde die grundsätzliche Mitbestimmung von Mitgliedern sehr wichtig. Der Beratungsansatz ist stets ganzheitlich und wir sind sozusagen die Vertrauensperson für die Finanzen in allen Lebenssituationen beim Kunden.

Auch das Regionalprinzip gefällt mir, so treffe ich in Koblenz und Umgebung sowohl KollegInnen als auch KundInnen mal zufällig privat und fühle mich hier schneller heimatverbunden, da ich gebürtig aus dem Hunsrück komme.

Siehst du besondere Herausforderungen bei der Beratung von Kundinnen? Gibt es hier andere Schwerpunkte oder Wünsche oder sollte es diese geben? Themen wie die Rentenlücke für Frauen oder die Herausforderung von Alleinerziehenden werden immer wieder in der Presse dargestellt.

Männer sind meist zugänglicher bei Geld und Finanzen, Frauen eher verhalten, sogar skeptisch. Bei Frauen stelle ich einen höheren Informationsbedarf fest in einem sehr verkürzten Zeitrahmen, denn Frauen durchlaufen in ihrem Leben sehr unterschiedliche Phasen. Diese sind in der Regel viel volatiler als die des Mannes. Phasen, wie zum Beispiel berufliche Auszeiten, Teilzeitarbeit, die Pflege Angehöriger und ein Wiedereinstieg ins Berufsgeschehen, führen dazu, dass Frauen häufig finanziellem sowie zeitlichem Druck ausgesetzt sind.

Deswegen ist es unsere Aufgabe, wie ich finde, gemeinsam mit unseren Kundinnen Handlungsoptionen zu schaffen, um die spezifischen Bedürfnisse der Frauen aufzufangen, ihnen in einem zeitlich überschaubaren Rahmen alle notwendigen Informationen zu liefern und damit für finanzielle Sicherheit sorgen.

Meiner Meinung nach kombiniert unsere ganzheitlich genossenschaftliche Beratung die Finanzthemen wie Altersvorsorge, Geldanlage und Absicherung der unterschiedlichen Lebensumstände ideal in einem Vermögenskonzept. Daher empfehle ich jeder unserer Kundinnen, sich mit ihrer finanziellen Vertrauensperson in Kontakt zu setzen und über diese Themen zu sprechen. Je früher solche Weichen gestellt sind, desto zuversichtlicher und beruhigter können unsere Kundinnen durchs Leben gehen.

Du hast in der Filiale oft Unterstützung von unseren Auszubildenden. Was rätst du den jungen KollegInnen, die vielleicht gerade erst ihre Karriere gestartet haben und noch nicht wissen, wo die Reise hingehen soll?

Am wichtigsten ist dabei: Offenheit und die Bereitschaft zu lernen! Unsere Auszubildenen können in zahlreiche Bereiche hineinschnuppern – IT, Organisation, Immobilien, Marketing etc. Wenn Sie frühzeitig Wünsche äußern und Bedürfnisse aufzeigen und dies mit der Ausbildungsleitung besprechen, findet sich immer ein Weg zum Traumjob. Es gibt auch viele innerbetriebliche Schulungen zu Fachthemen, Verbundpartnern und -produkten und zur Persönlichkeitsentwicklung, dies ist wirklich außergewöhnlich an der Ausbildung bei uns!

Im Jahr 2022 hast du erfolgreich das PEP-Programm bei der Volksbank RheinAhrEifel abgeschlossen. Dieses Programm ist für junge Potentialträger im Hause, die sich weiterentwickeln möchten. Was konntest du bei diesem einjährigen Kurs für dich mitnehmen?

Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, wir haben meist in Kleingruppen gearbeitet und ich hatte dadurch einen unglaublichen Mehrwert: Seitdem nehme ich meine Stärken und Werte nochmal bewusster wahr. Aus verschiedenen Bereichen im Haus sind KollegInnen zusammengekommen und wir haben super voneinander lernen können, z.B. dass mit Teamarbeit meist mehr erreicht werden kann. Außerdem war die Begleitung durch die Personalabteilung und unsere Führungskräfte-Coachin sehr professionell.

Schnellfragerunde

Welchen Film muss man gesehen haben?

Forrest Gump

Absolutes Lieblingsessen?

Rigatoni al Forno

Und das dann lieber selbst kochen oder im Restaurant essen?               

Nur wenn mein Partner das kocht, ohne Frage😊

Was ist deine Lieblingsjahreszeit?                                                        

Herbst, da ist alles so schön bunt.

Was war der tollste Ort, den du je besucht hast?

Eher eine Reise als ein Ort. Unsere Reise mit dem Wohnmobil über Österreich, Slowenien bis nach Kroatien. Das war fantastisch!

Vielen Dank für den tollen Austausch, das Interview führt Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Volksbank RheinAhrEifel

Fragen an Ulrike Mohrs, Bürgermeisterin der Stadt Koblenz

Fragen an Ulrike Mohrs, Bürgermeisterin der Stadt Koblenz

Diplom-Verwaltungswirtin und seit Jahren Mitglied unserer Volksbank

Foto: DRK

Frau Mohrs, seit 2018 sind Sie Bürgermeisterin der Stadt Koblenz. Was gefällt Ihnen an dieser Position besonders gut?

Am allerbesten gefällt es mir, Dinge zu gestalten und dies in der eigenen Heimatstadt. Ich habe den Blick aufs Ganze und kann im eigenen Dezernat Themen voranbringen und umsetzen, also agieren, statt nur zu reagieren.

Ich bin gebürtige Koblenzerin (aus Rübenach) und viel unterwegs in Sportvereinen, gemeinnützigen Vereinen und bei den unterschiedlichsten Terminen. Dabei werde ich häufig darauf angesprochen, wo der Schuh drückt, das finde ich sehr positiv.

Koblenz ist durch den Zusammenfluss von Rhein und Mosel und die vielen Einzugsgebiete wie Westerwald, Hunsrück, Taunus und Eifel ein bedeutender Knotenpunkt in Rheinland-Pfalz. Was macht Koblenz für Sie so lebenswert und attraktiv?

Wir leben in einer Stadt an zwei Flüssen, durch die Mittelgebirge gibt es einen hohen Freizeitwert und spannenden Tourismus. Außerdem findet hier jeder das passende kulturelle Angebot und Koblenz ist zudem Sportstadt, was ebenfalls viele Menschen zu uns führt.

Was darüber hinaus die Region lebens- und besuchenswert macht, ist ihre Wirtschaftskraft: Besonders die Alt- und Innenstadt mit ihrer hohen Attraktivität und deren Infrastruktur des Einzelhandels.  Wir haben gute Gewerbesteuereinnahmen und einen starken Öffentlichen Dienst und sind ein sehr bedeutender Bundeswehrstandort. Wir sind gleichzeitig Gesundheitsstandort mit drei großen Kliniken, mir persönlich gefällt auch der fast dörfliche Charakter in den einzelnen Stadtteilen mit Wochenmärkten wie z. B. in Ehrenbreitstein und dem ausgeprägten Vereinsleben in Sport und Kultur.

Was war der bislang schönste Moment als Bürgermeisterin oder gibt es ein Herzensprojekt?

Es ist hier kaum möglich, einen bestimmten Moment zu nennen. Aber eine Sache hat mich doch außerordentlich beschäftigt und gefreut: Die Fertigstellung des unteren Sanierungsbereiches des Freibades Oberwerth.

Schon ganz zu Anfang meiner Amtszeit gab es ein Leck und Wasser drohte in den Untergrund auszutreten, das Schwimmbad hätte geschlossen werden müssen. Wir haben sofort gehandelt und konnten sogar während der Sanierungsphase immer wieder Verbesserungen durchführen, bis das Problem letztlich vollständig behoben wurde und das Schwimmbad heute sogar noch schöner geworden ist als erwartet.

Besonders am Herzen liegen mir Begegnungen mit Menschen, insbesondere im Kinder- und Jugendbereich.

Sie haben nach dem Abitur ein Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin absolviert und waren anschließend 30 Jahre in verschiedenen Positionen bei der Agentur für Arbeit beschäftigt, u.a. als Arbeitsberaterin, viele Jahre auch als Geschäftsführerin. Wie beurteilen Sie aus dieser Erfahrung heraus die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt – vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Frauen, wie hat sich das in letzten 30 Jahren verändert?

Ich sehe die Situation sehr ambivalent, beim Arbeitgeber Bundesagentur habe ich kein Ungleichgewicht erfahren, ganz im Gegenteil – hier waren es manchmal sogar eher mehr Frauen als Männer in der Geschäftsführung. Aber natürlich sind die Unterschiede je nach Branche und Betrieb größer, insbesondere bei der Entlohnung. Im Öffentlichen Dienst ist das nicht so, aber sonst sehe ich großen Handlungsbedarf.

Weitere grundlegende Eckpunkte sehe ich bei Frauen und der Familienphase. Dadurch fehlen Berufsjahre bzw. -erfahrungen, die sich auf die Bezahlung auswirken. Dieses Ungleichgewicht sollte ebenfalls thematisiert werden. Als Gesellschaft berauben wir uns Chancen, denn Frauen gehen die Dinge anders an und meiner Ansicht nach ist ein Betrieb nur gut aufgestellt, wenn er die positiven Eigenschaften bzw. Fähigkeiten beider Geschlechter verzahnt.

Einen besonderen Faktor halte ich jedoch für sehr unterschätzt: Empathie! Sie ist überaus wichtig in der Führung und absolut notwendig, dies ist aus meiner Sicht eine große Stärke von uns Frauen.

Welche persönlichen Stärken haben Ihnen bei der Ausführung Ihrer Rollen als Geschäftsführerin und als Bürgermeisterin bis heute geholfen?

Für mich ganz essenziell sind hier Empathie und meine Fähigkeit zum lösungsorientierten Denken auch über klassische Grenzen hinweg. Dies kennen und schätzen meine KollegInnen auch sehr und insgeheim wissen sie, von mir kommt auch mal der ein oder andere konstruktive Kritikpunkt.

Ich halte aufmerksames Zuhören ebenfalls für einen sehr relevanten Faktor. Dabei bin ich immer bereit, mich mit guten Argumenten überzeugen zu lassen. Aber da, wo es nötig ist, zeige ich auch die ausreichende Entscheidungsstärke. Grundsätzlich wird mutiger Entscheidungswillen oft unterschätzt, dabei gibt es selten „falsche Entscheidungen“, schlimmer ist es, gar keine zu treffen.

Daneben sehe ich auch ein gesundes Verhältnis zum Bauchgefühl als die Summe der Erfahrungen, die man im Leben gesammelt hat, als guten Ratgeber.

Ich bin damals für die Position als Bürgermeisterin weitestgehend aufgrund meiner Fachlichkeit und meines Engagements im Sozial- und Jugendbereich angesprochen worden, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Was wünschen Sie sich für Frauen in Führungspositionen und für die junge Generation in der Region? Was hätte Ihnen in den letzten Jahren geholfen beim Erreichen der beruflichen Ziele?

Wie schon erwähnt, habe ich in meiner Zeit bei der Bundesagentur niemals Hemmschwellen als Frau erfahren. Aber was ich mir wünsche, ist mehr Offenheit für die Leistung von Frauen und dass sie ihren Weg gehen können, deshalb ist es umso bedeutsamer, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern.

Meiner Meinung nach sollten hier bessere Strukturen geschaffen werden, sowohl in der Kinderbetreuung wie aber auch in der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger und beides muss häufig (gleichzeitig) geleistet und dabei unbedingt gleichberechtigt verteilt werden - zwischen Mann und Frau bzw. den Partnern!

Wie wichtig ist Ihnen Work-Life-Balance und wo sehen Sie hier Herausforderungen speziell für Frauen?

Ohne Kraftquellen, besonders im Privaten, geht es nicht. Ich persönlich brauche einen gesunden Ausgleich, das kann gerne ausreichend Erholung an der frischen Luft sein.

Manche schöpfen Energie aus ihrer Arbeit und auch bei meinem Job, der deutlich mehr als 40 Stunden die Woche umfasst und gerne auch Abendveranstaltungen beinhaltet, ist das so. Aber andere Menschen benötigen mehr Balance im Privatleben und möchten weniger arbeiten, was völlig in Ordnung ist. Hauptsache, man kümmert sich um sich selbst und tut sich selbst Gutes (und schläft ausreichend - lacht).

Wenn Sie auf Ihren bisherigen beruflichen Werdegang zurückblicken – gibt es Dinge, die Sie mit dem Wissen von heute anders machen würden/Entscheidungen, die Sie anders treffen würden?

Im Nachhinein sind wir wohl alle schlauer. Wichtig ist, aus der Vergangenheit zu lernen, aber von einem Bereuen einzelner Entscheidungen halte ich persönlich nichts.

Am Beispiel Pandemie: Heute wissen wir alle mehr als vor drei Jahren, aber damals mussten zu einem bestimmten Zeitpunkt, mit einem bestimmten Wissen, Entscheidungen getroffen werden…

2018 bin ich Bürgermeisterin geworden und 2019 war ein relativ normales erstes Jahr, aber schon im Dezember 2019 gab es erste Gespräche mit Andeutungen zu Corona. Wir haben dann sehr schnell die erste Fieberambulanz in Rheinland-Pfalz aufgebaut, dies ging nur in enger Abstimmung mit dem Verwaltungsstab. Rasch haben wir gemerkt, „die Krise braucht ein Gesicht“ und der Oberbürgermeister und ich haben Videos gedreht, um BürgerInnen zu informieren. Dies war alles neu für uns.

2021 hatten wir dann die Ahrflut. Hier haben die Mitarbeitenden unserer integrierten Leitstelle in Koblenz enormes geleistet. Auch dies war eine besondere Herausforderung.

Ich habe bei diesen Ereignissen sehr viel gelernt, ich wachse mit den Aufgaben.

Dies kostet natürlich viel Energie, eins ist mir bei all dem klar geworden: Gemeinsam können wir mehr erreichen.

Durch die letzten Jahre ist mir umso deutlicher geworden, wir müssen besser mit dem Wandel leben und Change Management als fortlaufenden Prozess verstehen.

Sie haben auch viele Ehrenämter inne, sind z. B. stellvertretende Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes Koblenz und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Hochschule Koblenz. Außerdem leiten Sie unter anderem die Fachbereiche Sicherheit, Ordnung und Katastrophenschutz. Woraus schöpfen Sie die Energie für diese herausfordernden Aufgaben?

Meine zwei bedeutendsten Kraftquellen sind die Familie und mein Glaube. Ich lebe im großen Familienverbund in einer Hofgemeinschaft mit drei Häusern, dies gibt mir ganz viel Stärke. Außerdem bin ich praktizierende Christin.

Welche Begegnungen bzw. Erfolge, welche Herausforderungen bleiben Ihnen als Bürgermeisterin heute in Erinnerung?

Ich pflege einen sehr engen Kontakt zum Kinderhospiz. Im Jahre 2022 wurde der Kinderhospiztag vorm Schloss mit vielen Schulklassen veranstaltet. Dieser Tag ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein weiterer schöner Moment war für mich die Ausrichtung der Special Olympics Landesspiele im Sommer 2022 – hier zeigte sich die Begeisterung der Menschen und dass Koblenz durch und durch Sportstadt ist. Darüber hinaus bin ich natürlich in den unterschiedlichsten Vereinen von Sport, Karneval etc. unterwegs. Was ich dabei persönlich sehr schätze ist, wenn Menschen mich dort oder z. B. in der Innenstadt ansprechen und man in den Dialog kommt. Ich mag den unmittelbaren Kontakt mit den BürgerInnen unserer wunderschönen Stadt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Berufsleben von Frauen?

Grundsätzlich wünsche ich mir mehr Selbstverständlichkeit. In zehn Jahren führen wir hoffentlich auch solche Interviews, aber dann mit anderen Schwerpunkten. Dafür benötigen wir gleiche Bezahlung, bessere Aufteilung der Familienarbeit und intelligente Teilzeitmodelle.

Was jedoch bei Ihrer Frage nicht vergessen werden sollte: Frauen mit guter Schulbildung sind nicht immer der Maßstab, eine Förderung sollte durch alle Schichten gehen, nicht nur für die gut ausgebildete Mittelschicht und die möglichen Führungspositionen oder deren Kandidatinnen, sondern auch für Frauen, die vielleicht eine ganz andere Hilfe benötigen – sowohl finanzielle als auch strukturelle. Ich halte grundsätzlich viel davon, die Stärken der Menschen zusammenzubringen, das ist viel effizienter als die Teile des Einzelnen.

Vielen Dank für Ihre spannenden Antworten und den offenen Austausch!

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Volksbank RheinAhrEifel eG

Wir stellen vor: Teamleiterin Direktberatung Karin Mombaur

Volksbank RheinAhrEifel im Interview Karin Mombaur

Teamleiterin Privatkundenberatung

Foto: Marco Rothbrust

Frau Mombaur, Sie arbeiten mittlerweile seit über 40 Jahren bei der Volksbank. Erzählen Sie uns doch ein bisschen, wie Sie damals zu uns kamen?

Nach meiner kaufmännischen Ausbildung in einem Ingenieurbüro stieß ich auf ein Zeitungsinserat der Volksbank, in dem man Mitarbeiter für die Buchhaltung suchte. 1982 nahm ich diese Stelle an. Ich arbeitete allerdings tatsächlich nur wenige Monate in der Buchhaltung, bis mich mein Vorgesetzter fragte, ob ich mich mal im Kundenservice versuchen wolle.

Das heißt, Sie kamen eigentlich zufällig in den Kundenbereich?

Richtig, ich suche immer neue Herausforderungen. Da kam mir das Angebot sehr gelegen und mit Kunden zu arbeiten empfinde ich nach wie vor als eine sehr bereichernde Aufgabe. Ich habe mich dann mit vielen Fortbildungen auf die Privatkundenberatung spezialisiert und später dann parallel ein Team von 7-8 Mitarbeitern übernommen. Durch die Fusion mit Mayen waren es später über 20 Teammitglieder.

War das der Moment, in dem sie sich entschieden haben, Ihre Aufmerksamkeit zu 100% auf die Teamleitung zu fokussieren?

Die Entscheidung ist mir wirklich schwergefallen. Denn ich schätze die Erfolgserlebnisse, die man direkt am Kunden hat, wenn man die perfekte Lösung für ihn entwickeln konnte. Allerdings mag ich es auch sehr, jungen Beratern auf den Weg zu helfen. Letztlich habe ich mich dann für mein Team entschieden.

Das Corona-Jahr 2020 hat Ihnen wieder eine neue Herausforderung gestellt, die Gründung der Direktberatung in der Volksbank Direkt. Wie war das für Sie, die Kundenberatung ins digitale Zeitalter zu überführen?

Spannend! Da eine digitale Beratung bei uns noch nie da gewesen ist, hatten wir die Möglichkeit, vieles auszuprobieren. Das ergab einen tollen Austausch zwischen den Generationen. Auch jüngere Kollegen konnten hier ältere durch ihr technisches Know-How unterstützen. Im Übrigen sehe ich große Vorteile in der digitalen Beratung. Beispielsweise muss der Kunde keinen Weg auf sich nehmen, wir holen ihn praktisch im eigenen Wohnzimmer ab, wo er sich auch wohl fühlt. Auch wenn ich ihn nach einem bestimmten Dokument frage, hat er zuhause direkt Zugriff darauf, das ist sehr praktisch.

Nun arbeiten Sie in einer Führungsposition bei der Bank, wo Frauen leider noch immer unterrepräsentiert sind. Woran meinen Sie, könnte das liegen?

Ich kann sagen, dass es definitiv nichts mit der Zielstrebigkeit oder der Qualifikation der Frauen zu tun hat. Aber was ich immer wieder höre ist, dass Frauen sich der bestehenden, männerbesetzten Führungsebene nicht zugehörig fühlen und deshalb Beförderungen nicht aktiv forcieren. Andere stellen ihre Karriere vielleicht hinter der ihres Partners zurück, wenn sie Kinder haben.

Fühlen Sie sich denn von den männlichen Kollegen Ihrer Ebene ernst genommen und respektiert?

Definitiv ja. Männerrunden diskutieren zwar anders, ich selbst fühle mich aber in keiner Weise davon benachteiligt, es kommt sogar vor, dass meine männlichen Kollegen mich explizit nach meiner Meinung als Frau konsultieren. – Nicht, dass ich die nicht auch ungefragt sagen würde.

Welche Soft Skills erfordert eine Teamleiterposition?

Ich persönlich denke, neben der fachlichen Kompetenz ist Empathie ein sehr wichtiger Schlüssel. Man sollte versuchen, sich in die Menschen, für die man zuständig ist, hineinzuversetzen. Wenn man auf Augenhöhe bleibt, wird einem in der Regel automatisch mit Respekt begegnet. Im Übrigen glaube ich, dass gerade das eine Eigenschaft ist, die Frauen durch ihre intuitive Veranlagung besonders liegt. Zudem sind es die meisten Frauen auch gewohnt, nicht nur selbstbezogen, sondern auch für andere mitzudenken.

Was waren anfangs die größten Herausforderungen für Sie in dieser Position?

Das war, denke ich, die Teamgröße. Nach der Fusion mit der Volksbank Mülheim-Kärlich 2017 waren es zeitweise über 30 Mitarbeiter, für die ich verantwortlich war. Bei einem Team dieser Größe ist es natürlich eine große Herausforderung, trotzdem noch individuell auf jeden einzelnen einzugehen bzw. jedem gerecht zu werden. Eine andere Herausforderung ist die Gleichbehandlung, da man die Berater ja allein schon wegen verschiedener Schnittstellen im operativen Geschäft viel häufiger sieht als die Servicekräfte. Es war dennoch immer mein Anspruch, auch die Anliegen der Servicekräfte zu hören.

Wenn Sie Ihre Entscheidung zwischen Teamleitung und Kundenberatung nun rückblickend betrachten, würden Sie sagen, dass es die richtige Entscheidung war?

Ja! (lacht herzlich) – nach wie vor. Der Austausch und das Miteinander mit meinem Team sind für mich das „Salz in der Suppe“! Und junge Berater zu unterstützen und Ihnen den Rücken zu stärken, empfinde ich als sehr wertvolle Aufgabe. Trotzdem freue ich mich immer, wenn ich über die Gesprächsbegleitung doch noch ab und an einem Kundengespräch beiwohnen kann.

Sehen Sie in der Beratung Unterschiede in der Vorbereitung von Männern und Frauen?

Ja, das schon. Junge Frauen kommen deutlich vorbereiteter in die Beratung als junge Männer. Sie haben klarere Lebenspläne und Ziele vor Augen, auf die sie sparen wollen und einen besseren Überblick, in was ihr Geld monatlich fließt.

Gibt es einen Rat, den Sie speziell Frauen ans Herz legen würden?

Dass sie ihre Finanzen frühzeitig selbst in die Hand nehmen und sich bewusst einen vom Partner unabhängigen Puffer zur Absicherung ansparen. Lebensumstände können sich kurzfristig verändern, dafür sollte man junge Menschen generell mehr sensibilisieren. Es ist z.B. auch sehr wichtig, sein Einkommen zu versichern. Denn bekäme man im Krankheitsfall nur noch 70% des Gehalts, wer könnte damit dann schon gut zurechtkommen?

Hat Ihnen schon mal ein Kunde gedankt, dass er durch Sie optimal auf den Ernstfall vorbereitet war?

Ja, das habe ich schon mehrfach erlebt. Ich erinnere mich noch gut an einen Kunden, der es für äußerst unwahrscheinlich hielt, einmal arbeitslos zu werden. Dennoch konnte ich ihn überzeugen, seinen Kredit für diesen Fall abzusichern. Als er später seinen Job verlor, aber auf die Versicherung zurückgreifen konnte, hat er sich persönlich bei mir für diesen Rat bedankt.

Das ist ein sehr schönes Beispiel.

Damit wären wir auch schon am Ende des Interviews angelangt. Wir danken Ihnen, dass Sie sich die Zeit dafür genommen haben, uns einen kleinen Einblick zu geben!

Sehr gerne! Es hat mir auch großen Spaß gemacht!

Judith Klassmann-Laux: Die Zukunft wird flexibler und bringt mehr Chancen!

Volksbank RheinAhrEifel im Interview mit Judith Klassmann-Laux

Wirtschaftsförderin

Foto: WFG Vulkaneifel mbH

Die Zukunft wird flexibler und bringt mehr Chancen!

In unserer Serie „Die Finanzexpertin“ lassen wir starke Frauen zu Wort kommen. Unsere Mission? Andere Frauen zu empowern und zu ermutigen, ihre berufliche und finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Wir freuen uns sehr, dass wir Judith Klassmann-Laux für ein Interview gewinnen konnten. Als Geschäftsführerin der WFG (Wirtschaftsförderungsgesellschaft) Vulkaneifel mbH ist sie Ansprechpartnerin und Ratgeberin für alle Unternehmerinnen und Unternehmer im Landkreis Vulkaneifel und solche, die es werden wollen. Wir sprechen mit ihr über geschlechterspezifische Unterschiede in der Gründer- und Unternehmerszene, darüber, wie sie als Mutter den Spagat zwischen Beruf und Familie meistert und warum sie die Zukunftschancen für Frauen in Führungspositionen als hoch einschätzt.

Sie sind seit 2017 Geschäftsführerin der WFG Vulkaneifel mbH und Ihre Mission ist es, ExistenzgründerInnen und Unternehmen in der Region zu stärken und die Wirtschaft im Landkreis zu fördern. Was hat Sie an dieser Aufgabe besonders gereizt?

Nach meinem Studium der Diplom-Sozialwissenschaften habe ich beim Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier gearbeitet und u. a. Projekte zur Gründungsförderung von Frauen oder Beratungen „Frauen und Beruf“ durchgeführt. 2010 bin ich mit meinem damaligen Freund und heutigen Mann, Thomas Klassmann (Direktor Regionalmarkt Eifel), zusammengezogen und habe als Gründungsberaterin bei der WFG begonnen. 2012 wurde ich Prokuristin der WFG und bin seither Ansprechpartnerin für die bestehenden Unternehmen im Landkreis Vulkaneifel. Meine Motivation zur Übernahme der Geschäftsführung im Jahr 2017 war und ist es, gestalten zu können. Ich kann den Fokus gezielter setzen, zum Beispiel darauf, GründerInnen auch in der sensiblen Anfangsphase zu begleiten. Besonders hier erfahren junge UnternehmerInnen die größten Herausforderungen.

Erleben Sie in der Beratung Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Wie ausgewogen ist der Anteil bei Führungsrollen und GründerInnen?

Ja, Gründerinnen gehen oft weniger Risiken ein, sind aber etwas besser vorbereitet. Die Gründung erfolgt hier meist im Nebenerwerb, was anfangs auch weniger Risiko bedeutet. Nicht selten erfolgt dann nach einigen Jahren der Umstieg in den Vollerwerb, dann, wenn sich das Unternehmen am Markt etabliert hat. Aus unserer Sicht ein gesundes Unternehmenswachstum.  Bei den Unternehmen, die schon länger am Markt sind, stellen wir fest, dass zum Großteil immer noch mehr Männer in Führungspositionen tätig sind als Frauen. Je kleiner der Betrieb, desto mehr Frauen führen – bei den Gründerinnen ist das Verhältnis 50/50.

Nehmen Männer Sie in Ihrer Funktion als Geschäftsführerin in der Zusammenarbeit als Exotin wahr?

Unter Kollegen ist das oft noch so… Wirtschaftsförderung ist ein männlich-dominiertes Berufsfeld. Wenn ich z. B. als Geschäftsführerin der WFG am Forum der deutschen Wirtschaftsförderer teilnehme, sind maximal 20 Prozent der TeilnehmerInnen weiblich. Vor einigen Jahren war dieser Prozentsatz deutlich geringer. Das Bild verändert sich erfreulicherweise zunehmend. Ich habe gelernt, nicht alles persönlich zu nehmen oder entsprechend zu kontern, wenn es mal einen Spruch gibt. In der Zusammenarbeit mit unseren Kunden ist das anders. Ich bin 2015 auf einen Geschäftsführer gefolgt, der mehr als 30 Jahre die Geschicke der WFG gelenkt hat. Einen solchen Erfahrungsschatz holt man nicht von heute auf morgen auf. Und dabei spielt es keine Rolle, ob man nun eine Frau oder ein Mann ist. Hier galt es einfach zu beweisen, dass man auch mit neuen Impulsen Akzente setzen kann. Ich denke, das ist mir gelungen. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt erlebt, dass meine Fähigkeiten in Frage gestellt wurden, weil ich eine Frau bin – und dazu noch in Teilzeit arbeite.

Sie sind Mutter eines siebenjährigen Sohns. Wie meistern Sie den Spagat zwischen Familie und Karriere?

Ich habe meinen Wunsch nach einer Teilzeitstelle im Bewerbungsverfahren um die Stelle des Geschäftsführers offen kommuniziert. Ich habe eine 80-Prozent-Stelle mit 32 Stunden pro Woche. Dass es natürlich in den Erkältungsmonaten in der Kita und jetzt Schule auch mal hektisch im Alltag wird, ist nicht zu vermeiden. Da waren die Jahre 2020 und 2021 mit einer geschlossenen Kita oder Notbetreuung natürlich eine besondere Herausforderung für Familien. Wenn unser Sohn krank wird, wechseln mein Mann und ich uns in der Betreuung ab, je nachdem, wer welche Präsenztermine hat. Zudem haben wir viel Unterstützung von der Familie und es gibt großartige externe Betreuungsangebote in der Region. Meinem Mann und mir ist es wichtig, viele Absprachen zu treffen. Der Alltag ist dadurch gut organisiert und es fühlt sich auch gut an. Sollte es zeitlich mal nicht passen, greifen wir auf Tante, Oma und Opa oder einen unserer drei Babysitter zurück. Es gibt einfach immer mal wieder Abendtermine, die mein Mann und ich gleichermaßen in unserer jeweiligen Position wahrnehmen.

Was wünschen Sie sich für eine bessere Work-Life-Balance?

Grundsätzlich wird die WFG Vulkaneifel, wie auch die Unternehmen in der Region, das Thema Fachkräftesicherung begleiten und legt damit automatisch den Fokus auf Work-Life-Balance. Denn nur wer Work-Life-Balance als Anliegen seiner Fachkräfte begreift, ist langfristig wettbewerbsfähig. Beide Partner möchten arbeiten und suchen als Arbeitnehmer Lösungen bei ihren Arbeitgebern. Dies funktioniert nur im Dialog zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und wird am Ende einen positiven Beitrag für die Gesellschaft bringen.

Wie hat sich die Arbeits- und Familienwelt in den letzten Jahren gewandelt – sowohl für Frauen, Männer, UnternehmerInnen?

Frauen brechen eher Muster auf und überzeugen zuerst sich selbst – nach dem Motto „Ich schaffe das“ – und kombinieren Job, Familie und Haushalt. Männer beschäftigen sich (noch) weniger mit dieser Vereinbarung, erwägen seltener Teilzeitarbeit oder längere Elternzeit zu nehmen. Hier wird es in den kommenden Jahren wohl die größten Veränderungen geben. Frauen fordern beruflich mehr Anerkennung, Dialog und Förderung, aber auch Hilfe und Unterstützung, ein.

Angestellte oder Unternehmerinnen bleiben besonders nach dem ersten Kind nicht zu 100 Prozent zu Hause – dies ist heute finanziell für viele Familien auch nicht mehr möglich. Die Zukunft wird flexibler werden und bietet so auch mehr Chancen für Frauen als Unternehmerinnen oder in Führungspositionen.

Was wünschen Sie sich für Frauen im Beruf und insbesondere in Führungspositionen?

Ich hoffe, dass der gegenseitige Respekt und das wertschätzende Miteinander noch bewusster werden. Heutzutage stehen wir uns dort selbst manchmal im Weg. Gerade Frauen (und Mütter) sind gut darin, sich gegenseitig für ihr jeweils gewähltes Modell im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verurteilen.  Für die junge Generation wünsche ich mir z. B. eine gesunde Resilienz und viel Gelassenheit im Umgang mit Leistungsdruck und Veränderungen.

Was sind Ihre Wünsche und Ziele für das nächste Jahr?

Dass wir alle gesund bleiben, nicht vergessen, Spaß zu haben und allgemein zufriedener werden.

Vielen Dank für das schöne Interview.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Volksbank RheinAhrEifel

Iris Steinacker-Creutzfeldt: Beruf und Finanzen selbstbestimmt in die Hand nehmen!

Volksbank RheinAhrEifel im Interview mit Steuerexpertin Iris Steinacker-Creutzfeldt

Beruf und Finanzen selbstbestimmt in die Hand nehmen!

In unserer Serie „Die Finanzexpertin“ lassen wir starke Frauen zu Wort kommen. Unsere Mission? Andere Frauen zu empowern und zu ermutigen, ihre berufliche und finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Aufsichtsrätin Iris Steinacker-Creutzfeldt für ein Interview gewinnen konnten. Als selbstständiger Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist sie eine erfolgreiche Frau in einer Männerdomäne und gibt spannende Einblicke und hilfreiche Tipps.

Frau Steinacker-Creutzfeldt, Sie sind Dipl.-Kauffrau, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Gesellschafterin von Steinacker Creutzfeldt Steuerberater Wirtschaftsprüfer Rechtsanwalt. Woher kam Ihre Affinität für diese Themen?

Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der selbständiger Steuerberater ist. Schon als Schülerin habe ich in seiner Kanzlei gearbeitet und Belege abgeheftet, Order sortiert etc.. Ich hatte also schon von klein auf Berührungspunkte. Meine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin machte ich allerdings ganz bewusst in einer anderen Kanzlei. Ich merkte sofort, dass es inhaltlich genau mein Ding ist.

Bei der Steuerfachgehilfin ist es aber nicht geblieben, Sie haben direkt weiter gemacht.

Mir war schon früh im Leben klar, dass ich mein eigener Chef sein und irgendwann eine eigene Kanzlei haben möchte. Daher studierte ich nach meinem Abschluss zur Steuerfachgehilfin BWL an der Uni Trier. Ich arbeitete nach dem Bestehen meines Universitätsexamens bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der sog. „Big Four“. Dort bereitete ich mich schon bald berufsbegleitend auf mein Steuerberaterexamen vor. Ein halbes Jahr nach bestandener Steuerberaterprüfung wurde ich Partnerin in einer Steuerberaterkanzlei in Koblenz.

Die Ausdauer hat sich gelohnt. Aber auch bei der reinen Steuerberatung ist es nicht geblieben. Sie haben anschließend auch noch das Examen zum Wirtschaftsprüfer gemacht und damit eine Männerdomäne betreten.

Richtig. Steuerberaterinnen gibt es mittlerweile etliche, die Frauen haben sich gut durchgesetzt. Bei der Wirtschaftsprüfung ist es etwas anders. Der Frauenanteil liegt aktuell hier nur bei ca. 18 Prozent mit 2.710 weiblichen Wirtschaftsprüfern in Deutschland. Das liegt daran, dass der Weg zum Examen sehr langwierig ist. Selten sind die AbsolventInnen beim Examen unter 30 Jahre alt. So liegt der Anteil der unter 30-jährigen Wirtschaftsprüfer in Deutschland derzeit bei ca. 1 Prozent. Frauen entscheiden sich zugunsten der Familienplanung häufig gegen diesen beruflichen Werdegang. Dabei sind die Karriereaussichten hervorragend und es ist eine anspruchsvolle und sehr abwechslungsreiche Tätigkeit mit tiefen und vor allem übergreifenden Einblicken.

Also eine klare Berufsempfehlung. Was würden Sie jungen Frauen raten, die Wirtschaftsprüferin werden wollen?

Fangt so früh wie möglich an und zieht es konsequent in möglichst kurzer Zeit durch! Je jünger man ist, umso weniger andere Verpflichtungen hat man und kann sich voll fokussieren. Die Ausbildung kostet viel Zeit und Energie. Mit Kindern wird das natürlich nochmal anspruchsvoller. Auch ein unterstützender und verständnisvoller Lebenspartner im Hintergrund hilft ungemein.

Was halten Sie von der Frauenquote?

Die Frauenquote ist wichtig, um in unserer Gesellschaft eine Veränderung zu erreichen. Dennoch finde ich es schade, dass es einer Frauenquote bedarf. Ich sehe mich als Berater geschlechtsunabhängig. Die Menschen, die zu mir zur Beratung kommen, tun das doch nicht, weil ich eine Frau bin, sondern weil sie überzeugt sind, dass ich sie gut berate. Viel mehr als die Frauenquote brauchen Frauen Infrastrukturen, die ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen.

Glauben Sie, dass das Steuersystem Frauen benachteiligt?

Nein, das Steuergesetz halte ich grundsätzlich für geschlechtsneutral. Anders sieht es mit den nachgelagerten Systemen aus, die auf dem Steuerrecht aufsetzen. Zum Beispiel die Regelung der Bemessungsgrundlagen für Lohnersatzzahlungen. Da diese am Nettogehalt berechnet werden, werden Frauen aufgrund ihrer Lebensrealität häufiger benachteiligt als Männer. Wenn der Partner mehr verdient, wählen Frauen nämlich häufig die für sie ungünstigere Steuerklasse. Die Nettoauszahlung ist demzufolge geringer, der Ehemann erhält mehr. Gerechter wäre es, das Bruttoeinkommen der Bemessung dafür zugrunde zu legen.

In Ihrem Beruf bekommen Sie Einblicke in die unterschiedlichsten Einkommenssituationen. Wie nehmen Sie die Einkommensentwicklung von Männern und Frauen war?

Da nehme ich in den letzten Jahren eine deutliche Angleichung wahr.

Wenn es um die Finanzen und die Steuererklärung geht – wer hat da in der Ehe in der Regel die Hosen an?

Immer noch ganz klar die Herren. Sie nehmen die Termine in unserer Kanzlei häufig allein wahr. Wenn es um die gemeinsamen Finanzen oder die Finanzen des Familienunternehmens geht, halten sich viele Frauen weiterhin sehr zurück. Sie haben selten vollständige Einblicke in die aktuelle wirtschaftliche Situation. Wenn dann Unvorhergesehenes eintritt, wie eine plötzliche schwere Erkrankung des Partners, eine unverschuldete wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens, eine Insolvenz oder andere ungünstige Situationen, sind Frauen häufig nicht gut vorbereitet.

Welchen Rat möchten Sie Frauen mit auf den Weg geben?

 Sich zu interessieren! Für den Beruf des Partners und wenn er selbstständig ist, auch für das Unternehmen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, das Geschäft und seine Entwicklung zu verstehen und stets informiert zu sein – nicht nur für den Fall, dass dem Lebenspartner etwas zustößt. Das gilt natürlich auch umgekehrt! Ich denke, in einer Partnerschaft sollte man sich gemeinsam um das Familienvermögen kümmern und keine Scheu haben, über Geld zu sprechen.

Vielen Dank für das interessante Interview, liebe Frau Steinacker-Creutzfeldt. Auch dafür, dass Sie sich bereit erklärt haben, für die weiteren Beiträge unserer Serie „Frauen und Finanzen“ die wichtigsten Steuerfragen speziell für unsere Leserinnen zu beantworten.

Sehr gerne!